Puppy

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Hannibal Lecter x Will Graham
Hannibal
Gay, Trans ftm

Wörter: 1307

"Halt an, halt an, halt an!"

Hannibal zuckte so heftig zusammen, dass er das Lenkrad herumriss und den Wagen in die Gegenspur lenkte, bevor er es wieder zurück auf die richtige Spur lenkte und dann am Straßenrand parkte. Er rieb sich mit den Händen durch das Gesicht und seufzte.

"Du bist wach." keuchte er. Will sah ihn an: "Offensichtlich." "Du hast bis eben geschlafen!" "Ja, Hannibal, wenn du mich nicht unter Drogen setzt, lässt sich nicht unbedingt berechnen, wann ich aufwache. Und jetzt bin ich wach." Hannibal sah seinen Freund verständnislos an.

"Und warum genau hast du mich so angeschrien?" Will sah ihn unschuldig an. Dann schnallte er sich ab und stieg aus. "Will?" fragte Hannibal verwirrt. Seufzend stieg er ebenfalls aus dem Wagen und ging Will nach, der die leere Straße nach unten gerannt war.

"William Graham, was in aller Welt tust du?" fragte er und beschleunigte seine Schritte, als Will auf einmal die Straße verließ und ins Gebüsch verschwand. "William!" "William mich nicht!" rief Will zurück. Er hatte sich den Namen zwar selber ausgesucht, aber er mochte es nicht sonderlich, wenn Hannibal ihn bei seinem vollen Namen nannte. Es kam ihm einfach komisch vor, Hannibal hatte ihn schon immer mit Will abgekürzt.

"Will!" Hannibal wollte ihm gerade ins Gebüsch folgen, als Will wieder nach draußen kam. Er war ganz klein geworden. Er sah Hannibal nicht an. "Will." "Sie ist tot..." flüsterte er und wischte sich über die Wangen.

"Wer ist tot? Will, was-" Will hatte begonnen zu weinen. Hannibal ging besorgt an ihm vorbei ins Gebüsch. Er schaltete die Taschenlampe seines Handys ein und leuchtete. Er konnte Wills Fußspuren im Matsch sehen. Wenige Meter ins Gebüsch hinein, sah Hannibal einen Hund auf dem Boden liegen. Hannibal ging in die Knie und strich dem Hund über das nasse, dreckige Fell. Das Tier war steif und kalt.

"Will, geh ans Auto, im Kofferraum ist eine Kiste!" rief Hannibal. Es war für einen Moment leise. Will weinte noch immer, aber er rannte zurück zum Wagen. Hannibal holte die Kiste an der Straße ab. Er wollte nicht, dass Will den Hund nochmal so sah.

Er legte seinen Schal über die Hündin und hob sie in die Kiste. Er würde sie später anständig beerdigen. "Sie hatte Babys als ich das letzte mal gesehen habe!" hörte er Will rufen, "Sie ist weggelaufen! Ich habe sie danach lange nicht mehr gefunden!"

"Will, es gibt Welpen?" rief Hannibal und trat mit der Kiste aus dem Wald. Will nickte steif. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und weinte noch immer. Hannibal wollte ihm helfen, für ihn da sein, irgendwas tun. Aber er wusste auch, dass sich um den Hund zu kümmern, Will am meisten half.

"Wie viele sind es?" "Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, Hannibal. Drei? Vielleicht mehr." Hannibal begann stärker zu schluchzen. "Will, hör mir zu." sagte Hannibal und ging zu ihm, "Fahr nach Hause. Ich suche nach den Welpen. Wenn ich sie finde, laufe ich nach Hause. Es ist nicht mehr weit. Bereite alles für die Welpen vor und ich bringe sie nach Hause." "Sie sind winzig, noch wirklich Babys. Pass auf, okay?"

Hannibal zog seinen Freund an sich, gab ihm einen Kuss und nahm ihn fest in den Arm. "Shh, du schaffst das. Komm schon, sie brauchen dich. Es sind Babys. Ich weiß nicht, was ich mit ihnen machen soll, du weißt es. Ich bringe sie nach Hause und du kümmerst dich um sie, okay?" "Okay." flüsterte Will. Hannibal gab ihm einen weiteren Kuss. Dann verschwand er wieder in den Wald und Will ins Auto.

~*~*~

Hannibal betrat das Haus. Die Hunde kamen ihm entgegen gerannt, aber er bremste sie ab. "Sitz." sagte er und sofort reagierten alle. Hannibal war überrascht gewesen, wie konsequent Wills Hund erzogen waren.

Will kam in den Flur und starrte Hannibal an. "Ich habe sie gefunden, Will, aber..." Er griff in seine Manteltasche und zog ein kleines Bündel Hund hervor. In Hannibals großen Händen wirkte der Hund noch winziger. Er war kaum eine Hand voll.

"Lebt er?" fragte Will, ängstlich näher zu kommen und selber nachzusehen. "Ja, er lebt. Aber... Er war der einzige von fünf Welpen, der lebt." Will kam auf ihn zu und nahm den Welpen vorsichtig aus Hannibals Händen. Er ignorierte alles, was an diesem Abend passiert war, dass seine Wangen klebrig waren von seinen Tränen und seine Augen vom Weinen erschöpft waren.

Er konzentrierte sich nur auf den kleinen Haufen Leben in seinen Händen.

~*~*~

Hannibal wachte zum gefühlt hundertsten Mal in dieser Nacht auf, als Will sich aus seinen Armen befreite und aufstand, um den Welpen füttern zu gehen. "Will..." grummelte er. "Ich kann ihn nicht verhungern lasen, Hannibal." "Mach mit ihm, was du willst, aber entweder du bleibst in meinen Armen oder du bleibst weg von mir, aber wenn ich nicht morgen meinen ersten Patienten umbringen soll, um mit seinem Blut Kaffee zu kochen, musst du mich endlich schlafen lassen!"

Will musste lachen und gab Hannibal einen Kuss. "Mit Blut kann man keinen Kaffee kochen, es würde-" "Will, halt den Mund oder ich esse deine Zunge!" brummte Hannibal und drückte sich Wills Kissen auf den Kopf. "Ist ja gut, ich bin leiser." lachte Will, bevor er leise das Schlafzimmer verließ.

Hannibal wurde wieder wach, als Will zurück kam und er dachte ernsthaft darüber nach entweder selber ins Gästezimmer zu ziehen oder Will dorthin zu verbannen. Er brauchte Schlaf.

Hoffend, dass er wieder einschlafen würde, ließ Hannibal die Augen einfach geschlossen und bewegte sich nicht. Er spürte, wie sich die Matratze neben ihm wieder absenkte und er wartete darauf, dass Will sich wieder in seine Arme zwängte, aber nichts passierte.

"Will? Bist du okay?" fragte Hannibal und öffnete nun doch die Augen. "Ja, wieso?" "Wieso bist du da drüben?" "Weil du mir gesagt hast, dass ich entweder aus deinen Armen wegbleiben soll oder gefälligst da bleiben soll. Und da ich diese Nacht noch zweimal aufstehen und den Kleinen füttern muss, bliebe ich aus deinen Armen weg."

Hannibal grummelte und rutschte zu Will. Er nahm ihn in den Arm und vergrub seine Nase in den dunklen Locken. Will drückte sich sofort näher an den warmen Körper und machte es sich gemütlich.

~*~*~

Will betrat stürmisch Hannibals Büro und blieb dann abrupt stehen. Dass er dieses Bild mal sehen würde, hatte er auch nicht gedacht.

Hannibal saß an seinem Schreibtisch, trug einen Welpen auf dem Arm und hielt eine winzige Flasche in der Hand. Mit einem Tuch, wischte er immer wieder das Fell am Kinn des kleinen Tieres ab, da er die Milch scheinbar nicht so schnell schlucken konnte, wie er es gerne hätte.

Will zog sein Handy hervor und machte ein Foto.

"Überrascht es dich so sehr, dass ich ihn nicht habe verhungern lassen, dass du sogar ein Beweisfoto machst?" lachte Hannibal. Er sah kurz zu Will auf, senkte dann wieder den Blick, um sich auf den Hund zu konzentrieren.

Will konnte den Kleinen schlecht mit zur Polizei und in die Uni nehmen, weswegen er ihn bei Hannibal gelassen hatte. Dieser konnte zur Not auch während einer Therapiesession mal den Hund füttern, allerdings war es eigentlich so getaktet, dass der Kleine nur zwischen den Sessions Milch brauchte.

Will ging zu Hannibal und setzte sich auf die Armlehne des Stuhls. Er gab seinem Freund einen Kuss auf die Schläfe und lächelte sanft. "Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast." sagte er leise und strich durch das helle Haar. "Du hättest mich umgebracht, hätte ich es nicht getan." "Vermutlich." schmunzelte Will.

Hannibal gab ihm den Welpen und zog Will dann auf seinen Schoß. "Ich habe noch einen Termin. Ein neuer Patient. Dann kann ich dich mit nach Hause nehmen. Ansonsten müsstest du selbst fahren." "Nein, ich warte im Wartezimmer." sagte Will lächelnd und gab Hannibal einen Kuss, "Ich übernehme jetzt wieder den Kleinen."

Hannibal lächelte und gab Will einen sanften Kuss.

LGBTIA+ OneshotsWhere stories live. Discover now