Kapitel 1

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Bella

»Nimm sie gerne mit!« Mein Blick wanderte zu meiner Floristin, die gerade ein paar Blumen zusammenband und mir ein kleines Schmunzeln schenkte. Ich hob die blauen Tulpen auf und betrachtete sie. Sie sahen wie immer wunderschön und bezaubernd aus.

»Mein Zimmer ist voll davon. Lieber nicht«, sagte ich mit einem leichten Lächeln. Ich legte sie zurück, obwohl mein Herz es nicht wollte. Ich liebte Blumen zu sehr. Am meisten die blauen Tulpen!

»Du kannst jetzt gehen, Liebes. Ich kümmere mich um hier, komm du nicht zu Spät« Stimmt. Ich hatte garnicht auf die Zeit geachtet. Hier gab es auch keine Uhr.

»Yep«, murmelte ich seufzend und zog meine hellgraue Latzschürze aus. Mein Blick wanderte zu Camilla, als ich mein weißes Kleid mit kleinen blauen Blumen glatt durchstrich. Ich liebte Kleider zu sehr und konnte nicht aufhören, sie zu tragen. Die roten Flecken an ihrem Hals lenkten mich ab.

»Schon wieder?«, fragte ich -in der Hoffnung, es würde nicht stimmen, aber ich wusste, dass es stimmte- Leider. Sie sah zu mir auf und lächelte leicht, bevor sie nickte. In ihrem Lächeln war nichts Wahres. Lügen, Hoffnungen und Verzweiflung.

»Mach dir keine Sorgen um mich, Mia« Natürlich tat ich das. Sie lebte mit einem schrecklichen Ehemann zusammen, den ich nicht leiden konnte. Männer, die vor einer Frau die Hand hoben, waren für mich die größten Pussys.

»Ich kann dir jederzeit helfen, Camilla. Du weißt schon, oder?«, fragte ich sie und hoffte, dass sie endlich zustimmen und mich um Hilfe bitten würde. Ich konnte nichts tun, es sei denn, sie bat mich um Hilfe. Ich konnte ihren Mann im Handumdrehen erledigen, alles was ich brauchte war ein Ja von ihr.

»Ich weiß«, grinste sie mich an und drehte sich um, um die Vasen in die hinteren Fächer zu sortieren. Bianca – meine Stiefmutter – hatte mehrere Freunde, die Anwälte oder Richter waren. Ich konnte ihr alles erzählen und sie würde es ihren Freunden erzählen. Sie mochte mich sehr und hätte nicht einmal im Ansatz daran gedacht, dem Helfen zu entgehen. Und wenn es um eine hilflose Frau ging, überhaupt nicht.

»Ich gehe dann mal!«, schrie ich zu Camilla, die nicht mehr im Sicht war. Sie rief einen fröhlichen Abschiedsgruß, woraufhin ich mich auf den Weg machte, nachdem ich meine Tasche geholt hatte. Es begann zu regnen. Ich hatte keinen Führerschein, keinen Regenschirm und kein aufgeladenes Handy, weil die liebe Mia gestern die Steckdose nicht richtig eingesteckt hatte.

Die Tatsache, dass ich John -meinen Stiefvater, wiedersehen würde, machte meine Verzweiflung nicht besser. Ich mochte ihn nicht. Er war nun seit ein paar Monaten mit Bianca verheiratet und hatte von Anfang an einen negativen Einfluss auf mich. Sein Verhalten war seltsam, seine Blicke ekelhaft und seine Arbeit suspekt. Er arbeitete in seinem eigenen Unternehmen und war dort sehr erfolgreich. Es war leicht zu sagen, warum seine Arbeit verdächtig war. Wer würde einem Mann erlauben, eine seiner Stieftöchter auszuwählen, damit sie heiraten und das Geschäft besser machen? Ja, niemand! Größter Blödsinn aller Zeiten. So etwas hatte ich noch nicht einmal in Büchern gelesen.

Gott sei Dank, nicht ich. Ich habe keine Ahnung, warum, aber John bestand darauf, dass ich mich nicht einmische, sondern nur meine beiden Stiefschwestern – Biancas und seine leibliche Töchter. Alyssa und Amber. Ich hoffte, dass, wer auch immer dieser Mann war, Amber wählen würde, um Alyssa bei mir zu behalten. Meine Beziehung zu Amber war die Katastrophe. Wir hatten jeden Tag ohne Pause Streit. Im Gegensatz zu Alyssa. Ich sah sie als leibliche Schwester.

Regen prasselte auf meinen Körper, als ich durch die Straßen ging. Meine weißen Ballerinas waren schon nass. Mein Outfit gefiel mir heute sehr, beziehungsweise generell bestanden meine Outfits immer aus Kleidern und Ballerinas. Endlich war der Sommer da und ich konnte meine Kleider wieder tragen.

HerzklopfenWhere stories live. Discover now