27.06 𝒱𝒶𝓃ℯ𝓈𝓈𝒶 𝓍 𝒮𝒽ℯ𝓇𝓁ℴ𝒸𝓀 ℋℴ𝓁𝓂ℯ𝓈 (ℋ|𝒞)

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Happy Birthday Liebes 🤍 Fozzyholic  🎉

Frustriert knülle ich die Laken zusammen. Ich weiß, dass ich privilegiert bin, als Frau bei einem Arzt helfen zu dürfen und nicht nur für Haus oder Kinder zuständig zu sein, doch an manchen Tagen wäre ich unglaublich dankbar dafür, in einer anderen Zeit geboren zu sein. So auch heute. Der Doktor, für den ich arbeite, ist wirklich nett, doch das schützt nicht vor dem Spott, den ich von den meisten anderen ernte. Der Butler des Hauses schürzt jedes Mal die Lippen und auch die Hausmädchen haben nur verächtliche Blicke für mich übrig...

Vielleicht ist genau das der Grund, warum mich meine Beine nach Dienstschluss sofort vor eine vertraute Haustür tragen.

Die der Baker Street.

221B Baker Street.

Das Haus, in dem Sherlock Holmes lebt.

Kaum, dass ich geschellt habe, höre ich Mrs. Hudson auch schon nach oben rufen, dass sie nicht Sherlocks Haushälterin sei... Doch kurz darauf öffnet sie mir auch schon die Tür. Ihr Gesichtsausdruck wird weich, als sie mich erkennt und nahezu liebevoll legt sie ihre Hand an meine Wange.

"Eine Tasse Tee, Liebes?"

Dankbar nicke ich ihr zu, bevor ich mit dem Kopf nach oben deute.

"Ist er da?"

"Natürlich ist er es. Als hätte er geahnt, dass Sie kommen."

Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen und während Mrs. Hudson einen Tee aufbrüht, bahne ich mir einen Weg nach oben in Sherlocks Chaos. Er schaut nicht einmal auf, als ich den Raum betrete, doch daran, dass mein Lieblingssessel freigeräumt ist, erkenne ich, dass er mich wirklich bereits erwartet hat.

Dankbar lasse ich mich in die weichen Polster sinken, lehne mich zurück und schließe einfach die Augen, während Sherlock weiter seinen Experimenten nachgeht.

Eine Weile lang herrscht Stille zwischen uns, doch es ist nicht unangenehm.

Im Gegenteil.

Es ist die Art von Stille, in der du dich trotz allem verstanden fühlst.

Die Art von Stille, die zeigt, wie gut dein Gegenüber dich kennt und die Art von Stille, die ich nach einem langen Arbeitstag brauche.

Erst, als ich die Augen wieder öffne, hält Sherlock seine Hand hin.

"Ich brauche die Zigarettenasche."

Sofort nicke ich, auch wenn er mich nicht anschaut. Schnell stehe ich auf und lasse meine Augen über das Chaos wandern, bevor ich zielsicher nach der Asche greife und sie ihm reiche.

Konzentriert lässt er sie in eines der Röhrchen regnen, bevor er erneut die Hand ausstreckt.

"Die vom Papier."

Wieder bringe ich ihm, was er wünscht, und so geht es eine Weile lang hin und her, bis er zufrieden ist und seine Körpersprache mir verrät, dass meine Aufgabe erfüllt ist. Also lasse ich mich zurück in meinen Sessel sinken und beobachte ihn, wie er zu seiner Geige geht und seine Finger probeweise über die Saiten wandern lässt. Sofort schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich liebe es, wenn Sherlock sich der Musik hingibt.

Er spielt ungern vor anderen, da sie seine Kreativität eindämmen und er sie >>denken hören kann<<, doch ich bin für ihn eine Ausnahme. Schon zu Beginn, als ich noch seine Klientin war, hat er mich daran teilhaben lassen und seit ich seine Freundin bin, komme ich noch häufiger in den Genuss. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum mich meine Beine so oft in die Baker Street tragen, wenn das Leben zu grausam ist. Sherlock ist meine Heimat.

Als Mrs. Hudson mit Tee und Keksen nach oben kommt, unterbricht er sein Spiel, doch mir zuliebe verkneift er sich einen Kommentar in ihre Richtung. Stattdessen kommt sogar ein knappes "Danke" über seine Lippen, als sie auch ihm eine Tasse hinstellt.

Ihr Lächeln ist wissend, als sie sich zurückzieht und Sherlock sein Spiel erneut aufnimmt.

Anfangs hat niemand es verstanden, warum ich ausgerechnet Sherlocks Gegenwart so sehr brauche. Sherlock, der Mitgefühl nur vom Hörensagen kennt und für seine ruppige Art und Weise bekannt ist.

Doch ich kenne noch eine andere Seite an ihm.

Eine, die außer mir wohl nur noch seine Schwester Enola kennenlernen durfte.

Und genau das ist der Grund, warum er mein sicherer Hafen geworden ist.

"Du denkst." Stellt er jetzt fest und setzt die Geige ab. "Wieso?"

Seine Aussage ist kein Vorwurf, auch wenn die meisten es so verstehen würden. Ich hingegen weiß, dass Sherlock einfach nur versucht, mich zu verstehen.

Genau aus dem Grund denke ich eine Weile über meine Antwort nach.

"Die Leute verstehen nicht, warum ich immer herkomme, wenn es mir nicht gut geht. Sie kennen dich nicht so, wie ich dich kenne. Sie wissen nicht, dass das hier genau das ist, was ich brauche."

"Aber ich weiß es." Sherlock stützt sein Kinn erneut auf die Geige und wieder erfüllt seine liebliche Musik den Raum.

Ja, Sherlock weiß, was ich brauche und genau deshalb liegt all die Liebe, die ich für ihn empfinde, in meinem Blick, als ich ihn dabei beobachte.

Letztendlich ist es egal, ob die anderen uns verstehen - es reicht, dass wir es tun.

Sherlock und ich.

Geburtstagsoneshots 2023Where stories live. Discover now