Carlos griff nach Roberts Handy, das auf dem Nachttisch lag. "Okay, okay, okay!" sagte Robert und nahm ihm das Handy wieder weg. Zufrieden grinste Carlos seinen Partner an: "Dachtest du wirklich, dass du mich verarschen kannst? Verdächtige und Zeugen lügen mich ständig an. Das lasse ich mir nicht auch noch von meinem Freund gefallen."

"Ich bin zu alt, als dass du mich deinen Freund nennen kannst." lachte Robert. Carlos ignorierte ihn und sah ihn weiter erwartungsvoll an.

Robert seufzte. Vielleicht sollte er die Informationen nur auf diesen Fall beziehen. Carlos sagen, dass er nur von diesem Fall Albträume hatte. Dass es im Moment einfach alles zu viel war. Aber das wäre gelogen. Es war nie zu viel und er bekam nie genug von den Fällen. Und gleichzeitig verfolgte es ihn. Es hörte nie auf und er konnte kaum eine Nacht durchschlafen ohne Albträume zu haben.

"Lass uns nicht darüber reden." seufzte Robert schließlich. Er wollte Carlos nicht belügen, aber irgendwie kam es ihm noch schlimmer vor, die Wahrheit zu sagen. Das Thema zu beenden und einfach schlafen zu gehen, schien die beste Option zu sein.

Carlos griff wortlos wieder nach Roberts Handy. "Rookie." seufzte Robert und legte seine Hand auf Carlos', "Bitte lass uns einfach nicht darüber sprechen."

"Lüg mich nicht an, Arschloch." sagte Carlos und erst jetzt bemerkte Robert die Tränen in seinen Augen. "Hey." flüsterte Robert und nahm sein Gesicht sanft in beide Hände, "Es ist alles okay. Ich bin hier, oder nicht?" "Robert!" Jetzt klang Carlos vollkommen frustriert. Er zog seinen Kopf weg und stand auf. "Mach doch, was du willst."

Robert wusste nicht, ob Carlos das mit Absicht machte. Ob er wusste, dass Robert das treffen würde und er sich deswegen zwingen würde, zu reden. Carlos wirkte nicht, als würde er seine Partner emotional manipulieren und Robert wollte glauben, dass er dabei richtig lag.

"Bleib hier." seufzte Robert und schaffte es gerade noch so vom Bett aus Carlos' Arm zu greifen. Carlos sah ihn nicht an, zog seinen Arm weg und verschränkte die Arme vor der Brust. Es sah ein wenig lächerlich aus, da er nur Boxershorts und ein T-Shirt trug und seine gefährliche Haltung in diesem Outfit definitiv nicht funktionierte.

"Komm wieder ins Bett." murmelte Robert und zog seinen Freund zu sich. Seufzend setzte Carlos sich wieder hin. Er sah Robert nicht wirklich an, hatte seinen Körper ein wenig abgewendet. Robert konnte ihm nicht wirklich böse sein, es war schließlich seine Schuld.

"Carlos, ich mache diesen Job schon eine ganze Weile. Und es ist... viel. Ich habe seit Jahren Albträume. Und ich weiß nicht mehr, ob ich angefangen habe zu trinken wegen den Albträumen oder weil ich nachts nichts Besseres zu tun hatte. Und ich lese viel nachts. Ich kann nicht wirklich nicht schlafen, es ist mehr, dass ich... Dass ich Angst davor habe, weil ich mich nicht erinnern kann, wann ich das letzte Mal geschlafen habe ohne Albträume zu haben und schreiend aufzuwachen." erklärte Robert ruhig.

Es fiel ihm überraschend leicht mit Carlos zu reden. Er wusste, dass er ihm vertrauen konnte.

Carlos drehte sich zu ihm um und sah ihn besorgt an. "Oh..." murmelte er. Robert wusste nicht mal, was Carlos erwartet hatte. "Hey." flüsterte Robert und zog ihn in seine Arme. Carlos legte sich hin, schlang seinen Arm um Roberts Körper.

"Wirst du nichts dazu sagen?" lachte Robert, "Du bist doch sonst so schlagfertig." "Was soll ich dazu sagen?" seufzte Carlos, "Ich will nicht, dass es dir nicht gut geht und du Albträume hast und leidest. Aber ich kann es nicht ändern. Ich kann dich wirklich für eine Therapie einschreiben, aber da hört es dann auch so ziemlich auf."

"Du kannst bleiben." sagte Robert, "Heute zumindest. Ich weiß, dass du auch mal bei deiner Frau schlafen musst." "Robert, du wohnst seit einem Jahr hier, wir daten seit zwei Jahren und du kennst Anna seit einer halben Ewigkeit, du könntest endlich anfangen sie tatsächlich Anna zu nennen und nicht nur meine Frau."

Robert lachte und drückte Carlos einen Kuss auf die Stirn. "Natürlich bleibe ich hier." murmelte Carlos. Robert legte sich ebenfalls wirklich hin und zog seinen Partner näher an sich. "Wirst du versuchen zu schlafen?" "Vielleicht. Wahrscheinlich nicht." "Okay." murmelte Carlos. Er legte seinen Kopf auf Roberts Brust und schloss die Augen. Robert schaltete das Licht aus und begann mit seinen Fingern durch Carlos' lange Haare zu fahren.

Sofort erinnerte er sich an ihren ersten Fall gemeinsam und wie Carlos fast eins der Opfer geworden wäre und wie oft er sich in Gefahr brachte. Aber bevor er sich wirklich Horrorszenarien ausmalen konnte, spürte er, wie der Jüngere seinen Arm fester um ihn schlang und ruhig atmete. Robert vermutete, dass er noch nicht wieder schlief, aber er war sicher auf dem besten Weg dahin. Kein Wunder, er hatte nicht geplant, mitten in der Nacht wach zu sein.

"Schlaf gut." flüsterte er und gab Carlos noch einen kurzen Kuss auf die Haare, bevor er ihn nur noch ruhig streichelte. Er döste ein wenig weg, schlief aber nicht tatsächlich ein. Trotzdem war das Gewicht des Jüngeren auf ihm beruhigend. Es war also eine bessere Nacht als sonst.

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