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Ives

»Ich habe dir ein Eis gekauft, jetzt erzähl mir also bitte endlich, was dich dieses Mal wütend gemacht hat«, sage ich seufzend und betrachte den Jungen, der zuerst die Spitze der Waffel seines Cornettos isst. Das war sein Deal. Ein Eis für die Wahrheit.

Sebastian sieht auf und mustert mich für eine Sekunde, bevor er nachgibt. »Er ist fies, aber heute war er ganz besonders fies.«

Ich warte darauf, dass ich mehr Informationem bekommen, doch er beginnt in Ruhe seine Eiscreme zu schlecken. Nüsse, Schokolade und Vanillearoma bleiben ihm im Gesicht kleben. Er ignoriert es und isst weiter.

»Was hat er getan?«, frage ich von der Neugier zerfrissen. Ich warte jetzt schon eine geschlagene Stunde auf eine Antwort von ihm, da gebe ich nicht so leicht auf. »Es muss ja wichtig sein, wenn du deswegen weglaufen möchtest.«

Sebastien leckt das Eis heraus und lässt die Waffel übrig. Er legt sie neben sich und wischt sich die klebrigen Hände an der Hose ab. Erst dann ist er bereit weiterzureden.

»Er hat Jonas eingeladen, obwohl Mama ganz genau gesagt hat, dass er es nicht tun soll, weil es unfair für Mara ist«, sagt er schnippisch und rümpft die Nase.

Verwirrt sehe ich ihn an. Ich gehe jede Information durch, die ich durch Jonas oder Sebastian erfahren habe, aber trotz dessen, dass es wenige sind, fällt mir nicht ein, ob ich diesen Namen im Bezug zu Finn jemals gehört habe.

»Wer ist Mara?«, frage ich und tippe nervös mit den Fingern auf meine Knie. Ich wusste es doch, sagt eine Stimme tief in mir. Ich wusste, ich habe Recht. Mit Finn stimmt so einiges nicht.

»Meine Tante«, sagt der Junge schließlich und schleckt sich die Finger, als das klebrige Gefühl durch die reibende Wärme nicht verschwindet. Er ist vertieft in seine Taktik, die Eiscreme loszuwerden, während ich nicht glauben kann, was ich gerade vernommen habe.

Ich falle aus allen Wolken und starre ihn eine Weile verdutzt an, bevor seine Worte richtig bei mir ankommen. »D-deine Tante? Du meinst, die Frau deines Onkels Finn, richtig?«

Er nickt. »Er ist ein-«

»Wir müssen zu Jonas«, unterbreche ich sofort und springe auf. Ich packe Sebastian und möchte ihn tragen, doch er wehrt sich. Er scheint beleidigt zu sein, weil ich ihn nicht aussprechen ließ. Ich blicke hektisch zwischen dem Weg Nachhause und ihm hin und her, frage mich, ob ich ihn einfach hierlassen sollte. Meine Ehtikvorstellungen und Befürchtungen gewinnen. »Willst du Huckepack spielen? Ich bin das Pferd und du bist ein Ritter, der Feinde zu Boden schlägt, okay?«

Ein breites Lächeln erscheint auf seinen schmalen Lippen. »Ja!«

Ich bücke mich, damit er auf meinen Rücken klettern kann und halte ihn an den Beinen fest, bevor ich mich mit all meiner Kraft erhebe und lossprinte. Durch die kleine Last bin ich etwas langsamer als sonst, aber ich kann ihn nicht zwingen selbst zu laufen. Er würde mit diesen Stoppelbeinen ohnehin zu langsam sein. Der Weg ist lang, aber wir schaffen es in unter zehn Minuten an unser Ziel zu kommen.

Ich bücke mich, damit Sebastian von mir abspringt, und reiße die Tür unten auf, die anscheinend nie ganz geschlossen ist. Ich achte darauf, dass mir der kleine Junge auch folgt, während ich zur Wohnungstür hetze.

»Bleib da!«, sage ich ihm, als er auf der vorletzten Treppe steht.

Eilig nickt er und sagt stur, »Ich gehe da nie wieder rein!«

Ein in Karamell getauchter BackenzahnUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum