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Jonas

»Escape the Christmas«, sage ich amüsiert, als ich mich in dem dekorierten Raum umsehe. »Wie hast du denn so etwas gefunden?«

»Ich würde gerne sagen, ich habe Stunden nach so etwas gesucht, aber eigentlich war das die erste aufgepoppte Anzeige, als ich nach einem Escape the Room gegoogelt habe, der heute auf hat.«

Ives ist für seine Verhältnisse schick angezogen. Er trägt eine weiße Hose zu einem roten Pullover und neonpinke Socken, die lustig aus den schwarzen Lackschuhen herausblitzen.

Ich sehe an eine Wand, an der Der Weihnachtsmann wurde entführt. Hilft uns! Darunter hat ein Elf unterzeichnet. Der Raum sieht chaotisch aus, aber er ist klein und wenn wir zusammen arbeiten, sind wir bestimmt schnell fertig.

Ives klatscht in die Hände und nickt. »Gut. Wie willst du anfangen?«

»Ich glaube, sie hat uns einen Tipp gegeben«, sage ich grinsend und zeige auf die Uhr. »Sie meinte, zu Mitternacht kommt der Weihnachtsmann immer und bei der hat sich bis jetzt der Sekundenzeiger kein einziges Mal bewegt. Sie steht auf Mitternacht fest.«

»Oder Mittag. Ich hab echt Hunger. Ich war viel zu aufgeregt, um das Müsli runterzuwürgen«, jammert er und reibt sich den Bauch.

»Klappe, Heulsuse! Hol die Uhr von der Wand und schau dort nach«, sage ich amüsiert.

Er hebt schützend die Arme, als würde ich eine Pistole an seine Brust halten. Er dreht sich um und gehorcht mir. Er schnappt sich die Uhr und hebt sie vorsichtig von der Wand. Er schüttelt lachend den Kopf und dreht mir die Rückseite der Uhr zu.

O, Tannenbaum. O, Tannenbaum. Wie kaputt sind deine Tannen? - Unbekannt

»Das ist genau das Richtige für dich. Wer weiß kommt am Ende raus, dass du darin verwickelt bist und den Weihnachtsmann entführt hast«, macht er sich über die ganze Situation lustig und ich kann nicht anders, als zu lachen.

»Na dann ist es ja gut, dass der Weihnachtsmann gar nicht in unser Land kommt. Hier ist das Christkind zuständig, also bekommst du so oder so deine Geschenke.«

Er wischt sich mit seinem Arm imaginären Schweiß von der Stirn. »Uff. Da haben wir aber Schwein gehabt.«

Ich hätte niemals gedacht, dass ich das einmal sage, aber ich mag Ives. Er ist lustig und gibt sich Mühe mit mir eine Freundschaft aufzubauen, obwohl ich immer alles daran gesetzt habe, dem zu entgehen. Er gibt nicht auf und ich habe genug davon, von ihm und einer gemeinsamen Zukunft wegzulaufen. Ich genieße seine Anwesenheit.

Er strahlt etwas aus, das sich wie Zuhause anfühlt. Ein Ort, an dem man sich eigentlich geborgen fühlen sollte. Ein Ort, an dem man sicher ist. Ein Ort, an dem es immer warm ist. Ein Ort, an dem man glücklich leben kann.

Aber mehr auch nicht. Ich sollte mich nicht sofort an ihn binden, nur weil er mal ganz sympathisch in meinen Augen ist. Nessa hat wahrscheinlich Recht. So wie es jetzt ist, ist es am besten. Nichts Emotionales steckt zwischen uns und das wird es auch nicht. Sobald er erst einmal in einer Beziehung ist und sich ebenfalls etwas zwischen Finn und mir entwickelt hat, trennen sich unsere Wege ohnehin wieder schnell.

Das ist in Ordnung. So soll es sein. So will es Nessa haben und so will ich es auch haben. Das ist das einzig Richtige.

Ives stellt die Uhr zurück und zwinkert mir grinsend zu. Er zeigt zu dem kaputten Tannenbaum auf den Boden. »Was glaubst du? Ist dort unser nächster Hinweis?«

Ich setze mich auf das Sofa und stöhne schmervoll auf, als mir etwas in den Rücken sticht. Ich rutschte zur Seite und mustere verwirrt die Zuckerstange, welche dort hervorlukt.

Ein in Karamell getauchter BackenzahnWhere stories live. Discover now