Kapitel 8

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Marc ließ seine Tasche auf den Boden hinter Olivers Bett sinken. Er war tatsächlich hier. Sie hatten ein ganzes Wochenende nur für sich. Endlich würde er neben Oliver einschlafen können und auch wieder aufwachen. Für zwei Tage kein Versteckspiel. Er konnte es immer noch nicht glauben.

Schon war dort die Hand von Oliver, die sanft seine umschloss. Alleine diese simple Berührung ließ sein Herz höher schlagen und er drehte sich zu seinem Geliebten um. „Ich kann es immer noch nicht glauben. Du bist tatsächlich hier. Das Wochenende wird so geil."

Dieses Leuchten in den Augen von Oliver fand man normalerweise nur noch bei kleinen Kindern, doch jetzt war es dort und Marc spürte die Schmetterlinge in seinem Bauch wild herumflattern. Einen Ausgang suchten, doch keinen fanden und sich immer weiter vermehrten. Als würde dies der Weg nach draußen sein.

„Ja, ich... ich kann es auch kaum glauben. Es... es war so einfach." Marcs Stimme zitterte und auch seine Hände. Er war so aufgeregt und konnte immer noch nicht glauben, wie einfach doch das Ganze gerade gewesen war. Eine einfache Frage. Ein kurzer Blick und dann war sie da. Die Erlaubnis und er spürte, dass sein Herz das erste Mal seit langem mal wieder leichter wurde und schneller schlug.

„Ich hab dir doch gesagt, dass da nichts dabei ist. Du machst dir einfach immer viel zu viele Gedanken, Marc. Und? Hast du irgendwelche Wünsche?" Oliver blieb bei ihm und lächelte ihn weiter an, bevor er sich dann auf den Bett niederließ und Marc noch einmal ein wenig breiter anlächelte.

„Ja, da scheinst du Recht zu haben. Schließlich können wir ja nur Freunde sein und... das ist nicht ungewöhnlich, oder? Ich... ich hatte nur Angst um dich, okay?" Das Lächeln wurde kurz gequält, doch dann waren dort die Hände von Oliver, die sich sanft um seine legten und er spürte, diese unsagbare Wärme, die langsam seine Arme nach oben kroch und sich tief in sein Herz grub, um dort zu wachsen und zu einem gigantischen Feuer zu werden.

Er wusste nicht mehr, wer näher kam, doch plötzlich lagen ihre Lippen aufeinander und sie küssten sich. Heiß und innig. Seine Hände wanderten in das Haar des anderen und vergruben sich dort. Er wollte diesen Menschen nie wieder gehen lassen. Ihn für immer festhalten und niemals wieder auch nur einen Gedanken daran verschwenden, dass all dies schändlich war. Verhasst. Geächtet.

Er fühlte sich nur geliebt. So unglaublich geliebt und er wollte dieses Gefühl nie wieder niederlegen. Nicht mehr fallen lassen. Für immer festhalten. Das Gefühl und die Person, die es in ihm entfachte: Oliver Reichert. Dieser neckische Junge mit den blauen Augen und den braunen Haaren. Er schmeckte so gut. Fühlte sich so sanft an.

„Ich liebe dich", flüsterte er zwischen zwei Küssen und drängte sich näher an seinen Geliebten. Er wollte bei ihm sein. Jeden noch so kleinen Bereich von ihm spüren. Diese unsagbare Nähe. Diese Hitze. Alles von ihm. Am Liebsten hätte er Oliver mit Haut und Haaren verschlungen, damit dieser für immer ein Teil von ihm sein würde und man sie nie wieder trennen könnte. Ja, so war sein Plan, doch er wusste, dass dieser niemals Wirklichkeit werden würde. Und so beließ er es bei leidenschaftlichen Küssen, zarten Bissen und der Erkundung des Körpers, um sich jede noch so feine Kleinigkeit einzuprägen und nie wieder zu vergessen.

„Okay, Sex hätten wir damit abgehackt. Willst du noch etwas tun oder das ganze Wochenende im Bett verbringen?" Oliver grinste Marc breit an, als er sich an die nackte Brust schmiegte und sanft über diese strich. Marc selbst atmete noch schwer und surfte noch ein paar Sekunden auf der Welle des Glücks, die noch leicht durch seinen Körper rauschte.

„Die Idee finde ich gar nicht mal so schlecht", nuschelte er gegen den Haarschopf vor seiner Nase und hauchte dann einen Kuss darauf, während er Oliver ein wenig näher zu sich zog. Dieser Geruch nach Sex und ihnen berauschte seine Sinne. Es fühlte sich so unglaublich richtig an und dennoch...

Kurz erschien sein Vater vor seinem geistigen Auge und er spürte wieder dieses beklemmende Gefühl auf seiner Brust. Der Zorn, als er auf dieses Pärchen losging. Diese Uneinsichtigkeit. Diese Sturheit. Diese pure Mordlust. Eiskalt lief es ihm jetzt noch den Rücken hinunter, wodurch er kurz fröstelte.

„Was ist los?" Oliver sah fragend zu ihm hinauf, doch Marc winkte nur ab. „Nichts. Es passt schon. Mach dir keine Gedanken. Hast du eigentlich irgendwelche Pläne für das Wochenende?" Es war ein verzweifelter Versuch abzulenken und Oliver fiel darauf herein, was Marc wärmer lächeln ließ.

„Na ja, wir könnten Eis essen gehen, Sex haben, ein paar Filme schauen, Sex haben, einfach nur zusammen sein, Sex haben, Brettspielespielen, Sex haben." Marc musste auflachen. „Da scheint jemand eine eindeutige Tendenz zu haben. Das klingt doch nicht schlecht. Mit dem ein oder anderen Vorschlag könnte ich mich direkt anfreunden."

„So? Welche denn?" Olivers Augen wurden größer und Marc musste erneut auflachen. Wieso war dieser Mensch nur so süß? Selbst wenn es Marc gewollt hätte. Er hätte diesem Charme niemals widerstehen können und jetzt war er gefangen, aber er wollte sich nicht befreien. Nicht aus dieser Umarmung, dieser Liebe, dieser Wärme, dieser Zweisamkeit.

„Eis essen klingt schön, Filme schauen auch. Auch das ein oder andere Brettspiel könnte verlockend sein." Marc konnte sehen, wie Oliver an sich auf eine ganz bestimmte Antwort wartete und dabei verwandelte sich die Freude langsam in Frust, was Marc innerlich auflachen ließ. Er wusste gar nicht, dass dieser Mensch so schauen konnte, doch der Schmollmund wurde immer größer mit jedem weiteren Wort, das Marcs Mund verließ.

„Aber was mich am meisten reizt, ist wohl eine Kombination aus dem einfachen Zusammensein und Sex." Bei dem letzten Wort lehnte sich Marc hinunter zu Oliver und küsste ihn gierig. Sofort wanderte seine Hand über die nackte Seite seines Geliebten und zog diesen näher zu sich.

Dort war wieder diese Wärme und das heiße Gefühl der Geborgenheit. Alles in ihm schrie danach diese Welle noch einmal zu reiten. Zusammen mit diesem Jungen in seinen Armen, den er mit jeder Faser seines Körpers liebte. Er wollte bei ihm sein. Ihm näher kommen und immer weiter und weiter mit ihm fliegen. Diese schöne Zeit sollte nicht zu ende gehen. Niemals. Warum konnte niemand die Zeit anhalten? Nur für diesen einen Moment. Ja, nur für diesen einen Moment.

Doch die Zeit rannte weiter und weiter. Ihre Lippen fanden sich. Ihre Körper. Ihre Hände. Ihre Herzen. Stöhnen lag in der Luft. Die Hitze und der Druck stiegen wieder an, während sie immer wieder den Namen des anderen flüsterten. Als hätten sie Angst, dass jemand sie hören könnte und diese zarte Seifenblase zerschlug. Flüchtig. Gierig. Zärtlich. Leidenschaft. Kuss für Kuss. Biss für Biss.

„Marc. Ich liebe dich." Ihre Körper klebten durch ihren Schweiß aneinander, doch es störte Marc nicht. Er wollte Oliver näher sein. Ihn mehr spüren. Immer wieder schmecken und für immer in diesem Strudel aus Glück mit ihm versinken. Nie wieder auftauchen .Zurückgehen. Hier bleiben. Für immer.

Ein Kuss. Eine Berührung. Alles schneller. Gieriger. Härter. Einnehmender. Sie gehörten einander. Niemand anderen. Diese Welt war ihre. Ihre alleine. Für alle Zeit. Nicht zurück sehen. Genießen. Festhalten. Für immer speichern. Kein Zurück. Kein Bedauern. Nur dieses bodenlose Glück, das immer kam, wenn der Druck nachließ.

„Ich liebe dich so sehr, Oliver." Ein Kuss in den Nacken und seine Nase fuhr durch das zarte Haar. Oliver roch so gut. Alleine dieser kleine Sinneseindruck machte ihn fast trunken und ließ die Wärme in seinem Körper zurückkehren. Es sollte niemals wieder enden. Oliver war sein Partner fürs Leben. Das spürte er jedes Mal,wenn sie so beieinander lagen. Jedes Mal, wenn sie sich küssten oder er ihn einfach nur in die Augen sah. Diese unerschütterliche Sicherheit, dass er mit diesem Menschen alt werden wollte, kroch immer tiefer in sein Herz und schlug dort sein Lager auf, um nie wieder zu gehen und stärker zu werden. Mit jedem Herzschlag und mit jeder Sekunde, die er länger in der Nähe des anderen war.

„Ich liebe dich auch." Oliver kraulte ihn sanft im Nacken und drehte sich dann zu ihm um. Kurz nippte er an Marcs Lippen und drängte sich dann wieder näher an den anderen. Vertrieb so die Kälte, die versuchte sich zwischen sie zu stehlen und machte aus diesem kleinen Bett ein Nest voller Wärme und Liebe.

Erneut küssten sie sich. Schüchtern, flüchtig. Immer wieder. Stürmischer, leidenschaftlicher, inniger. Drängten sich aneinander. Suchten. Fanden. Begehrten. Wollten immer mehr und erschufen so ihre Zeit. Die für sie so perfekt war. Ein Wochenende, das niemals enden sollte und immer existieren würde. In ihren Herzen. Für alle Zeit. Ein einfacher Kuss besiegelte das Ende dieser wunderbaren Zeit, als man sich trennte. Voller Hoffnung. Voller Liebe, das dies nun öfters passieren konnte. Solange bis es die Wirklichkeit wurde und sie endgültig frei sein würden. Für alle Zeit...

Verhasst - Einzig seinen Weg finden zu lebenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant