Kapitel 43 - Der Gürtel (TW!)

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!TW: häusliche Gewalt!

Wir liefen die Treppen hinunter, aus dem Schulgebäude, über den Schulhof bis wir letztendlich nach einer gefühlten Ewigkeit beim botanischen Garten anhielten. Laurel machte es schwer mit ihr mitzuhalten, selbstsicher bewegte sie sich fort, ohne Zweifel, dass ich ihr folge. Mit jedem Schritt erwachte mehr Neugier in mir, der Fall sollte schließlich und endlich gelöst werden. Dachte ich zumindest.

- "Wie ich sehe, vermisst du doch ein wenig dein unechtes Leben." - sagte ich, woraufhin sie sich umdrehte.

- "Die kleinen Scheißer? Oh, Wednesday, sei nicht so blödsinnig. Ich dachte, du wärst klüger und hättest schon den Rätsel gelöst..." - zeigte sie ihr böses Grinsen. - "...aber naja, langsame Schüler sind nun auch Schüler." - zuckte sie ihre Schulter.

Ich ballte meine Hände zu Fäuste und schluchzte immer wieder vor der aufkommenden Wut. Plötzlich hörte ich, wie ein einziger kleiner Tropfen auf den Boden fiel. Wie genau konnte ich das merken? Weil ich spürte, wie der winzige Tropfen meinen Körper verließ. Ich guckte nach unten und genau vor meinen Stiefeln sah ich etwas rotes. Als ich mich nach unten beugte, um mir das besser anzuschauen, fiel noch ein Tropfen auf den Boden. Nur, dass ich diesmal genau wusste, woher der kam. Obwohl der metallige Geschmack schon als Beweis gereicht hätte, fasste ich zu meiner Nase und wischte vorsichtig mit einem Finger über meinem Mund. Ja. Meine Nase blutete. Ich stand langsam wieder auf, wo Laurel mich mit einem Taschentuch erwartete.

- "Hopphopp! Wir müssen weiter!" - schnappte sie sich wieder den rostigen Schlüssel.

- "Ich dachte mir wird nichts passieren! Was soll das?" - wies ich auf meine Blutung hin.

- "Dein Körper ist scheinbar nicht stark genug. Aber weniger Gelaber! Die Zeit ist nicht auf unserer Seite."

Ich war bereit zu reagieren, aber das quälend helle Licht kam mir voraus. Das einmal durchzumachen, war ein Erlebnis, doch das zweite Mal spürte ich die kraftaussaugende Wirkung. Die Kopfschmerzen machten es schwer meinen Körper zu bewegen. Ich wusste zumindest, dass dieser Effekt langsam aber sicher nachlassen wird. Jedoch dauerte diesmal ein wenig länger, bis ich aufstehen konnte.

Auf den ersten Blick erkannte ich den Raum nicht, wo wir zu uns kamen. Eine große dunkelgrüne Couch, ein Glastisch voller Glas- und Metalldekorationen. Die Möbel schienen altmodisch zu sein, aber trotzdem gut gepflegt. Die Decke war ziemlich hoch, von oben hing der größte Kristall-Kronleuchter, den ich jemals gesehen habe. Es wäre eigentlich ein sehr erleuchtetes Zimmer mit den riesigen Fenstern, wäre es nicht schon dunkel gewesen. Je mehr ich mich umschaute, desto mehr fiel mir wieder ein. Nachdem ich meinen Kopf nach links drehte, ahnte ich schon zu wissen, wo ich mich befand. Ein Bücherregal, perfekt entstaubt, mit hunderten, wenn nicht tausenden von Büchern darauf.

- "Ist das...?"

- "Ja, genau." - näherte mich Laurel von hinten. - "Wilkommen in der Gates Villa, Miss Addams!" - streichelte sie über meinen Rücken.

Ich wollte schreien, dass sie das lassen sollte. Doch kein Ton kam heraus. Sie zog mich in die Richtung, wo die Küche war. Ich hörte schon jemanden, einen Mann, der sich intensiv mit jemandem unterhalten hat. Wir überquerten den Flur, den wir letztes Schuljahr mit Enid und Tyler auch sahen. In dieser Vision machte das ganze einen ganz anderen Eindruck. Keine Spinnenweben, kein muffiger Geruch. Das, was aber immernoch zu sehen war, war das Familienporträt von den Gates. Auch wenn ich das Bild nur für eine Sekunde lang sah, fühlte ich mich unwohl. Die Stimme des Mannes wurde lauter und lauter. Ich erblickte ihn beim Türrahmen, er starrte mich verärgert an.

- "Ansel Gates?" - guckte ich zu Laurel, die artig nickte.

Da ich wusste, dass er mich nicht sehen kann, ungeduldig machte ich noch einige Schritte zu ihm. Bis mich Laurel dann doch aufhielt. Sie tippte mich an meiner Schulter an und schüttelte den Kopf. Sie legte ihren Zeigefinger auf ihren Mund und die andere Hand zeigte auf ihr Ohr. Ich sollte leise zuhören.

Die Wenclair Story - Gegensätze ziehen sich an (In Bearbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt