Kapitel 37 - Enid Addams

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Ich klopfte dreimal an.

- "Wer ist da?!" - antwortete die genervte Stimme.

- "Wednesday, willst du das jetzt sicher durchziehen? Ich habe ein bisschen Angst ." - jammerte Enid an meiner Seite.

- "Hier ist Wednesday. Lass mich rein." - schrie ich. - "Du musst dich zusammenreißen! Wir dürfen keine Fehler mehr machen." - flüsterte ich bestimmend Enid zu.

Xavier öffnete halbwegs die Tür. Sein Aussehen war diesmal anders. Schlampig angezogen, ungeduscht und vielleicht auch ein wenig unterernährt.

- "Was willst...wollt ihr?" - guckte er uns verwirrt an.

- "Du sollst mir nochmal deinen Traum erzählen. Jedes einzelne Detail."

- "Es ist gerade sehr ungünstig, Wednesday. Ich habe dir schon sowieso alles erzählt. Wir sehen uns später." - wollte er wieder langsam die Tür schließen.

Schnell legte ich meinen Fuß zwischen die Tür und den Türrahmen.

- "Wir brauchen nur einige Minuten." - sagte ich.

Ich drückte mit meiner Hand kräftig gegen die Tür und schlich mich durch die Öffnung.

- "Alles klar, fühlt euch, wie zu Hause." - sagte Xavier sarkastisch und ließ Enid auch rein.

Der Anblick, der uns erwartete, war fast schon angsteinflößend. Der Bettrahmen stand zerschlagen in der Ecke. Einige Schränke lagen seitlich auf dem Boden. Eine zerbrochene Stehlampe, verstreute Klamotten, viele Essensreste. Jedoch waren nicht all diese Schaden, die meine Gelassenheit gefährdeten. Vielmehr waren es die kleine Blutspuren auf dem weißen Teppich. Auch die vollständig zerkratzte Matratze. Und noch eines. Das riesige, 1m x 2m große Gemälde von mir, welches teilweise verdeckt über seinem Schreibtisch hing.

- "Ich war nicht auf Besuch vorbereitet." - bückte er sich nach unten und hob einige Pizzakartons auf.

- "Ja, das ist sehr offensichtlich." - sprach Enid angeekelt.

- "Was ist hier passiert?" - fragte ich.

- "Jemand ist vor einigen Tagen eingebrochen." - räumte Xavier weiterhin panisch auf. - "Was willst du noch, Wednesday?"

Sein Verhalten verkörperte perfekt das mittelalterliche Sinnbild 'falsche Zunge'.

- "Ich will, dass du alle Einzelheiten deines Traums mit mir durchgehst." - antwortete ich gelassen.

- "Dafür musstest du deine Freundin mitschleppen?" - trotzte Xavier.

- "Hallo?! Die Freundin steht genau vor dir!" - warf Enid ihm beleidigt vor. - "Du hast über mich geträumt, ich habe ein Recht darauf alles von erster Hand zu erfahren."

- "Was auch immer." - zog Xavier kurz seine Schulter hoch.

Dies war meine Zeit im Rampenlicht.

- "Also als erstes stand Tyler auf unserem Balkon?" - wartete ich gefasst auf seine Antwort.

- "Nein. Zuerst sah ich die Uhr in eurem Zimmer." - zog er seine Augenbrauen zusammen.

- "Hmm. Ich müsste die Reihenfolge verwechselt haben. Fahre ruhig fort." - nahm ich mein kleines Notizheft aus meiner Tasche.

Ich schaute auf Enid, sehr wohl wissend, warum sie mich anguckte. Sie wusste von meinem fotografischen Gedächtnis.

- "Ist das so ein komischer Pärchenblick?" - lächelte er seinen Kopf schüttelnd.

- "Weiche nicht vom Thema ab! Also die Uhr. Weiter!"- erhob ich meine Stimme.

Er erzählte die Geschichte genauso, wie am Tag davor. Keine Abnormität. Bis er dann doch noch einen Fehler machte.

Die Wenclair Story - Gegensätze ziehen sich an (In Bearbeitung)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon