Kapitel 26

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Shinichis POV

Ungeduldig tippte ich mit dem Zeigefinger auf meinen Oberschenkel, während mein Blick auf die steril-weiße Tür des Wartezimmers gerichtet war. Sie ließen mich nicht näher an sein Zimmer. Schon seit Stunden nicht. Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zugetan, ich konnte einfach nicht. Nicht, wenn Kaito jede Sekunde aufwachen könnte.

Und dann, endlich, öffnete sich die Tür und eine junge Krankenschwester blickte hinein. „Shinichi Kudo", meinte sie fragend ich mich gerichtet und ich nickte augenblicklich. „Sie dürfen nun zu ihm."

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ohne Umschweife schnappte ich mir die Krücke neben mir und humpelte aus diesem scheußlichen Wartezimmer des Krankenhauses.

Ich wusste genau, wo Kaito stationiert war und hechtete nun so schnell es ging zu seinem Zimmer, dessen Tür ich dann sofort aufriss. Ein Arzt im Zimmer blickte mich äußerst irritiert an, bevor er ein paar letzte Worte mit der Person vor sich wechselte und sich schließlich verabschiedete.

Mein Blick richtete sich auf denjenigen, mit dem der Arzt zuvor gesprochen hatte; Kaito. Er saß aufrecht im Bett und sah mich mit tiefen Augenringen an. Er sah wirklich fertig aus.

Ich räusperte mich, als ich näher an sein Bett trat. „Hey", fing ich vorsichtig an. „Wie geht's dir?"

Es brauchte einen Moment, bis er reagierte. „War schon mal schlimmer", erwiderte er mit kratziger Stimme, aber ich war mir nicht sicher, ob das tatsächlich der Wahrheit entsprach.

Wir schwiegen einen Augenblick. „Die Polizei möchte dir nachher ein paar Fragen stellen", meinte ich dann, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Ich spürte eine merkwürdige Anspannung im Raum und so langsam meldete sich auch mein Körper, der unbedingt ein bisschen Schlaf brauchte.

Kaito nickte leicht. „Okay."

Unbewusst ballte ich meine Hände. Was sollte ich tun? Ich sah, dass es Kaito nicht gut ging, aber ich fühlte mich machtlos. Nachdem er gestern hier eingeliefert wurde, wurde ihm sofort die Kugel in seiner Schulter operativ entfernt. Ich hatte nicht bei ihm bleiben dürfen, die Ärzte hatten gesagt, dass er viel Ruhe bräuchte. Wäre ich an seiner Seite geblieben, ginge es ihm jetzt mit Sicherheit besser.

„Shinichi", kam es plötzlich von ihm und ich richtete mich aufmerksam auf. Doch dann schüttelte er nach kurzem Zögern den Kopf. „Ist nicht so wichtig."

Ich schloss erschöpft meine Augen. Irgendetwas musste ich doch tun können. Ich war wirklich nicht gut darin, anderen Menschen meine Zuneigung zu zeigen, obwohl ich wusste, dass es Kaito wahrscheinlich aufheitern könnte. Also ergriff ich etwas unbeholfen seine Hand.

„Es wird alles gut", meinte ich mit möglichst viel Sicherheit in meiner Stimme. „Die Männer der Organisation konnten alle festgenommen werden und befinden sich derzeit im polizeilichen Gewahrsam. Ich bin mir sicher, dass wir bald mehr über sie herausfinden können."

Eine seltsame Ausdruckslosigkeit legte sich auf seine Gesichtszüge und seine Hände begannen leicht zu zittern. Ich hatte zu viel gesagt.

Seine Hand schloss sich mit einem Mal stärker um meine und er sah mit direkt in die Augen. „Danke, dass du hier bist, Shinichi."

Über diese plötzlichen Worte erstaunt, schaffte ich es nicht, etwas zu erwidern. Hatte ich es doch irgendwie geschafft, dass er sich ein klein wenig besser fühlte? Vielleicht war es aber auch nur die Anwesenheit eines ihm bekannten Menschen, die ihm nun ein leichtes Lächeln auf die Lippen legte.

„Es tut mir leid, dass ich dir immer so viele Sorge bereite", sagte er.

„K- kein Problem", antwortete ich etwas stockend.

„Wann kommen die Polizisten zur Befragung?"

Ich überlegte einen kurzen Moment. „Nachdem sie mich gestern befragt hatten, meinten sie, sie würden heute Mittag kommen, falls du bis dahin aufgewacht bist." Ich warf einen schnellen Blick auf meine Uhr. „Jetzt haben wir etwa 11 Uhr, vermutlich kommen sie also in etwa ein bis zwei Stunden."

„In Ordnung. Dann sollten wir uns auf den Weg machen."

Ich sah ihn verwirrt an. „Wohin denn?"

Amnesie - ShinKai (DCMK)Where stories live. Discover now