Kapitel 2

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Kaitos POV:

Rauschen. Das war alles. Nur dieses ohrenbetäubende, grässliche Rauschen. Nichts anderes schien in diesem Moment zu existieren.

Nach einigen, sich wie Ewigkeiten anfühlenden Augenblicken zwang ich mich, meine verklebten Augen zu öffnen. Sie brannten fürchterlich. Zuerst sah ich rein gar nichts. Nichts, außer bläulich-weißer Blitze am Rande meines Sichtfelds. Mein Schädel pulsierte wie im Takt dazu. Es war grausam.

Ich versuchte mich aufzusetzen, was das Pochen in meinem Schädel verschlimmerte. Ich fühlte mich wie gelähmt.

Nach einigen Momenten konnte ich langsam meine Umgebung wahrnehmen. Ich saß auf einem Bett. Am Fußende lag irgendetwas. Neben mir war ein Nachttisch mit einer Lampe. Es war – Ich verkrampfte mich schlagartig. Es war ein Zimmer, das nicht kannte.

Erfolglos versuchte ich die Panik, die sich in mir breit machen wollte, zu unterdrücken. Ein rauschender Schwindel überkam mich, der mich mit unbeschreiblicher Wucht zurück auf die Matratze warf. Wo war ich?!

„Du bist aufgewacht." Eine Stimme, sie kam vom Fußende. Mein Herz hämmerte viel zu schnell in meiner Brust, während ich es kaum schaffte einen Atemzug zu tun. Mein Sichtfeld verengte sich zu einem winzig kleinen Punkt, der wie wild durch die Gegend sprang. Woher kam die Stimme? Von wem?!

Vom Fußende aus trat ein Schatten neben mich und legte seine Hand auf meine Stirn. Ich wollte zurückweichen, doch mein Körper gehorchte mir nicht.

„Das tut mir leid", meinte die Person und nahm die Hand zurück. „Ich wollte dich nicht erschrecken."

Nur schwer schaffte ich es, einen genaueren Blick auf den Unbekannten werfen – ein junger Mann. In dem dämmrigen Licht der Nachttischlampe konnte ich seine blauen Augen erkennen, die mich besorgt ansahen. Ich kannte ihn nicht, doch sobald ich sein Gesicht erblickte, beruhigte ich mich unwillkürlich.

„Wo...", fing ich mit kratziger Stimme an, die nicht mir zu gehören schien.

„Du bist in meinem Zimmer", antwortete er ohne Weiteres. In seinen Augen konnte ich Fragen erkennen. Fragen, die er mir nicht stellte. „Ich habe dich gestern Abend vor meinem Anwesen verletzt vorgefunden und dich dann notdürftig verarztet."

Gestern? Ich versuchte, mich daran zu erinnern. Doch ich konnte nicht. Ich schluckte schwer. In meinem Kopf herrschte Leere. Pure, endlose Leere. Was war los?

Der Unbekannte räusperte sich. „Mein Name ist Shinichi Kudo. Ich bin ein Detektiv", antwortete er. In seinem Blick lag etwas wie Hoffnung. Doch ich kannte seinen Namen nicht. Kannte ihn nicht.

Er blickte mich einen Augenblick lang an, schweigend. Dann nahm er etwas, das sich neben ihm auf dem Boden befunden hatte. „Das hier sind deine Sachen, die du gestern bei dir getragen hast", meinte er und gab sie mir, dabei ließ er mich keine Sekunde lang aus den Augen.

Ich wagte es, mich erneut aufzusetzen und erlaubte mir tief durchzuatmen. Zaghaft sah mir die Sachen genauer an. Eine Art Pistole, kleine Kugeln, Kartenspiele. Nichts, mit dem ich etwas anfangen konnte. Und dann war da noch ein weißer Anzug, er war blutverschmiert. War das mein Blut? Mir wurde übel. Nichts davon kam mir bekannt vor.

Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken; es war die Hand des Unbekannten, von Shinichi. Diese Berührung hatte eine seltsam beruhigende Wirkung. „Du bist eine Art Zauberkünstler", meinte er. Er schien sich zu bemühen, ruhig zu bleiben.

Ein unangenehmer Schauer lief mir den Rücken runter. Ich war also ein Zauberer. Ein... Zauberer...

Meine Hände fingen stark an zu zittern. „... Ich... erinnere mich nicht...", konnte ich meine brüchige Stimme vernehmen. In meinen Augen brannten Tränen. Was war hier los? Warum... Warum konnte ich mich nicht erinnern? Nicht nur an gestern... auch an vorgestern... an alles... da war nichts! Nichts!

Ich spürte, wie mich der Fremde umarmte. Es war warm. Es tat gut. Aber warum? Warum?!

„Shh", machte er und streichelte sanft über meinen Rücken. „Shhh... Es ist alles gut. Hier bist du in Sicherheit."

Ich klammerte mich an ihn. So fest, dass es wehtat.Mein ganzer Körper war angespannt. Unendlich viele Gedanken schwirrten durchmeinen Kopf. Doch kein einziger von ihnen konnte mir sagen, wer ich eigentlichwar.

Amnesie - ShinKai (DCMK)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt