Kapitel 8

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Linner war einverstanden, gleich in der Früh des folgenden Tages Zeit für ein Gespräch mit Eric zu finden. Es war ein regnerischer Vormittag, als sich Eric im Büro von Linner wiederfand. Trotz dem düsteren, trüben Herbstwetter schien Linner aus irgendeinem Grund besonders fröhlich gestimmt und zu Eric besonders nett zu sein.

»Ich dachte, Sie würden noch in Italien bleiben, warum wollen Sie sich nicht noch ein paar Tage Urlaub nehmen? Sie haben das verdient und jetzt ist es Zeit, auf andere Gedanken zu kommen«, meinte er zum Auftakt und warf zur Unterstreichung des Gesagten einen kurzen Blick zum Fenster.

Eric fand es ein wenig irritierend, dass diese Haltung erst dann kam, als er sie nicht mehr brauchte, aber es machte keinen Unterschied mehr. »Ich möchte zuerst einiges mit Ihnen besprechen. Vielleicht kommen Sie dann auf andere Gedanken ...und zu dem Schluss, dass es jetzt kein geeigneter Zeitpunkt für Urlaub ist.«

»Ich höre zu«, sagte Linner mit einem skeptischen Unterton, als er sich zurück in seinem Stuhl lehnte.

Eric berichtete ihm über seine Begegnung mit Petrow, natürlich, ohne dabei den eigentlichen Grund für das Treffen zu nennen, und alles, was dieser ihm über Enextech und Nicolas Fuchs erzählte. Je weiter er erzählte, desto unsicherer wurde er wegen der Reaktion von Linner. Oder genauer gesagt wegen derer Abwesenheit. Linner schaute mal auf sein Handy mal aus dem Fenster, kurzum hörte etwa so zu, als ob ihm Eric einen langweiligen Wetterbericht von vorgestern erzählte.

Schließlich fiel ihm sein Chef ins Wort: »Eric, das ist zwar interessant, aber nur für Verschwörungstheoretiker. Damit können wir gar nichts anfangen. Es ist wahr, dass die Firma einige Geheimnisse birgt, aber es ist normal, dass das Know-How und die geschäftlichen Geheimnisse strikt behandelt werden, ebenso ist es nicht selten, dass frühere Geschäftspartner streiten.«

»Glauben Sie mir nicht?«

»Doch, ich glaube Ihnen natürlich, aber wir können nicht jedem Gerücht nachgehen. Diese Informationen sind schlichtweg irrelevant. Erst recht für uns. Gut, dass Sie es mir sagen. Aber mein guter Rat: erzählen Sie es keinen anderen Kollegen, wenn Sie nicht als leichtgläubig verspottet werden wollen.«

»Sie wollen nicht einmal einen schriftlichen Bericht darüber?«, fragte Eric enttäuscht. Seine in den Hosentaschen vergrabenen Hände tätscheln nervös den Schlüssel.

»Nein, Eric, die Ermittlungen zu diesem Fall sind abgeschlossen und auch unser Teil ist erledigt. Sie scheinen zu vergessen: Unsere Aufgabe sind die Mischlinge. Einer hatte damit nichts zu tun und fällt geographisch auch nicht unter unsere Zuständigkeit, während ein anderer in China gelandet ist und wohl nicht so bald zurückkommt. Machen wir uns nicht unnötig Arbeit. Es gibt aktuellere Aufgaben, denen wir uns jetzt widmen werden.«

»Ich denke, es geht alle etwas an, wenn jemand gewaltsam sterben muss wegen geheim gehaltenen Waffen, von denen die Öffentlichkeit keinen Schimmer hat. Und es kann durchaus auch mit Androiden zu tun haben«, rief Eric etwas zu emotional.

»Mag sein, aber es sind nur Spekulationen. Bitte, vergessen Sie die ganze Angelegenheit. Ich verbiete Ihnen, daran weiter zu arbeiten. Sonst machen sie uns und sich selbst nur Probleme.« Letzteres sagte Linner fast flehentlich.

Eric atmete auf um sich zu beruhigen, was nur eine mäßige Wirkung hatte. »Alles klar. Also ich nehme mir doch den Urlaub«, zischte er. Dass er sich entschloss, auf eigene Faust zu ermitteln, behielt er lieber für sich.

»Und Eric, wo wir jetzt beim Thema sind... haben Sie die Spritze zurückgebracht?«, fragte Linner so freundlich, als ob nichts passiert wäre.

»Oh, Mist! Die habe ich leider im Hotel in einem Versteck vergessen«, hörte sich Eric sagen. Wobei er die Spritze immer noch in seiner Tasche hatte und eigentlich vorhatte, sie zurückzugeben. Aber manchmal eben redete er unüberlegt und wunderte sich woher die spontanen Worte kommen.

SeelenlosWhere stories live. Discover now