Tribute von Panem | Flammendes Meer

𝐖𝐎𝐑𝐓𝐄

„Guten Abend! Einen wunderschöner, guter Abend ist heute, den Sie alle sicherlich genau so sehnlichst erwartet haben werden wie ich! Heute Abend wird es zu den exklusiven Interviews zwischen meiner Wenigkeit und den Tributen kommen! Das ist Ihre Chance, sie noch einmal richtig kennenzulernen, bevor morgen die Spiele starten werden!"

Laut hallen Caesars Worte von der Bühne bis zu uns herüber.
Die Stylisten und Saphire sitzen bereits im Publikum, nur noch Finnick und ich sind noch bei Jinia und Yuvan.
Jinia hat von Jake ein langes, eng anliegendes, schwarzes Kleid bekommen, was auf den ersten Blick schlicht wirkt. Doch wenn man genauer hinsieht, erkennt man kleine, goldene Punkte, die funkeln. Ihre lockigen Haare trägt Jinia offen, nur die vorderen Strähnen hat Kaitlyn nach hinten geflochten, wo sie sie zur einer Rose geformt hat.
Genau so, wie meine Haare damals aussahen.
Yuvan trägt einen Anzug aus dem selben Stoff wie Jinias Kleid.

Er scheint entspannt zu sein und hört gelassen Casear zu, der noch immer das Publikum unterhält.
Finnick kaut auf etwas herum, ich vermute mal Zucker, und hat sich an die Wand, die uns von der Bühne abtrennt, gelehnt.

Jinia blickt nervös auf die Bühne.
Ich sehe zu ihr herunter.
Anstatt sie mit falschen, aufmunternden Worten zu belügen, sage ich dass, was ich wirklich über die Interviews denke.

„Es wird viel schneller umgehen, als du denkst. Aber lass dir ruhig Zeit beim Antworten, das Publikum mag es, wenn jemand einen geheimnisvollen Eindruck macht. Ich weiß, dass es schwer fällt, aber versuche nicht nervös oder ängstlich zu wirken. Ich verspreche es dir, wenn die Spiele begonnen haben, besorgen Finnick und ich euch Sponsoren, aber die meisten bekommt ihr hierdurch. Du kriegst das schon hin, okay? Das wird schon."
Ich nehme sie noch einmal in den Arm und streiche über ihre dunkelbraunen Locken, wie ich es so oft tue, wenn ich sie beruhigen will.

„Danke..ich..ich gebe mein bestes." nickt Jinia schließlich.
Dann geht sie an Yuvans Seite auf die anderen Tribute zu, die sich bereits, nach Distrikten geordnet, in einer Reihe zur Bühne hin gerichtet aufstellen.

„Willst du hier Wurzeln schlagen?" erinnert Finnick mich neckend daran, dass wir uns nun ins Publikum setzen müssen.

Ich folge ihm aus der Dunkelheit herein ins Scheinwerferlicht des Publikums, und als dieses uns entdeckt, ertönt lautes Gejubel.
Ich blicke den Leuten nicht ins Gesicht, sondern lasse mich einfach zwischen Finnick, der ins Publikum winkt und dem Mentor aus sieben, Blight, auf einen Stuhl in der ersten Reihe, wo auch die restlichen Mentoren sitzen, fallen.

Blight beginnt mit mir zu reden in seiner sanften und doch so ernst wirkenden Stimme.
„Das mit deiner Kleinen tut mir echt leid. Meine Cousine, sie hat vor einigen Jahren auch ihre Tochter in den Spielen verloren. Ich kann mir garnicht vorstellen, wie das sein muss."

Ich schlucke, doch nicke Blight, der haselnussbraunes Haar hat und in meinem Alter ist, dankbar zu.
„Ja...ich weiß selbst auch kaum, wie ich damit umgehen soll. Und vor allem...", ich senke die Stimme, „vor allem mit Yuvan. Er muss von Finnick und mir genau so behandelt und gelehrt werden wie Jinia. Wenn auch nur vorerst. Wir müssen uns ja, wenn die Spiele laufen und beide Tribute noch am Leben sind, für einen der beiden entscheiden, und uns auf ihn oder sie fokussieren, was die Sponsoren angeht. Und ich meine...es ist klar, dass ich Jinia auswähle. Dabei denke ich jedoch, dass Yuvan doch genau als selbe verdient hätte, und nicht gleich einfach so abgeschoben werden sollte, auch, wenn er mir nicht so nahe steht wie Jinia. Verstehst du, was ich meine?" frage ich nachdenklich.

Blight nickt.
„Ja, ich..."
„Psst, die Leute wollen die Show hören!" ertönt plötzlich eine sarkastische und säuselnde Stimme neben Blight.
Ich erkenne Johanna Mason, die Mentorin aus sieben, die die 67.Spiele gewonnen hat.
Mit hochgezogenen Augenbrauen lehnt sie sich wieder in ihren Stuhl zurück, bis sich ihre Miene bei der anklingenden Hymne des Kapitols wieder verdüstert.