Elios Tagebuch - Tag 15

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Vor ein paar Stunden sind wir von Asuri zurückgekehrt und so mitgenommen habe ich Phoenix noch nie erlebt. Ich glaube, als wir uns umarmten, hat er geweint. Zumindest glaube ich das. Er hat dabei keinen Ton gemacht und als er mich losgelassen hat, hat er sich direkt abgewendet und ist dann im Bad verschwunden. Ich musste daran denken, dass irgendjemand einmal gesagt hat, dass Umarmungen auch nur ein Weg sind, um sein Gesicht zu verbergen.

Ich sitze allein hier an der Bar und trinke einen Kaffee, während Phoenix im Hangar verschwunden ist. Coon schläft neben mir. Ich fühle ausgelaugt. Erschöpft. Ganz so als hätte ich tagelang nicht geschlafen. Irgendwie als würde ich neben mir stehen. Ich kann es immer noch nicht glauben, was geschehen ist ... Es ist ... So viele sind gestorben. Warum?

Die ganze Geschichte auf Asuri, war knapper als mir Phoenix zuerst weiß machen wollte. Das wird mir jetzt klar.Gab es einen Grund? Oder war es nur eine Laune des Schicksals? Und wenn ja, warum waren wir genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort? Was wäre ohne uns geschehen? Wäre dann die ganze Stadt zerstört worden? Ich finde keinen Sinn darin. Vielleicht gibt es keinen ... Vielleicht ist das Universum einfach nur grausam.

Was mich noch beschäftigt ist, was wäre passiert, wenn Barrum nicht die Initiative übernommen hätte? Wäre dann Phoenix nach unten gegangen? Hätte er sich geopfert? Hätte er entkommen können? Oder hat er gewusst, dass jemand die Verantwortung übernehmen würde? Hat er es darauf angelegt? Hätte er wirklich in Kauf genommen zu sterben? Hätte er mich allein zurückgelassen? Auf einem fremden Planeten, mitten im nirgendwo? Ich kann es nicht glauben, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das Lion Recht hatte. Ich kenne ihn nicht.

Und noch etwas kam mir sonderbar vor. Schon auf Maxima. Ich werde das Gefühl nicht los, dass uns jemand beobachtet. Aber wie sollte das funktionieren und warum? Niemand weiß, wo wir sind und wohin wir reisen. Wie kann es also sein, dass ich mir so beobachtet vorkomme?

Ich muss mir einfach immer wieder klar machen, dass wir den Großteil gerettet haben. Sie werden überleben! Wir haben geholfen und ihnen Hoffnung geschenkt.

Vielleicht ist es nur die Erschöpfung. Ich denke morgen ist ein neuer Tag. Ein besserer Tag. Phoenix meinte, wir könnten uns die Gärten von Solero ansehen. Dort sollen die schönsten und seltensten Pflanzen wachsen. Man exportiert sie durch das halbe Universum. Viele Heilmittel haben ihren Ursprung in den Pflanzen auf diesem Planeten.

Ich glaube, das tut uns beiden ganz gut und wir müssen unsere Batterien wieder etwas aufladen. Eigentlich freue ich mich bereits darauf. Ich kann ein paar Sandwiches vorbereiten und wir können ein kleines Picknick veranstalten.

Mir geht die Lust zum Schreiben aus. Ich bin auch nicht mehr gewohnt so viel mit der Hand zu schreiben. Ich denke, ich trinke noch meinen Kaffee aus und dann lege ich mich etwas auf die Couch und suche mir ein Buch in dem ich lesen kann.

Hatte ich schon erwähnt, dass Phoenix eine riesige Auswahl an Büchern hat? Die meisten stehen hier, aber es gibt auch ein kleines Regal im Schlafzimmer. Ich bin mir nicht sicher warum, denn er wird kaum viele Besucher hier empfangen. Zwar hat er mir gesagt, ich kann sie gerne lesen, aber ich soll vorsichtig sein. Manche der Bücher kommen aus meiner Zukunft.

Da fällt mir ein, Ich hatte da diese Vision als wir bei den Delauros waren. Von Phoenix als Kind. Dort hatte er ein bestimmtes Buch ... Vielleicht ...

Warum hat er so viele Bücher? Liebt er einfach Bücher und die Welt darin, oder steckt da mehr dahinter? Ich glaube letzteres. Vielleicht wird er so an seine Schwester Elaine erinnert. Irgendetwas ist mit ihr, das spüre ich. Er spricht nicht viel und gerne über seine Vergangenheit, so viel weiß ich schon. Aber es scheint ein starkes Band zwischen den beiden gegeben zu haben. Hatte sie ihm nicht auch dieses Buch geschenkt? Nein, sie hat ihm nur nach dem Buch gefragt. Wie hieß es noch gleich? „Der Mythos des Feuervogels - Die Abenteuer von Joshua Delain"

Während der Vision hatte ich gespürt, dass es sich um eine Art Märchen handeln muss. Vielleicht eine Art Abenteuergeschichte eines Volkshelden. Der Mythos des Feuervogels? Kommt daher der Name? Hat er ihn sich selbst gegeben? Wenn ich mich recht erinnere, hat ihn seine Schwester L.J. oder Levin genannt.

Es gibt so vieles, dass ich noch nicht weiß. Ich muss ihn dazu bringen mir mehr von sich zu erzählen. Aber nicht mehr heute. Ich glaube, es wäre der falsche Augenblick. Ich hoffe, er kann sich durch seine Bastelei im Hangar etwas ablenken und wieder erden. Ich glaube, ich suche jetzt mal nach dem Buch und lese etwas darin. Mal sehen, um was in dem Buch geht ... Es ist sicher interessant zu wissen, was Phoenix in seiner Kindheit gelesen hat.

Vielleicht verstehe ich ihn so besser, denn manchmal gibt er mir immer noch Rätsel auf. Ich glaube je besser ich ihn kenne, desto besser bin ich auf das vorbereitet, was uns bevor steht. Oder bilde ich mir das nur ein? Ich weiß es nicht ...

Was ich weiß ist, dass ich mehr sehen will. Viel mehr. So viel wie möglich! Wenn ich mir vorstelle, ich müsste jetzt zurück in mein altes Leben ... Ich wüsste nicht, wie ich das Schaffen würde. Phoenix hat mir eine Tür geöffnet und allein das Wissen um diese Tür erzeugt ein Verlangen hindurch zuschreiten. Neues zu sehen. Zu lernen. Wie soll ich jemals zurück gehen?

Ja, es gibt Menschen, die auf mich warten. Meine Mutter, meine Großmutter, David. Aber auf der anderen Seite steht die Unendlichkeit.

Neue Welten, unerforschte Ruinen. Abenteuer! Außerdem kann er mich rechtzeitig zurückbringen. Es wird kaum ein paar Tage vergangen sein, wenn er das tut. Aber noch nicht jetzt. Noch kann ich nicht zurück. Vielleicht bedeuten wir auch für andere Hoffnung. Vielleicht ist es unser Schicksal? Oder hat das Universum andere grausame Pläne für uns?

Im Vortex aus Zeit und RaumWhere stories live. Discover now