E02 - Die singenden Gletscher von Asuri | Teil II

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Es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis die den Hügel hinab gewandert waren. Als sie fast auf Meereshöhe angekommen waren, war auch die Stadt viel deutlicher zu sehen. Sie schmiegte sich zwischen den Berg und das Meer in eine enge Bucht. Die Häuser waren grobe Steinbauten im Freien oder in den Stein gehauene Quader. Im Zentrum des Halbkreises stand ein riesiges Gebäude, das fast kathedralengleich über der Stadt thronte. Elio konnte dichte Dampfschwaden erkennen, die aus den Schornsteinen der Stadt quollen. Und je näher sie kamen, desto wärmer wurde es. Das Eis das früher einmal an dem steilen Berghang gewesen sein musste, war fast gänzlich geschmolzen. Er blieb einen Moment stehen und staunte über dieses kleine Wunder. Wie hatte sich an diesem kargen Ort so viel entwickeln können?

Bevor sie die Stadt erreicht hatten, erreichten sie ein kleines Dorf am Ufer des Meeres. Erst hatte Elio es für Schneehügel gehalten, aber dann sah er dünne Rauchfäden aus ihnen emporsteigen und begriff, dass es sich um Iglus handeln musste.

„Weißt du, wer hier lebt?", fragte er leise. Phoenix schüttelte den Kopf. „Das letzte Mal, als ich hier gewesen bin, war der Planet völlig unbewohnt. Es gab nur das Meer und die singenden Gletscher. Ich hatte keine Ahnung, dass es überhaupt möglich ist, dass hier etwas länger überlebt", antwortete er und Elio hörte, wie neugierig und aufgeregt Phoenix klang. Er war völlig in seinem Element und gespannt darauf, wen sie hier treffen würden. Dennoch, wenn er ihm jetzt in die Augen sah, dann sah er noch etwas anderes neben der Neugier. Elio war nun lange genug mit ihm unterwegs, um ihn etwas zu kennen und ihm wurde bewusst, dass in Phoenix etwas schwelte. Es schien mit den verstummten Bergen zu tun haben.

Sie hatten das Dorf gerade erreicht, als die Sonne stand nun etwas höher und schien gleißend über das Meer. Aus diesem Grund sahen sie die kleine Gestalt auch erst sehr spät, die von Meer kommend zu ihnen aufschloss. Sie war etwa halb so groß wie sie beide, stämmig und war fast vollständig in Leder und Fell gehüllt. Unter einer Fellmütze lugten zwei misstrauische Augen und ein gewaltiger brauner Bart hervor. Buschige Augenbrauen und ein harter Blick. Elio konnte sich nicht helfen, aber sein erster Eindruck war eindeutig der eines Zwerges. Auch wenn es verrückt war, aber in etwa so hatte er sich diese Spezies in seinen Fantasy-Büchern immer vorgestellt. Auf dem Rücken des Mannes befand sich ein großer geflochtener Korb und Elio konnte darin frischen Fisch sehen.

„Wer seid ihr?", fragte der Mann.

„Reisende", antwortete Phoenix.

„Ich habe hier noch nie Reisende gesehen. Und Ihr kommt von dort?", fragte der kleine Mann deute in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Gibt es dort nicht nur Eis und Schnee?"

„Weiter als von dort", antwortete Elio. „Von weit her."

Coon fing an sich unruhig in seinem Anorak zu bewegen. „Ah! Pass doch auf!" Schnell zog Elio den Reißverschluss ein Stück nach unten und dann sprang der Xana galant auf den schneebedeckten Boden. Er stolzierte einmal um den Fremden und schnupperte an ihm. „Was ist das für ein sonderbares Tier?", fragte der Zwerg. „Und es hört auf euch?"

„Ja", antwortete Elio. „Das ist Coon."

„Lustiger Name", sagte der kleine Mann und sah dann wieder zu Phoenix auf. „Ich habe nicht viel, aber es wäre mir eine Ehre euch in mein Haus einzuladen."

***

Eine gewaltige Hitzewelle schlug Barrum entgegen, als er den Maschinenraum betrat. Reko war bereits hier und starrte auf die komplizierten Windungen des Dampfgenerators. Der Pulari war selbst für ihre Verhältnisse klein geraten und war kaum größer als einen Meter zwanzig. Seine braunen Haare fielen verschwitzt auf seine Schulter und in seine Augen lugten unter seinen buschigen Augenbrauen hervor. Sie wirkten abgehetzt und dunkle Ringe zeichneten sich darunter ab.

Im Vortex aus Zeit und RaumWhere stories live. Discover now