Kapitel 7 - Die spitze des Eisbergs

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Den Rest des Samstages hatten Oliver und Amelia gemeinsam bei einer bestellten Pizza auf dem Sofa verbracht und sich über ihre jeweiligen Lieblingsbücher unterhalten.

Oliver war sogar vor Amelia ins Bett gegangen wodurch Amelia noch etwas Zeit gehabt hatte um sich an ihren Lieblingsplatz, in ihrem Hängesessel, zurück zu ziehen. Sie hatte noch zwei, drei Zigaretten geraucht und hatte sich dann zu ihm ins Bett gekuschelt. Es war eine ruhige Nacht zum Sonntag hin, doch stellte Amelia an diesem Morgen fest, dass Oliver nicht da war. Weder im Bett, noch im Bad und auch nicht auf dem Balkon. Dann fand Amelia einen kleinen Brief an der Tür.

'Guten Morgen Sonnenschein, leider muss ich noch ein paar Sachen in meiner Wohnung erledigen. Es wird dir aber sicher auch gut tun etwas Zeit für dich zu haben nach den letzten Tagen. Übrigens habe ich dein kleines Sexspielzeug gefunden und es mitgenommen. Komm bloß nicht auf die Idee dir einen Orgasmus zu verschaffen während ich nicht da bin. Ich merke es, wenn du es doch tust und das hier ist keine Bitte meine Kleine. '

Amelia hatte den ganzen Brief mit Olivers Stimme im Kopf und einem leichten Lächeln auf den Lippen gelesen. Natürlich wollte sie sich dem Willen ihres heißbegehrten Ex-Chefs beugen und entschied, seiner Anweisung Folge zu leisten. Also machte sie sich auf dem Weg zur Kaffeemaschine und begann ihren Tag langsam, auf ihrem Balkon.

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Oliver war derweil an einer Lagerraum-Vermietung angekommen und stand bereits vor dem Rolltor mit der Nummer vierhundertzwei. Er wusste schon was ihn darin erwartete und doch musste er schwer schlucken als er das Tor nach oben schob und sich der Anblick des Lagerinhalts offenbarte.

Einige seiner alten Büromöbel, die er gerne hatte behalten wollen, standen nun um seine letzte Schlafstätte herum. Seit etwa einem halben Jahr hatte er hier geschlafen und gelebt. Geduscht hatte er im Fitnessstudio und seine Kleidung war eigentlich immer in der Reinigung. Es lag natürlich nicht am Geld aber seitdem er sich auf Amelia fixiert hatte, war einfach keine Energie mehr für die Pflege einer eigenen Wohnung da gewesen. Er war entschlossen Amelia nichts davon zu erzählen.

Oliver schnappte sich seinen Kulturbeutel und die Abholscheine der 24/7 Reinigung. Er packte sich und die Überreste seines alten Lebens in sein Auto, das er vorher noch an der Firma geholt hatte, und fuhr los um seine Kleidung zu holen. Ein Neuanfang mit Amelia war alles was er wollte. Nach Allem was er erlebt hatte und nach Allem was sich langsam über sie offenbarte, hatten sie sich das beide mehr als verdient. 

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Amelia hatte sich mit einem Buch und einer frischen Packung Zigaretten in ihren Hängesessel zurückgezogen und lass so zum wiederholten Male eines der wunderbaren Werke von Jules Verne.

Die Konzentration ließ jedoch immer wieder nach, wenn zum Beispiel der frische Wind mit ihrem Haar spielte und sie sich an Olivers zarte Berührungen erinnerte oder ihr Shirt über ihre Brust strich und sie wieder seine warme Zunge spüren konnte. Es kostete Amelia all ihre Kraft der Versuchung zu widerstehen... nur eine schnelle Dusche, dass würde sicher reichen um ihre Spuren zu verwischen. Andererseits war Amelia bewusst wie intensiv sie selbst Olivers Duft wahrnahm, war es dann nicht auch möglich, dass er ihre Geilheit riechen konnte?Amelia entschied sich der Versuchung weiterhin stand zu halten und wurde dann von der Türklingel aus ihren Gedanken gerissen.

In freudiger Erwartung nun endlich Oliver wieder zusehen eilte sie zur Tür, Amelia hatte das Gefühl als wären sie und Oliver schon Ewigkeiten getrennt gewesen.  "Ja, hallo?" Amelias Stimme klang wie die, eines aufgeregten Kindes das gleich erfahren würde ob es noch ein Eis haben durfte.

"Hallo, ich habe eine Lieferung für Frau Amelia Santos." Verdutzt drückte Amelia wie von selbst auf den Türöffner und wunderte sich im selben Moment wer denn bitte an einem Sonntag irgendwelche Lieferungen zustellte. Amelia öffnete die Wohnungstür und ein junger gutaussehender Mann stand mit zwei Paketen vor der Tür.

"Frau Santos?" fragte der Lieferant der Amelias Verwirrtheit bemerkte. "Ja, das bin ich." Amelia starrte auf die Pakete und merkte gar nicht wie eigenartig ihre Antwort gewirkt hatte.

"Der Auftraggeber hat gebeten die Lieferung bis in ihre Wohnung zu liefern – darf ich?" Die Bitte des, nach wie vor sehr gutaussehenden, Lieferanten wurde von Amelia mit einem einfachen Schritt zur Seite gewährt. Amelia sammelte sich und deutete dem jungen Mann die Lieferung einfach im Wohnzimmer abzustellen und fragte ihn ob er noch eine Unterschrift oder ähnliches von ihr brauchte. Der braunhaarige Herr in seiner ungewöhnlich unförmlichen Dienstkleidung lächelte und ging auf Amelia zu. Amelia merkte genau in diesem Moment, dass die Pakete nicht die einzige Lieferung waren und wurde sehr nervös als der vermeintliche Lieferant begann eine gewisse Dominanz aufzubauen und sie zurück an die mittlerweile geschlossene Eingangstür drängte.

"Soll ich dich berühren und dein Verlangen stillen?" dieser Mensch der Amelia da gegenüber stand wurde immer und immer Attraktiver und die angestaute Not nach einem Orgasmus stieg in ihr auf.

Mit schwerem Atem brachte Amelia überraschende Worte hervor. "Nein, danke. Sie können jetzt gehen." Und öffnete im gleichen Atemzug die Tür hinter sich.

Der junge Mann lächelte wieder und sah ihr noch einmal in ihre wunderbaren grünen Augen.

"Schade eigentlich, Sie sind noch viel schöner als in seinen Beschreibungen. Aber, da Sie sich so entschieden haben wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag und richte Ihnen aus, dass Sie die Pakete ruhig öffnen dürfen." Auch Amelia verabschiedete sich respektvoll und verschwand in ihrer Wohnung. Sie war so überwältigt von der Situation, Oliver hatte tatsächlich ihr Durchhaltevermögen auf die Probe stellen wollen. Amelia fühlte sich als hätte sie einen Kampf gegen sich und Oliver gewonnen – doch sie wusste nicht, dass noch eine ganze Schlacht vor ihr lag.

Die beiden Pakete prangten in der Mitte des Wohnzimmers. Eines war hoch und schmal und das andere eher klein und klobig. Amelia öffnete zuerst das große Paket und fand darin ein, ihrer Meinung nach, absurd großes Bouquet aus Trockenblumen in einem Rattan-Gefäß vor. Es war wunderschön und Amelia musste Lächeln als ihr klar wurde, dass sie in diesem Moment das erste Mal in ihrem Leben Blumen geschenkt bekommen hatte. Ihr fiel auch auf wie gut Oliver wieder darauf geachtet hatte was ihr gefiel, alleine der Fakt das es konservierte Trockenblumen waren und diese auch nicht mit irgendwelchem künstlichen Duft eingesprüht worden waren.

Amelia spürte in ihrer Brust wie berührt sie von dieser Wertschätzung war und sie spürte auch ganz deutlich wie sich ihr sexuelles Verlangen mit diesen starken Emotionen paarte und sich multiplizierte. Völlig im Gefühlsrauch machte Amelia nun also auch das zweite Paket auf. Sofort fielen ihr fiele Knäule aus grauem Seidenpapier entgegen und Amelia hörte wie auch ein anderer Gegenstand zu Boden fiel. Als Amelias das kleine schwarze Kästchen mit Samtbezug aufhob konnte sie es als Schmuckkästchen identifizieren. Sofort überkam sie ein unsicheres Gefühl, sie war sich nicht mal sicher in welchem Verhältnis sie und Oliver aktuell standen und er sollte ihr Schuck schenken? Amelia war sich unsicher ob sie das annehmen könnte.

Schlussendlich öffnete sie das das handtellergroße Schmuckkästchen aber und fand darin einen goldenen Armreif vor. Dieser Armreif war zu einer Seite geöffnet und hatte an diesen beiden Enden jeweils eine Kugel. Durch diese Öffnung konnte Amelia den Armreif seitlich um ihr Handgelenk legen und erblickte auch erst dann die Gravur auf den beiden Kugeln. Auf einer war ein A und auf der anderen war ein O eingraviert. Amelia hätte auch alles daraufgesetzt, dass die Kugel mit dem O etwas größer war als die, die für sie selbst stand.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen als eine starke Hand von hinten an ihren Hals packte und sie den starken Geruch von Oliver wahrnahm.

"Na, mein Sonnenschein. Hast du mich vermisst?" Amelia nickte und ließ sich nach hinten sinken. "Du hast das heute sehr gut gemacht aber denk bitte nicht das ich dich jetzt schon von deiner kleinen Qual erlöse."

Amelia legte den Kopf ganz in den Nacken und blickte zu Oliver auf. "Ich werde brav sein, versprochen." Amelia war von dieser ganzen Unterwürfigkeit selbst überrascht aber sie konnte nicht anders. Wenn sie Oliver in die Augen sah zählte nur noch eines... ihre Einheit.

Einheit ist das A und OWhere stories live. Discover now