Kapitel 24 - Sturm

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Der Himmel über Skàdi wurde hell erleuchtet von Blitzen, die sich durch die Gewitterwand zogen. Das Grollen wurde immer lauter und verschlang alles an Geräuschen, die um sie herum herrschten. Sie stand immer noch regungslos vor den Angreifern und sah dabei zu, wie sie sich sinnbildlich das Leben aus den Lungen pressten. Sie atmete tief ein und vernahm den Geruch von Angst und Tod, welcher sich langsam ausbreitete. Ihre Mundwinkel zuckten leicht, als sie die Ansammlung von Blut vor ihren Füßen erblickte. Zwei dunkle Flecken bildeten sich auf dem grünen Rasen und färbten sich langsam dunkel ein. Zwischen ihnen, der letzte Angreifer, dem das Grauen in die Augen geschrieben stand.

Der Sturm, der um Skàdi tobte, nahm an Fahrt auf und begann alles mit sich zu reisen, was sich ihm in den Weg stellte. Die ersten Sträucher und Büsche wurden aus dem Boden gerissen und wirbelten, wie Spielzeuge, um sie herum.

Tamo stand fassungslos neben Milano. Je mehr der Sturm mit sich riss, desto schwieriger wurde es, etwas zu erkennen. Skàdi verschwand langsam hinter der undurchsichtig werdenden Wand. Tamo schluckte und begann mit zitternder Stimme zu sprechen.

»Sie genießt es, oder?«

Milano nahm einen Schluck von seinem Bier und nickte ihm zu.

»Jede einzelne Sekunde davon.«

Dumpfe Tropfgeräusche ließen Milano zum Boden blicken. Unter ihm bildete sich ebenfalls eine Pfütze aus seinem Blut. Er sah zurück zu dem Küchentuch und dann zu Tamo.

»Habs mir anders überlegt«, sagte Milano und drehte ihm seinen Rücken zu.

Der benötigte einen Moment, um zu begreifen, was Milano meinte. Doch als er ebenfalls das Blut am Boden sah, verstand er es. Er griff schnell zu dem Küchentuch und drückte es Milano auf die Wunde. Dieser stöhnte kurz auf, schwieg aber.

Alice schob sich etwas nach oben und sah besorgt nach draußen. Sie biss sich auf die Unterlippe und rieb ihre Finger nervös über die Couch.

»Wenn sie nicht bald aufhört, es zu genießen, haben wir ein echtes Problem«, sagte Alice geistesabwesend.

Sofort hoben alle den Blick und in diesem Moment gab es einen lauten Knall, der das gesamte Haus erschütterte.

Die Blitze hatten ihre Richtung geändert, sie wanderten nicht mehr durch die Wolkenwand, sondern begannen dabei, um Skàdi herum, in den Boden einzuschlagen.

Diese stand immer noch regungslos da und erst, als die beiden Eindringlinge ihren letzten qualvollen Atemzug machten, ließ sie ab von ihnen und sah zu den am Boden Hockenden.

»Verschwinde«, knurrte sie.

Er sah sie, mit vor Angst, geweiteten Augen an. Doch er würde nicht warten, bis sie sich das Ganze noch anders überlegen würde. Mit zitternden Knien stand er langsam auf und drehte sich ab von ihr, doch hinter ihm, tobte der Sturm. Panisch sah er über die Schulter zurück zu Skàdi, die ihn nur angrinste. Sie hob die Hände vor sich in die Höhe, was dazu führte, dass die beiden anderen, wie nasse Säcke zu Boden fielen und in ihrem eigenen Blut landeten. Skàdi legte den Kopf schief, grinste erneut und schob stattdessen ihre Hände auseinander und eine Lücke tat sich in dem Wirbel auf.

»Hau ab«, raunte sie erneut und diesmal rannte der Typ los.

Er sprang über das Gitter und verschwand unmittelbar in den dunklen Wald. Die Blitze, welche in den Boden einschlugen, wurden immer intensiver. Skàdi stand völlig still in die Mitte der Windrose. Sie schloss ihre Augen und streckte die Arme links und rechts von sich aus. Ihre Finger waren weit auseinandergespreizt und sie begann damit, die Arme langsam nach vorn zudrücken.

Es schien, als würde sie dabei gegen einen massiven Widerstand ankämpfen und genau das tat sie auch. Der Wirbelsturm hinter ihr brach auf und so, wie sich ihre Arme bewegten, so verschob sich auch der Sturm. Sie atmete schwer und versuchte sich selbst zu kontrollieren. Doch sie hatte sich in ihre Dunkelheit ziehen lassen. Zu lange und jetzt gab es kein zurück mehr. Sie konnte nicht mehr stoppen, was sie erschaffen hatte. Sie konnte es nur noch umlagern.

𝑺𝒌𝒂𝒅𝒊 - 𝑳𝒐𝒔𝒕 𝒊𝒏 𝑫𝒂𝒓𝒌𝒏𝒆𝒔𝒔 ✔️Where stories live. Discover now