Kapitel 23 - Genuss

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Skàdi schreckte auf. Narcos lag knurrend am Fußende des Bettes und hatte die Haare auf seinen Rücken bis hin zur Nasenspitze aufgestellt. Ihr Blick wanderte durch das Zimmer, doch es war leer. Mach einfach die Augen auf, hallte immer noch durch ihre Gedanken. Was ein seltsamer Traum. Sie sog tief die Luft ein und sah zu Narcos, der plötzlich aus dem Bett sprang.

»Was ist los, Babe?«, fragte sie und setzte sich auf.

Doch schon schoss ein reißender Schmerz durch ihr Kreuz.

»Was zur Hölle?«, raunte sie und griff sich an die schmerzende Stelle.

Sie richtete sich auf und spürte, wie ihr etwas in den Schoß fiel. Ein Buch. Nein, das Buch. Ihre Hände wanderten automatisch nach unten und sie ließ ihre Finger über den Ledereinband gleiten.

»Das ist doch ...«, ein weiterer stechender Schmerz ließ sie Aufstöhnen und das Buch achtlos zur Seite fallen.

»Was ...«, Narcos bellte auf und rannte an das hell erleuchtete Fenster.

Skàdis Blick folgte ihm und eine Welle der Wut breitete sich aus. Sie sah eine riesige Feuerwand, die auf eine massive Eiswand prallte. Ihre Nasenflügel bebten, als sie aus dem Bett sprang und gemeinsam mit Narcos das Schlafzimmer verließ.

Tamos Augen weiteten sich. Das Gefühl, als würden tausend Nadeln auf ihn einstechen, legte sich über seinen gesamten Körper. Seine Atemzüge wurden flach und hektisch, denn jeder Versuch Luft in seine Lungen zu pressen, fühlte sich an, als würden spitze Kristalle durch sein Innerstes fetzen. Vor seinem Mund bildete sich weißer Dampf, als der letzte warme Sauerstoff seinen Körper verließ. Seine Finger und Zehen strahlten prickelnden Schmerz aus. Panisch versuchte Tamo seine Finger zu bewegen, doch nichts als Schmerz war es, den er als Antwort erhielt. Er riss den Kopf zur Seite und sah, dass Silas ebenfalls nach Luft schnappend neben ihm stand. Vornübergebeugt, sich an der Arbeitsplatte abstützend.

Ein Glas Wasser erweckte Tamos Aufmerksamkeit, als es schlagartig kristallisierte.

Ein lautes Grollen am Himmel ließ Tamo in den Garten blicken, doch die Scheiben hatten sich ebenfalls mit einer hauchdünnen Eisschicht überzogen, so das er Alice Flammen nur noch schleicherhaft erkennen konnte. Der Himmel hingegen hatte sein strahlendes Blau verloren und schien sich in ein dunkelgrau getaucht zu haben. Helle Blitze durchzogen diesen und leuchten gespenstisch durch den Eisschleier.

»Was passiert hier?«, keuchte Tamo.

»Skàdi«, hauchte Silas und im selben Moment betrat diese das Wohnzimmer.

Schwarze Fragmente, kaum größer als Staubkörner zogen in den Raum und bildeten eine dunkle Nebelschwade. Sie ummantelten Skàdi, die kaum hörbar durch das Zimmer schritt.

Ihre grünen Haare wirkten blass, ebenso wie ihr Gesicht. Dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab. Doch was Tamo erschrocken aufkeuchen ließ, waren ihre Augen. Ihre grünen Iriden waren verschwunden und nur schmale, sichelförmige Linien zeichneten sich noch in ihren Augäpfeln ab. Nach oben geöffnet, in tiefes Schwarz getaucht, nahmen sie ihr sämtliche Menschlichkeit.

Tamos Lippen zitterten bei dem Versuch, Worte zu formen.

»Nicht«, japste Silas und legte dabei seinen Arm, vor Silas Brust, als wollte er so verhindern, dass Tamo sie ansprach.

Ein dunkles Knurren hallte durch den Raum und vibrierte so stark, dass Tamo es in seinen Knochen spürte. Narcos. Auch er war in den eigenartigen Nebel gehüllt. Eng an Skàdis Seite schritt er neben ihr. Seine Augen glühten in einem intensiven Orange. Sein Fell wirkte stumpf und seine Schritte waren kaum hörbar.

Was zur Hölle war hier los?

Unfassbar sah Tamo Skàdi nach. Eine Mischung aus Angst und Faszination breitete sich in seinem Körper aus. Das Verlangen nach mehr ließ ihn für einen Moment die Schmerzen vergessen und so bemerkte er auch nicht, dass der Schmerz tatsächlich in dem Moment verschwand, als Skàdi auf die Terrasse trat.

𝑺𝒌𝒂𝒅𝒊 - 𝑳𝒐𝒔𝒕 𝒊𝒏 𝑫𝒂𝒓𝒌𝒏𝒆𝒔𝒔 ✔️Where stories live. Discover now