Kapitel 11

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KIARA

Wieso log Madeleine uns an, was ihren Freund anging? Und wo war er so plötzlich hergekommen? Ich hatte ihn hier unten nirgends gesehen, aber wenn er schon hier war, würde er sich seine eigene Party doch nicht entgehen lassen, oder? Ungeduldig warteten Marius und ich im Foyer auf Madeleine, damit wir sie zur Rede stellen konnten, aber es dauerte recht lange, bis sie endlich wieder die Treppe nach unten kam - aber alleine. Wo war ihr Freund denn abgeblieben? Wieso kam er nicht mit ihr nach unten, wenn er schon hier war?
"Hey, Madeleine", sagte Marius bestimmt und ging direkt auf sie zu, als sie wieder im Foyer war. Sie drehte den Kopf und lächelte uns wieder an. So langsam machte mir dieses Lächeln wirklich Angst, es war wirklich gruselig, dass sie IMMER lächelte. "Wo warst du denn? Wir haben dich gesucht."
"Oh, das tut mir leid, ich musste kurz oben nach dem Rechten sehen", antwortete sie.
"Nach dem Rechten oder nach deinem Freund?", fragte ich skeptisch nach, worauf sie mich verwirrt ansah und unsicher lachte.
"Entschuldige bitte, was hast du gerade gesagt? Wie kommst du auf Mateo? Der liegt krank zuhause", wandte sie verlegen ein.
"Sicher? Wir haben uns gerade im Hotel umgesehen, weil wir neugierig waren und haben dich oben mit deinem Freund gesehen, wie ihr euch geküsst habt", hakte Marius kritisch nach und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Da müsst ihr euch geirrt haben, Mateo ist krank! Und nun entschuldigt mich, ich muss mich um meine Gäste kümmern", wehrte sie patzig ab, warf sich ihre blonden Haare zurück und stiefelte dann beleidigt in den Speisesaal. Ich sah meinen Mann an.
"Diese Reaktion ist irgendwie verdächtig, oder?", fragte ich ihn, er nickte.
"Auf jeden Fall, sie will wohl wirklich nicht, dass wir von ihrem Freund wissen. Aber wieso?", antwortete er.
"Tja, das würde mich auch mal interessieren, aber ich glaube kaum, dass wir es rausfinden werden. Madeleine ist richtig sauer", erwiderte ich und zuckte die Schultern. "Vielleicht sind wir ihr ein Stück zu nahe getreten."
"Zu nahe? Schon vergessen, wie offensichtlich sie mit mir geflirtet hat? Wenn schon, dann ist sie mir zu nahe getreten und nicht wir ihr!", konterte er und schüttelte den Kopf. "Und sollte ich ihren Freund hier sehen, dann werde ich ihm davon auch erzählen."
"Wir haben ihn doch nur von hinten gesehen und hier gibt es eine Menge blonde Männer! Wie willst du ihn da finden?", fragte ich verwirrt nach, er zuckte die Schultern.
"Ich sage es ihm nur, wenn wir ihm über den Weg laufen. Wenn nicht, dann nicht", antwortete er und legte mir seinen Arm um die Schulter. "Komm, wir gehen wieder in den Speisesaal. Ich hab jetzt Lust auf ein paar Snacks."
"Ich auch. Vielleicht haben sie ja Brezeln und Senf", erwiderte ich, worauf Marius mich verwirrt ansah.
"Bitte was? In letzter Zeit willst du ständig so komische Sachen essen, was ist los mit dir?", erwiderte er, ich zuckte die Schultern. Zugegeben, in letzter Zeit war ich wirklich etwas seltsam. Mir war ständig schlecht, ich hatte oft Bauchschmerzen und hatte sehr oft Lust auf komische Gerichte. Irgendetwas war da wirklich seltsam, da musste ich Marius recht geben.
"Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein", gab ich unsicher zu, während wir in den Speisesaal kamen und uns einige Salzbrezeln aus den bereitgestellten Schüsseln nahmen. Der Speisesaal war gut gefüllt mit neugierigen Gästen und einigen Leuten von der Presse. Eine Hoteleröffnung war natürlich eine riesige Nachricht für so ein kleines Dorf wie Sterzing, also wollte natürlich auch jeder davon berichten.
"Kiara?" Ich drehte mich verwirrt um, als eine bekannte Stimme nach mir fragte. Ein junges Mädchen stand vor mir. Sie hatte lange, braune Haare und kam mir in ihren Designerklamotten sehr bekannt vor. Sekunde mal, war das nicht Leonie Hofer?
"Leonie?", fragte ich zurück, worauf sie lächelte. Es war also tatsächlich das Mädchen, das vor einigen Jahren aus unserem Hotel entführt worden war und das Marius und mich mit ihrem Fall zusammengeführt hatte.
"Du bist es wirklich! Wow, du siehst toll aus! Was machst du hier?", fragte sie und umarmte mich, bevor sie Marius umarmte. "Und sieh dich an, Marius! So erwachsen und schick!"
"Danke dir, du siehst auch gut aus. Wir sind hier, weil wir der Inhaberin mit ein paar Entscheidungen hier geholfen haben, und du?", erwiderte Marius lächelnd.
"Ich arbeite für eine Presseagentur in Innsbruck und die haben mich wegen der Neueröffnung hierher geschickt. Sie wollen für die Touristik-Seite einen Artikel darüber haben, also bin ich gekommen", erklärte sie. "Ich hab zwar nicht erwartet euch hier zu sehen, aber es tut wirklich gut. Wollen wir uns morgen vielleicht auf einen Kaffee treffen? Ich bin noch eine Nacht hier im Hotel. Und nehmt es mir nicht übel, dass ich nicht bei euch übernachte, aber das letzte Mal ging das nicht allzu gut."
"Ach was, das nehmen wir dir doch nicht übel! Ich kann das total verstehen, wirklich. Und wir würden uns gerne mit dir auf einen Kaffee treffen, es gibt eine Menge zu erzählen", beeilte ich mich zu sagen.
"Mal angefangen damit, dass wir geheiratet haben", fügte Marius hinzu.
"Was? Oh mein Gott, das ist toll! Herzlichen Glückwunsch!", rief Leonie glücklich und umarmte uns erneut. "Ihr habt schon damals perfekt zusammen gepasst, es sollte mich eigentlich nicht wundern! Ich freue mich wirklich für euch!" Ich wollte etwas erwidern, doch plötzlich wurde mir wieder schlecht und ich musste kurz die Augen schließen, um mich zu fangen. Aber selbst das half nicht, also öffnete ich meine Augen wieder.
"Entschuldigt mich bitte kurz, mir ist schlecht. Ich muss mal kurz auf die Toilette", bat ich, worauf Leonie mir eine Hand auf die Schulter legte.
"Ich begleite dich, falls etwas sein sollte", entschied sie und sah Marius an. "Wir sind gleich wieder da."
"Ich warte vor der Tür auf euch", sagte er, also gingen wir zu den Toiletten. Kaum, dass ich drin war, musste ich mich bereits übergeben. Verdammt, was war nur los mit mir?
"Geht's dir gut?", fragte Leonie von draußen, ich spülte und schüttelte den Kopf.
"Nein, so geht das schon seit Tagen", antwortete ich ihr. "Was ist nur los mit mir?"
"Seit Tagen? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du vielleicht schwanger sein könntest?", erwiderte Leonie, worauf ich verwirrt innehielt. Schwanger? Konnte das sein? Aber wie? Wann? Aber theoretisch könnte es sein. Ich musste Marius davon erzählen und einen Test machen - und zwar so schnell wie möglich.

Südtiroler Problem 5 - Trautes Heim, Glück allein? Where stories live. Discover now