Chapter 41: Sechstes Jahr: Die Schachtel

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Die Quidditchtribünen an einem Sonntag gehörten zu den wenigen Plätzen, an denen man in Hogwarts garantiert seine Ruhe hatte. Remus war seit seinem Geburtstag jede Woche hierher gekommen, um die letzten Minuten von James' spartanischen Trainings zu sehen und danach selbst eine Flugstunde zu bekommen.

Als er an diesem Morgen allerdings auf die Tribüne humpelte, bemerkte er, dass er nicht alleine war.

„Hi, Lily", strahlte Remus überrascht, „Was machst du hier?"

Lily wirbelte herum und blinzelte ihn an, ihr Mund stand leicht offen und formte ein kleines, pinkes ‚O', so als ob sie nicht erwartet hätte, dass jemand anders hier sein würde. Ihre Augen huschten über das Feld, dann nervös zurück zu Remus und sie grinste verlegen.

„Hi! Äh... ich seh mir nur Marls Training an. Moralische Unterstützung und so."

„Oh, alles klar. Darf ich mich zu dir setzen?"

Sie lächelte und verschob ihre Tasche, so als ob sie Platz für ihn machen würde, auch wenn die Tribünen sowieso leer waren. Sie saßen still da und sahen dem Training zu. James drillte die Jäger und den Hüter, also war heute nur das halbe Team da. Remus erinnerte sich vage an James' ‚fokussierte Einheiten'–Initiative, was für den Rest des Gryffindor-Teams eine Erleichterung war. Es hieß, dass sie nicht wirklich jeden Tag zum Training kommen mussten, auch wenn James das tat.

„Äh...Lily?", sagte Remus nach einer Weile, „wusstest du, dass Marlene heute gar nicht trainiert?"

Sie blickte hinunter auf ihre Knie, ihre Haare fielen wie ein kupferner Schleier vor ihr Gesicht.

„Ja", flüstere sie.

„Also bist du eigentlich hier um...?"

„Zwing mich nicht es auszusprechen, Remus", sie klang resigniert. Sie hob ihren Kopf und strich ihr Haar hinter ihr Ohr zurück, „Du darfst mich ruhig auslachen."

„Was?!", fragte Remus belustigt. Die perfekte Lily Evans, ganz durcheinander. Sirius würde es lieben.

„Zieh mich auf, lach mich aus, sag mir ich bin eine komplette Idiotin...", seufzte sie und sah auf das Feld hinaus. „Ich habs schon akzeptiert."

„Ich denke nicht, dass du eine Idiotin bist, nur weil du auf James stehst", lachte Remus und stieß sie scherzhaft an, „aber...ich meine, es ist schon ein bisschen lustig, nach all den Jahren."

„Ugh, ich weiß", stöhnte sie, „ich kann es einfach nicht glauben."

„Weiß er es?"

„Nein!", rief sie und starrte ihn ungläubig an. „Ich würde auf der Stelle tot umfallen !"

„Warum?!", fragte Remus lachend, „denkst du allen Ernstes, er würde dich abweisen? Er wartet seit fünf Jahren auf exakt diesen Moment!"

„Ja eben!", sagte sie und gestikulierte wild mit ihren Händen und spreizte ihre Finger vor Verzweiflung. „Er wollte das schon seit Ewigkeiten und ich erst seit...äh... naja, ehrlich gesagt, vielleicht eine Weile... aber auf jeden Fall nicht so lang. Wenn ich jetzt nachgebe... er ist so intensiv . Ich breche ihm vielleicht das Herz."

„Vielleicht", stimmte Remus zu, „aber ich denke James Potter würde sich geehrt fühlen, von dir das Herz gebrochen zu kriegen."

Sie schnaubte, „Remus, im Ernst, du klingst schon so schlimm wie er. Ich bin nicht dieses... keine Ahnung, perfekte Traummädchen, das in sein Leben schwebt und alles Schlechte wundervoll macht. Es ist kein Märchen. Ich bin kein Märchen. Ich bin richtig nervig. Ich bin komplettes Chaos am Morgen – frag Mary – und ich hasse es, Diskussionen zu verlieren und ich schreie, wenn ich wütend bin und meine Nase läuft, wenn ich weine. Ich weiß nichts über Quidditch und ich will auch nicht unbedingt etwas darüber lernen."

All the young dudes (Übersetzung deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt