Kapitel 1

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Ohne irgendeiner Emotion starrte ich auf die von mir ausgesehene schwarz, weiße Welt. Alle redeten immer von der schönen Natur und die bunten Blumen, die auf der Wiese tanzten. Doch was hatte ich schon davon. Ich konnte es auch mal sehen, doch jetzt...

Ich fühlte mich genauso, wie meine Augen es mir vorgaben. Leer und trübselig. Nicht eine positive Ader. Alles in mir war wie verstorben und das alles nur wegen ihn, den abscheulichsten Menschen meines ganzen Lebens. 

Ich drückte meine Kappe weiter nach unten, damit ja niemand die hässlichen Narben, die auf meine Gesicht markiert waren, sehen mussten. Auch ein Grund, weshalb mein Leben auf den Boden zerbrochen war. Niemand wollte mehr mit mir was zu tun haben. Ich war wie das hässliche Entlein der Natur. 

Draußen zog alles an mir vorbei, so schnell die Bahn sich in Bewegung setzen konnte. Es erinnerte mich an dem Moment, ab dem mein Leben mich verlassen hatte. Warum wurde ich auch unbedingt in so ein Fahrgerät hinein geschickt worden? Wahrscheinlich wollten sie mich auch loswerden, trotz der Worte, ich könne mich immer melden, wenn ich was brauchte oder Fragen hatte. Doch sollte die Therapie nicht das sein, was mir Antworten geben sollte?

Der Zug hielt an und neue Passagiere traten ein. Einer von ihnen setzte sich in den Vierer, wo ich mich befand. Schräg gegenüber saß er nun von mir und doch wagte ich es ihn anzuschauen. Ich hatte schon vor längerer Zeit Hoffnung an Gemeinschaft verloren, doch war mein Neugier zu groß. Ich hatte einfach für einen viel zu langen Zeitraum keine Menschen mehr gesehen und wollte wissen, was sich verändert hat, wie sie sich verhalten.

Es war eine männliche Gestalt, wie ich wahrnehmen konnte. Ungefähr Anfang zwanziger Jahre. Er trug ebenfalls seinen Kappe weit übers Gesicht. Da waren wir wohl schon zwei, die ihr Gesicht nicht gerne in der Öffentlichkeit zeigten. Seine rein schwarzen Haare kamen aber doch etwas an den Seiten hervor.

Ich brach meine Entdeckung wieder schnell ab und blickte hinaus aus dem Fenster, in die trübselige Aussicht. Ich wünschte mir einfach, dass es vorbei wäre, dass mein Leben zu Ende ginge. Keine Schmerzen, kein Leid mehr... Ach, die Vorstellung war einfach zu schön. Ich könnte endlich wieder bei meinen Eltern sein und wäre vielleicht sogar glücklich. Aber hier, ginge sowas nicht mehr, zumindest nicht mehr mit meiner Seele. 


~


Nach gut einer halben Stunde kam ich in Seoul an. Der junge Mann hatte dieses Ziel wohl ebenfalls vor Augen gehabt, denn als wenn ich nie hier auf den steinernen Boden gestanden hätte, stolzierte er mit seinem Koffer an mir vorbei. Aus irgendeinem Grund hatte er meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und ich verfolgte ihn mit meinen Augen. Immer mehr entfernte er sich vom Bahnhof und wurde immer kleiner. 

"Entschuldigung, Hi!" Erschrocken zuckte ich zusammen und ging ein Schritt zurück, als plötzlich eine Frau neben mir stand und mich ansprach. "Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid! Du musst sicher Ally sein, richtig?", fragte sie mich und setzte ein sanftes Lächeln auf. Ich nickte nur stumm. "Schön, freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Jeong Hia, deine Pflegemutter, also nenn mich ruhig einfach Hia." Ich starrte  sie noch immer emotionslos an, was anderes sollte ich denn auch machen? Jubeln, wow meine Pflegemutter, freut mich auch, dass ich ein Waise bin...

Sie merkte wohl mein Unsicherheit und nahm mein Koffer in die Hand. "Na, komm! Ich bring dich zum Auto und dann fahren wir zu mir nach Hause. Ich habe zu Hause was schönes gekocht, wenn du magst..." Ohne ein weiteres Wort ging sie mir voraus und ich konnte nichts anderes tun, als ihr zu folgen. Doch vorerst warf ich nochmal ein Blick auf die Straße, doch der Junge war nicht mehr da, also setzte ich meine Bewegung fort und folgte Hia. 


Scars // Enhypen Jungwon FFحيث تعيش القصص. اكتشف الآن