Der geheime Verehrer 3

14 1 0
                                    

Carla, Diego

Carla seufzte und strich sich die Falten ihrs kurzen schwarzen Kleides glatt. Es war soweit, sie würde zu diesem Date gehen. Sie wollte eigentlich nicht gehen, aber ihre Tante hatte ihr ein schlechtes Gewissen eingeredet, sodass sie sich nun nicht mehr traute, nicht zur Bäckerei zu gehen. Sie musste Diego schließlich eine Chance geben, oder? Vielleicht war er ja anders, wenn Carlos nicht bei ihm war. Zumindest hoffte sie das inständig, denn sie wusste nicht, ob sie sich dann zurückhalten konnte, ihm ins Gesicht zu schlagen. Diesen Reflex hatte sie zumindest immer, wenn Carlos und Diego zusammen waren. Sie schulterte ihre alte Tasche, die vorher ihrem Vater gehört hatte und atmete tief durch. Es war soweit, sie musste los. Auch, wenn sie partout nicht wollte. Trotzdem strich sie sich noch einmal ihre Haare zurück, bevor sie ihr Zimmer verließ. Sie hatte keinem in ihrer Familie gesagt, wohin sie gehen würde, es war ihr einfach zu peinlich zuzugeben, dass sie mit einem Jungen auf ein Date ging, den sie nicht einmal leiden konnte. Außerdem würde ihr Vater sonst wahrscheinlich durchdrehen und ihr hinterher spionieren. Wobei, eigentlich wäre ihr das sogar ganz recht. Dann könnte er sie wenigstens von dort wegholen, falls Diego blöd werden sollte. Nein, es wäre noch peinlicher, ihren Vater mit zu diesem Treffen zu nehmen. Lieber ging sie alleine und verschwand zur Not wieder. Sie konnte ja einfach sagen, dass sie hörte, dass ihre Schwestern Hilfe brauchten und sie sofort gehen musste. Ja, so würde sie es machen. Sie lief die Treppe hinunter und ging auf die Tür zu, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte.
"Wo gehst du denn hin?", fragte Isabela, die mit Dolores gerade aus der Küche gekommen war. Sie hatten es sich gerade draußen gemütlich machen wollen, um ein wenig zu tratschen, als sie Carla gesehen hatten, die sich die Treppe hinunter geschlichen hatte. Carla zuckte zusammen und drehte sich zu ihren Cousinen um.
"Ich... ähm... gehe nur kurz etwas einkaufen", versuchte Carla sich herauszureden, aber Dolores zuckte die Schultern.
"Ich hab das Gespräch von tía Julieta und dir gehört. Du gehst zu diesem Date, oder?", fragte sie nach, Carla verdrehte die Augen. Sie hätte wissen müssen, dass ihre Cousine jedes Wort gehört hatte, schließlich hatte sie ein ausgezeichnetes Gehör. Manchmal wünschte sie sich, dass Dolores nicht alles hören würde, genauso wie sie sich manchmal wünschte, dass sie keine Gedanken hören konnte.
"Ja, tu ich", gab sie schließlich zu. "Tía Julieta hat mir ein schlechtes Gewissen eingeredet, falls ich nicht gehen sollte und sie will, dass ich Diego eine Chance gebe. Und vielleicht ist er ja ganz anders, wenn Carlos nicht dabei ist. Obwohl ich nicht so ganz daran glaube."
"Wow, du bist echt tief gesunken, wenn du dich auf den einlässt", murmelte Isabela und verdrehte die Augen. Carla reagierte nicht auf ihren Kommentar und sah Dolores an.
"Dolores, wenn ich sage Ich höre meine Cousine denken, dass sie Hilfe braucht dann kommst du bitte und holst mich, weil irgendwas passiert ist, ja? Ich will nicht länger als nötig bei Diego bleiben!", bat sie, Dolores nickte.
"Ok, alles klar. Bis später."
"Bis dann." Widerwillig verließ Carla das Haus und lief durch die sengende Sonne hinunter ins Dorf. Unsicher lief sie auf die kleine Bäckerei zu, vor der Diego bereits saß und anscheinend auf sie wartete. Er schwitzte sehr, aber ob es an der Hitze oder an seiner Nervosität lag, konnte Carla nicht genau sagen. Aufgrund seiner aufgeregten Gedanken, tippte sie allerdings eher auf Zweiteres. Er hatte einen Strauß Blumen in der Hand, der allerdings bereits verwelkt war und nicht mehr sonderlich hübsch aussah. Carla biss sich auf die Lippe und holte tief Luft, bevor sie sich zu ihm setzte. Er sah auf und sah sie nervös auf.
"Oh... ähm... hola, Carla. Ich... ich... ähm... freue mich, dass du gekommen bist", stammelte er nervös und hielt ihr zitternd den Blumenstrauß hin. "Ich hab dir Blumen mitgebracht! Aber... ich... ähm... hab sie heute früh schon gepflückt und in der Sonne liegen lassen. Das tut mir leid, du... hättest schönere Blumen verdient." Verwirrt nahm Carla die verwelkten Orchideen entgegen.
"Schon gut", murmelte sie. "Ich... ähm... mag welke Blumen, denke ich." Sie wollte nur noch weg und hätte am liebsten sofort nach Dolores verlangt, aber sie wollte Diego noch eine Chance geben. Offenichtlich schien er sie ja wirklich zu mögen und er hatte sich eine Menge Mühe gemacht. Da konnte sie ihm wenigstens den Gefallen tun, für ein paar Minuten zu bleiben.
"Ich... hab uns schon Kaffee bestellt. Das... ähm... war doch ok, oder?", fragte er nervös nach, Carla nickte.
"Ja, danke", erwiderte sie nur knapp und legte die Blumen zur Seite. Sie würde sie zuhause im Garten vergraben, mehr war mit ihnen ja nicht mehr anzustellen. "Aber ich muss zugeben, dass ich ziemlich überrascht war, dass du dieser geheime Verehrer bist." Diego wurde rot und fuhr sich nervös durch die Haare.
"Ja, also... Carlos darf das auch nicht erfahren, sonst zieht er mich damit auf, aber ich... finde dich wirklich toll", murmelte er. "Also, sollte das heute etwas werden, dann dürfen wir Carlos nichts davon sagen, ja? Ich will keinen Ärger mit ihm."
"Mach mal langsam, ja? Nur, weil ich gekommen bin, heißt das nicht, dass ich mit dir gehen will!", wehrte Carla sofort ab, weil sie von seiner Forschheit nun doch sehr überrascht war.
"Aber... du bist doch hier! Weswegen solltest du hier sein, wenn du nicht auf mich stehst? Komm schon, Carla, du liebst mich doch auch! Das weiß ich einfach, sonst wärst du ja nicht hier! Gib uns eine Chance, Carla!", flehte er und nahm ihre Hände. "Ich hab doch gesehen, wie du mich im Unterricht ansiehst! Du liebst mich und ich liebe dich auch! Bitte, amor!" Carla riss ihre Hände weg.
"Hör auf, Diego, das ist übergriffig! Und ich liebe dich nicht, ich kann dich nicht einmal leiden! Und nenn mich nicht amor!", fuhr sie ihn an.
"Aber wir lieben uns doch! Lass deine Gefühle ruhig zu!", wandte Diego beinahe schon verzweifelt ein und wollte sie an sich ziehen, um sie zu küssen, aber Carla stieß ihn entschieden weg.
"Das lasse ich gerade! Ich mag dich nicht! Und ich hätte nicht kommen sollen, du bist verrückt! Sprich nie wieder mit mir!", wehrte Carla sofort ab und stand dann auf, um davonzulaufen. Sie musste von hier weg, bevor Diego noch mehr bescheuerte Sachen anstellte! Sie hätte niemals kommen dürfen, Diego war verrückt! Sie würde eine ganze Weile brauchen, bis sie sich von diesem Horror-Date erholte - zumal es auch ihr erstes Date überhaupt gewesen war. Sie wollte nur noch ins Bett, es war ein schrecklicher Tag gewesen.

Madrigal Kindergeschichten mit meinen CharakterenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ