Der Schwimmunterricht

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Amalia, Bruno, Carla

Es war wieder ein sehr heißer Tag in Encanto. Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel, sodass sich die meisten Bewohner entweder in den Schatten oder an den naheliegenden See zurückgezogen hatten. Die kleine Carla mit ihren fünf Jahren saß in ihrem Zimmer, in dem es wunderbar schattig war. Sie saß auf ihrem Bett und hatte die Augen geschlossen, um sich ein wenig zu entspannen. Eigentlich hatte sie draußen spielen wollen, aber dazu war es viel zu heiß und schon beim Frühstück draußen hatte sie so sehr geschwitzt, dass sie nicht eine Sekunde länger hatte draußen bleiben wollen. Doch da klopfte es an ihre Tür. Sie setzte sich auf, als ihre Eltern hereinkamen. Amalia trug einen kleinen Korb in der Hand, der mit einem dünnen Tuch überdeckt war. Neugierig stand Carla auf und ging zu ihren Eltern. Was ihre Mutter wohl im Korb hatte? Für ein Picknick war es doch viel zu heiß draußen! Ihr Vater lächelte sie an und kniete sich zu ihr.
"Hey, Carlita. Hast du Lust, mit uns zum See zu gehen?", fragte er. Carla lächelte. Sie war gerne am See, aber da sie nicht schwimmen konnte, ging sie nie weiter als knietief ins Wasser.
"Ja, natürlich!", antwortete sie begeistert.
"Toll, dann los, amor! Und weißt du was? Mamá und ich bringen dir heute mal schwimmen bei, was hältst du davon? Dann kannst du auch endlich tiefer ins Wasser", erwiderte Bruno, Carla nickte.
"Ja, das wäre toll!", rief sie glücklich und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange, während sie ihm um den Hals fiel. Bruno lachte und hob sie hoch, um sie nach unten zu tragen.
"Dann gehen wir mal los." Amalia folgte ihrer Familie lächelnd. Sie hatte einige Badesachen eingepackt, damit alle zusammen schwimmen gehen konnten. Schon lange hatte sie sich auf diesen Tag gefreut, sie hatte Carla schon länger schwimmen beibringen wollen, aber bisher hatte das Wetter nicht unbedingt mitgespielt. Pepa hatte einige stressvolle Tage gehabt und deswegen hatte es andauernd geregnet und gestürmt, aber seit heute Morgen wusste sie, dass sie schwanger war und freute sich darüber so, dass die Sonne unbarmherzig vom Himmel brannte und sie mit einem riesigen Regenbogen über dem Kopf herumlief. Amalia freute sich für ihre Schwägerin und war auch schon ganz neugierig auf ihre neue Nichte oder den neuen Neffen. Sie selber hätte gerne auch noch ein Kind, aber bisher hatte noch nichts geklappt und deshalb freute sie sich, dass wenigstens Pepa ein neues Kind erwartete.
Als die kleine Familie am See ankam, waren die meisten schattigen Plätze bereits belegt. Dennoch schaffte es Amalia, ihrer kleinen Familie einen Platz im Schatten eines großen Baumes zu sichern. Sie breitete dort ein Handtuch aus, auf dem Bruno seine kleine Tochter absetzte. Er nahm das Tuch zur Seite, das den Korb bedeckt hatte, sodass nun die Badebekleidung zum Vorschein kam. Carlas Augen begannen zu glänzen, als sie ihren Badeanzug sah.
"Und? Bereit zum Schwimmen?", fragte Bruno sie, Carla nickte begeistert.
"Ja, bin ich!", rief sie aufgeregt und nahm ihren kleinen Badenazug aus dem Korb. "Gehst du dich mit mir umziehen, Mamá?" Amalia lächelte ihre Tochter an und nickte.
"Ja, natürlich. Komm, wir gehen hinter die größen Büsche und treffen uns dann mit Papá am See", stimmte sie zu. Die hohen Büsche in der Nähe des Sees dienten als Umkleide, hinter der sich die Besucher umzogen. Amalia ging mit ihrer kleinen Tochter hinter einen der Büsche, um sich mit ihr umzuziehen. Als sie sich wieder mit ihrem Mann am Ufer des Sees trafen, wartete Bruno bereits auf seine Frau und seine Tochter. Er freute sich, Carla endlich schwimmen beizubringen, denn seine kleine Tochter hatte das schon lange lernen wollen und nun konnte er ihr endlich ihren Wunsch erfüllen. Er liebte seine Kleine und für gewöhnlich las er ihr jeden Wunsch von den Lippen ab, um ihn ihr sofort zu erfüllen, aber schwimmen setzte eben gutes Wetter voraus und das war aufgrund der Launen seiner älteren Schwester nicht eingetreten. Aber nun konnte er Carla endlich ihren Wunsch erfüllen.
"Na? Bist du bereit?", fragte er seine Tochter lächelnd, die aufgeregt nickte.
"Ja!", rief sie glücklich.
"Dann komm mal ins Wasser, ja? Wir kriegen das zusammen hin", meinte Bruno, Carla nickte und folgte ihren Eltern ins kühle Wasser. Als sie jedoch bis zur Hüfte im Wasser stand, verschwand ihre Aufregung und eine starke Nervosität und Angst überkam sie. Sie war noch nie so weit im Wasser gewesen und hatte Angst, unterzugehen. Sie blieb nervös stehen und sah ihre Eltern ängstlich an.
"Mamá, Papá, ich traue mich nicht weiter", murmelte sie ängstlich, worauf ihre Eltern neben ihr stehen blieben.
"Das macht nichts, dann üben wir erstmal hier, ja? Du musst nicht weiter rein, wenn du nicht möchtest, mi vida", beruhigte Bruno sie, Amalia nickte.
"Genau, amor, mach dir keine Sorgen. Du musst nicht weiter rein, wenn du nicht willst", stimmte sie ihrem Mann zu.
"Na gut", murmelte Carla unsicher und spielte unsicher mit ihren Händen im Wasser herum.
"Vetrau mir, Carlita, ja? Wir kriegen das hin", sagte Bruno. "Wie wäre es damit? Du legst dich erstmal mit dem Bauch auf das Wasser und ich halte dich fest. Dann kannst du nicht untergehen, versprochen. Und Mamá und ich zeigen dir dann, was du tun musst, ja?" Carla nickte. Sie hatte zwar etwas Angst, aber sie vertraute ihren Eltern mehr als irgendwem sonst und war deshalb mit dem Vorschlag ihres Vaters einverstanden. Wenn er sagte, dass ihr nichts passieren würde, dann wusste sie, dass es auch stimmte und sie sich auf alles einlassen konnte. Sie legte sich vorsichtig auf den Bauch, Bruno hielt sie fest und hielt sie damit gut über Wasser. Doch sobald ihre Füße nicht mehr den Boden berührten, bekam Carla Angst und zappelte unruhig herum. Amalia ging zu ihr und hielt vorsichtig ihre Hände fest.
"Ganz ruhig, mi vida, es ist alles gut. Papá hält dich fest und ich bin auch da. Du kannst nicht untergehen, versprochen", beruhigte sie ihre kleine Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Versuch mal, deine Arme wie in einem Halbkreis zu bewegen. Ich mache es dir vor, ja?" Carla nickte, versuchte sich zu beruhigen und sich auf die Hände ihres Vaters zu konzentrieren, die sie sicher über dem Wasser hielten. Es würde alles gut werden, das wusste sie genau. Ihre Eltern würden sie beschützen und ihr konnte nichts passieren. Sie würde heute das Schwimmen lernen und später gegen ihre Eltern um die Wette schwimmen. Darauf freute sie sich schon.

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