Kapitel 11

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„Hey Sanji", begrüßte ich den Koch als ich die Küche betrat und mich an den Esstisch setzte. „Irgendwas gefunden?"
„Nicht viel aber es wird reichen", antwortete er schulterzuckend ohne aufzusehen. Ich war lange genug auf dem Schiff um zu wissen, dass dies eine seltsam normale Antwort von Sanji war.
„Alles in Ordnung?", fragte ich. Er nickte abwesend. Vielleicht war er auch einfach nur in seine Arbeit vertieft. Sanji beim kochen zuzuschauen war irgendwie faszinierend. Alles ging ihm irgendwie so leicht von der Hand. Seine Arbeitsabläufe und Bewegungen waren so gleichmäßig und harmonisch als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht als zu kochen.
„Sanji, darf ich dich was fragen?"
„Klar, frag ruhig", antwortete er.
„Wie lange bist du schon Koch?", fragte ich. Es war das erste Mal, dass Sanji mich an sah, jedoch ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
„Seit ich ein kleines Kind bin", antwortete er lächelnd. „Ich habe es schon immer geliebt zu kochen."
„Und wie kam es, dass du dich Ruffy angeschlossen hast?"
Eigentlich hatte ich das nicht fragen wollen doch irgendwie war es einfach herausgekommen.
„Entschuldige", murmelte ich und sah zu Boden. Die Geschichten der anderen gingen mich nichts an. Es war unhöflich andere so einfach danach zu fragen.
„Schon gut", sagte Sanji lachend. Ich sah wieder zu ihm doch er arbeitete schon weiter daran das Gemüse zu schneiden. „Weißt du Yuriko, als Kind bin ich von zuhause weggelaufen. Ich hab meine Kochlehre schon früh begonnen doch das Restaurant in dem ich arbeitete wurde von Piraten überfallen. Der Käptn des Schiffes war Rotfuß Jeff. Unglücklicherweise gerieten das Passagierschiff und das Piratenschiff beide in einen heftigen Sturm wodurch die Schiffe sanken. Obwohl er ein Pirat war und uns plündern wollte rettete Jeff mir damals das Leben und opferte dafür ein Bein. Zusammen haben wir dann das Baratie gegründet, ein schwimmendes Restaurant im East Blue. Als Ruffy auftauchte und davon redete König der Piraten zu werden erinnerte er mich an meinen eigenen Traum", sagte er und sah verträumt auf die Töpfe in denen er rumwerkelte. "Sag Yuriko... Hast du schon mal vom All Blue gehört?"
Nachdenklich legte ich den Kopf schief und versuchte mich daran zu erinnern ob ich diesen Namen einmal gehört hatte doch da war nichts also schüttelte ich mit dem Kopf. Sanji sah zu mir und grinste breit.
„Der All Blue ist ein riesiger Ozean in dem alle Fische des East, South, North und Westblue und der Grandline leben. Niemand weiß ob er wirklich existiert aber alle Schiffsköche träumen davon diesen Ozean eines Tages zu sehen", erklärte er was mich irgendwie lächeln ließ. Während Sanji von seinem Traum erzählte sah er so jung und so unbeschwert aus das mir irgendwie warm ums Herz wurde.
„Das ist ein schöner Traum", sagte ich leise.
„Jeder hier hat einen Traum den er verwirklichen möchte", sagte er langsam und wandte sich wieder seinen Essen zu. "Ich bin mir sicher wenn du die anderen fragst werden sie dir auch eine Antwort geben."
„Eine Bande von Träumern, was?"
„Es stimmt", erklang die Stimme der Navigatorin die grade den Raum betreten hatte. „Ich denke das ist es was uns alle verbindet und was aus uns so ein gutes Team macht."
Ich sah zu der orangehaarigen hinüber.
„Was ist dein Traum?", fragte ich sie grade heraus. Nami lächelte.
„Komm mit", antwortete sie und verließ die Küche. Fragend sah ich zu Sanji der aufmunternd nickte. Ich stand auf und folgte Nami in ihre Kajüte. Bisher war ich nur einmal hier gewesen, als ich bewusstlos war. In diesem Raum war ich wach geworden. Das war also Namis Kajüte. Neugierig sah ich mich um. Die Kajüte bestand aus einem Bett, einem Schreibtisch und einem Regal, daran erinnerte ich mich noch. Jedoch hatte ich mich damals nicht genauer umsehen wollen, das holte ich jetzt nach. Neben dem Bett war ein noch ein kleiner Nachttisch auf dem eine Lampe und ein Foto von Nami als Kind war. Neben ihr lächelten noch eine Frau und ein Mädchen in die Kamera. Vermutlich ihre Familie. Im Regal standen lauter Bücher über Seefahrten und ein paar Medizinbücher doch das interessanteste war Namis Schreibtisch. Zum einen lag dort das Logbuch der Crew und zum anderen lagen dort mehrere Zettel die mich stark an Seekarten erinnerten. Allerdings waren sie alle samt selber gemacht.
„Du zeichnest Seekarten?", fragte ich sie beeindruckt und besah mir die Karten noch etwas genauer. Die erste die mir in die Hand fiel war eine ziemlich genaue Abbildung vom Drumm und darunter lagen eine von Little Island und Whiskey Peak. Sie waren also wirklich auf den beiden Inseln gewesen. Die anderen Seekarten sagten mir nichts. Wahrscheinlich waren sie von dem East Blue. "Das ist ziemlich beeindruckend."
„Danke", sagte Nami Lächelnd und setzte sich auf ihr Bett.
„Wie lange zeichnest du so?", fragte ich neugierig und sah von der Karte in meiner Hand zurück zu Nami. „Es muss lange dauern so eine Präzision zu entwickeln."
„Ich habe schon als kleines Kind angefangen", antwortete Nami. "Eine Zeit lang habe ich nichts anderes gemacht als Seekarten zu zeichnen."
„Nichts anderes?", fragte ich verwundert nach und legte die Seekarte zurück zu den anderen. „Überhaupt nichts?"
„Nun...", Namis Tonfall hatte sich geändert also sah ich zu ihr auf. Ein trauriger Ausdruck trat in ihre Augen. "Das Dorf in dem ich aufgewachsen bin wurde von Piraten überfallen. Meine erste Seekarte die ich gezeichnet hatte war von der Insel gewesen auf der ich lebte. Die Piraten fanden sie und nahmen mich mit. Tag für Tag musste ich für sie Seekarten zeichnen. Bis Ruffy kam und mein Dorf befreite und uns die Freiheit schenkte. An diesem Tag fasste ich einen Entschluss. Wenn wir die ganze Welt umrundet haben möchte ich eine Karte zeichnen auf der jede einzelne Inseln ist die wir besucht haben. Das ist mein Traum. Das war es schon immer."
„Das ist wirklich faszinierend", murmelte ich. "Ich bin froh, dass Ruffy euch helfen konnte."
Namis Hand fuhr zu ihrer Schulter und legte sich auf das blaue Tattoo. Sie lächelte.
„Ja... Das bin ich auch", flüsterte sie. "Ich war unglaublich gemein zu ihnen aber dennoch haben sie mir geholfen. Sie haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt..."
Irgendwie hatte ich plötzlich das Bedürfnis sie in den Arm zu nehmen. Unschlüssig stand ich an ihrem Schreibtisch.
„Schon gut", winkte Nami ab als sie meinen Blick aufging. „Es ist schon eine Weile her und ich weiß, dass es den Dorfbewohnern gut geht."
„Woher wusstest du es?", fragte ich überrascht.
„Du bist gar nicht so schwer zu durchschauen Yuriko", antwortete sie. „Ich weiß nur nicht warum du so bist."
Ich atmete einmal tief ein und aus und setzte mich auf den Stuhl.
„Ich sehe, dass es dir gefällt hier zu sein und auch, dass du interessiert bist und dennoch scheinst du auf Abstand zu allen zu gehen."
„Ich..."
Mein Blick ging zu Boden. Ich wusste selber nicht was ich sagen sollte oder was ich sagen konnte. Irgendwie hatte ich das Gefühl etwas sagen zu müssen aber ich wollte es nicht. Ich wollte meine Beweggründe nicht erklären. Nami seufzte.
„Du musst es nicht erklären wenn du nicht willst aber...", sie sah mich ernst an, „wir sind hier eine Familie. Wir sind für einander da. Wenn jemand Hilfe brauch dann sind wir bereit zu helfen. Ich glaube Vivi hat es immer noch nicht wirklich verstanden aber wir werden auch ihr helfen ihr Land zu verteidigen. Ich weiß selber zu gut wie schwer es ist Fremden zu vertrauen und noch schwerer Freunde zu akzeptieren wenn man weiß, dass man irgendwann Abschied nehmen muss... aber wir würden alle hier gerne deine Freunde sein."
Sie stand auf und verließ die Kajüte. Irgendwie verletzte es mich was sie gesagt hatte. Vielleicht weil ich genau wusste, dass sie Recht hatte...

Gol D. Yuriko Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt