Kapitel 1

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Nachdenklich sah ich aus dem großen Fenster des Palastes hinab auf die große hektische Stadt. Die Menschen des Königreiches gingen ihren gewohnten Lauf nach. Sie arbeiteten, kümmerten sich um ihre Familien, gingen einkaufen und versuchten einfach ihr Leben zu leben. Keiner von ihnen bemerkte die Spannungen in diesem Land, zumindest die meisten merkten es nicht. Vielleicht wollten sie es auch einfach nicht sehen. Menschen waren schon immer blind gewesen für das, was sie nicht sehen wollten. Sie glaubten an den vorgegaukelten Frieden, fühlten sich sicher und behütet und wagten nicht mal daran zu denken, dass sich schon ziemlich bald alles für sie ändern würde. Dieses Land, Alabasta, ist ein Wüstenstaat. Die Königsfamilie die hier regierte war großzügig und gütig gegenüber dem Volk. Die Spannungen entstanden vor wenigen Monaten als der Regen in diesem Land zurück ging. Nirgends fiel mehr Regen, außer in der Hauptstadt Arbana, in der mich grade befand. Die Chance ohne Wasser in der Wüste zu überleben ging gegen null. Die Menschen fürchteten sich vor der Zukunft. Als das Nebelin in die Hauptstadt kam begannen die Aufstände in den kleineren Städten rund um Arbana. Nebelin ist ein verbotenes Pulver, das Regen erzeugt, sobald es verbrannt wird.
Wird das Pulver verbrannt, so verursacht der aufsteigende Rauch, dass vorbeiziehende Wolken sofort vollständig abregnen. Da der Regen bei der Anwendung des Pulvers allerdings von anderen Regionen geklaut wird, ist das Nebelin von der Weltregierung verboten worden. Die Menschen dachten der König hätte es gekauft um den Fortbestand in der Hauptstadt zu sichern. Eine Rebellion begann die schon bald einen Bürgerkrieg mit sich ziehen würde.
Die Situation war mehr als angespannt. Ich war keine Adlige, nicht vom Blute her. Allerdings lebte ich seit ich fünfzehn war als Prinzessin von Alabasta im Schloss, seit König Kobra und seine Tochter Vivi mich aufgenommen hatten. Das ganze ist nun schon acht Jahre her und ich liebte dieses Land und die Menschen hier. Ich machte mir Sorgen um das Volk.
"Yuriko ist alles in Ordnung?"
Ich zuckte zusammen, drehte mich um und sah Vater auf mich zu kommen.
„Ja, ja alles in Ordnung", antwortete ich schnell und schüttelte einmal den Kopf um die düsteren Gedanken zu vertreiben. Vater öffnete den Mund um etwas zu sagen doch er wurde unterbrochen von den sich öffnenden Toren des Thronsaals. Ein großer schwarzhaariger Mann betrat den Raum. Sein Gesicht zierte eine lange waagerechte Narbe vom linken Ohr, über die Nase, bis zum rechten Ohr. Qualm quoll aus den zwei Zigarren in seinem Mund, der zu einem fiesen Grinsen verzogen war. Der schwarze flatternde Umhang auf seinen Schulten verdeckte halb den goldenen Harken den er statt seiner linken Hand trug. Das war Sir Crocodile, Pirat, einer der sieben Samurai der Meere und Held von Alabasta. Im Schlepptau hatte er eine Gruppe von jungen Männern, vermutlich Piraten. Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete jede seiner Bewegungen.
„Ich hab ein Geschenk für Euch, König Kobra", hörte ich das Krokodil sagen. Ausdruckslos sah ich zu den Piraten die er meinem Vater vor die Füße warf. Alles nur Show. Also wirklich. Als ob er sich je so hatte einschleimen können. Nun zumindest nicht bei der Königsfamilie.
"Ich stehe in Eurer Schuld", sagte Vater nüchtern. Crocodile lachte.
"Schon gut. Eure Soldaten kämpfen gegen die Rebellen und ich gegen die Piraten", sagte er. Sein Blick fiel auf mich.
"Prinzessin Yuriko", sagte er und verneinte sich leicht. Ich antwortete nicht. Das tat ich nie. Ich traute Sir Crocodile nicht und ich spürte, dass er in die kommende Ereignisse verwickelt sein würde. Nur beweisen konnte ich es nicht.
„Es war wie immer schön mit Euch zu reden", sagte er sarkastisch und wandte sich dann wieder meinem Vater zu. "Ich lasse Euch die Piraten hier. Macht mit ihnen was Ihr wollt. Wir sehen uns!"
Mit diesen Worten verschwand er aus der Halle und dem Schloss. Ich sah wieder aus dem Fenster, beobachtete wie er das Schloss verließ und die Straßen entlang ging.
„Du vertraust ihm immer noch nicht", sagte Vater und stellte sich neben mich. Obwohl es keine Frage war schüttelte ich mit dem Kopf.
"Ich auch nicht", meinte er nachdenklich und ließ mich aufhorchen. "Allerdings kann ich nicht leugnen, dass die Stadt sicherer ist seit er hier ist und die Piraten für uns vertreibt."
"Ja", murmelte ich. "Leider stimmt das."
Allerdings ist das auch schon alles, dachte ich. Es war eine Tatsache, dass die Spannungen in diesem Land mit seiner Anwesenheit begonnen hatten. Jeder, der die Zeichnen nicht deuten konnte, ließ sich von seiner Show blenden. Mich hatte er damit noch nie überzeugen können. Crocodile war trotz allem einem Pirat, einer von der gierigen Sorte. Einer von denen, die nur zum Spaß plünderten und morden. Das er nur hier war um diesen Land zu beschützen kaufte ich ihm einfach nicht ab.
Seufzend drehte ich mich weg vom Fenster.
„Irgendwas Neues von Vivi?", fragte ich Vater leise. Das war noch so ein Punkt der mir große Sorgen bereitete. Meine seit Monaten verschwundene Schwester. Als wir das erste Mal von den Spannungen und der angehenden Rebellion hörten kam es immer wieder vor, dass Vivi den ganzen Tag verschwand doch jeden Abend kehrte sie zurück. Vor ein paar Monaten kehrte sie nicht zurück und seit dem hatte niemand mehr etwas von ihr, oder ihrem Leibwächter Igaram, gehört.
„Nein", antwortete Vater und ließ den Kopf sinken. In diesem Moment sah er mehr aus wie ein besorgter Vater als wie ein jahrelanger König doch ich konnte es ihm nicht verübeln. Immerhin ging es um seine Tochter. Beruhigend legte ich meine Hand auf seiner Schulter.
„Sie lebt noch", sagte ich leise. „Ich bin mir sicher.„
„Ich hoffe du hast recht."
„Ich spüre es", sagte ich und setzte mich neben ihn. „Vielleicht kämpft sie auf ihre Art. Vielleicht hat sie ja etwas herausgefunden und versucht anders an das Problem heranzugehen. Solange Vivi weg ist, ist es unsere Aufgabe das Königreich vor dem Untergang zu bewahren."
„Es ist meine Aufgabe", meinte Vater und richtete sich in seinem Thron auf. „Ihr Kinder solltet noch nicht so eine Last auf euren Schultern tragen."
Schmunzelnd sah ich zu ihm. So war er schon immer gewesen. Vivi hatte als Kind recht viele Freiheit gehabt wenn man bedachte, dass sie eine Prinzessin war. Als wir noch jünger waren sind wir oft durch die Straßen gestrichen und haben viel Unsinn mit den Kindern der Stadt angestellt. Wüstenkids. Das war der Name unserer Clique, die von Corsa, Vivis bestem  Freund, gegründet und später von beiden geführt wurde. Leider hatte ich nicht all zu viel von dieser Zeit mitbekommen. Corsa's Vater war ein guter Freund von Vater. Schon sehr früh nach meiner Ankunft im Königreich wurden sie in die Region Yuba geschickt um dort eine Stadt aufzubauen die später zur Oase von Yuba bekannt wurde. Seit dem hatten wir Corsa nur noch gesehen wenn wir mit Peru über die Oase geflogen waren.
Peru war der persönliche Leibwächter der Königsfamilie Nefeltari. Als er noch ein Kind war hat er von einer Teufelsfrucht gegessen. Diese Früchte waren überall auf der Welt als Schätze der Meere bekannt. Wer davon isst erlangt unvorstellbare Kräfte. Perus Frucht gab ihm die Macht sich in einen Falken verwandeln zu können. Peru war einer der wenigen Menschen in diesem Königreich dem ich zu Hundert Prozent vertraute und der mich besser kannte als ich mich selber.
Nachdenklich sah ich von Vater zurück zu den großen Fenstern des Palastes. Ich spielte schon länger mit dem Gedanken Vivi suchen zu gehen allerdings hatte ich nicht wirklich einen Anhaltspunkt. Außerdem würde Vater mich vermutlich nicht gehen lassen. Das Königreich Alabasta war nicht grade klein und Vivi könnte auch auf den umliegenden Inseln sein. Das Königreich Drumm lag nicht allzu weit von Alabasta und wäre für Vivi und Igaram leicht zu erreichen. Ebenso die Insel der Riesen Little Garden und die Stadt Whiskey Peak die von Kopfgeldjägern beherrscht wurde. Andererseits war ich mir sicher, dass Vivi nicht mehr in Alabasta war. Peru hatte dank seiner Teufelsfrucht die Fähigkeit bekommen zu fliegen. Ich war mir sicher, dass Vater ihm schon vor langer Zeit den Auftrag gegeben hatte das Land, auf der Suche nach ihr, abzufliegen. Ich wusste, wenn ich sie finden wollte, würde ich auf seine Hilfe zurück greifen müssen. Doch Peru davon zu überzeugen  würde nicht leicht werden.

Gol D. Yuriko Where stories live. Discover now