Kapitel 20

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"Ist es noch weit?", quängelte Ruffy zum millionsten Male während er hinter uns herschlurfte.
"Wir sind gleich da", seufzte Vivi. "Dahinten sieht man schon die ersten Häuser!"
Seit Ace gegangen war hatte ich kein Ton mehr gesagt und war irgendwie in Gedanken versunken. Bilder aus Kindertagen kamen in mir hoch. Wie wir zusammen im Wald gegen Piraten gekämpft, unser Essen selber gejagt und es am Lagerfeuer unter den Sternen zubereitet hatten. Wir hatten so viel zusammen durchgestanden, haben um unser Leben und für unseren Traum gekämpft, sogar in einem Raum hatten wir zusammen geschlafen. Obwohl ich nur zwei Jahre mit den Chaoten verbracht hatte war es fast schon bemerkenswert wie nah wir uns gestanden hatten. In dieser Zeit hatte nur uns gegeben. Es fiel mir schwerer als gedacht Ace grade jetzt nach dieser kurzen Zeit wieder loszulassen. Wenn ich ehrlich war hatte ich auch kein sonderlich gutes Gefühl bei der Sache. Vielleicht rührte das einfach da her, dass ich nun mal seine große Schwester war und wie Ace schon gesagt hatte, es war die Last der Älteren sich um die Jüngeren sorgen zu machen aber irgendwie war es doch anders...
"Hey ist alles okay Yuki?"
Ich schreckte auf und bemerkte, dass die anderen stehen geblieben waren. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich es nicht bemerkt hatte.
"Ja ähm...", ich schüttelte einmal mit dem Kopf um die restlichen Gedanken zu vertreiben. "Ja alles okay."
Ich lächelte den Schwertkämpfer an doch seinem Blick nach zu urteilen kaufte er mir das noch weniger ab wie das 'alles okay'. Ich blickte mich um und erkannte, dass die anderen stehen geblieben waren weil wir Yuba erreicht hatten.
"Hattest du nicht gesagt das hier wäre eine Oase?", fragte Sanji Vivi überrascht. Kein Wunder. Die gesamte Oase war im Sand versunken. Sichtlich schockiert schaute Vivi sich um. Auch das überraschte mich nicht. Bevor Vivi verschwunden war hatte sie sich entweder im Palast oder in der Hauptstadt Arbana aufgehalten. Und seit dem Anfang der Rebellion - eigentlich sogar schon früher - war sie verschwunden. Peru und ich sind oft über der Oase geflogen. Wir wussten schon länger, dass sie im Sand verschüttet war.
"Seid ihr Reisende?"
Ich zuckte zusammen und wirbelte herum. Den anderen schien es nicht anders zugehen. Sie wirkten ebenso überrascht wie ich.
"Ihr müsst müde und durstig sein nach der langen Reise durch die Wüste. Tut mir leid euch enttäuschen zu müssen aber die Oase ist vollständig im Sand versunken. Es gibt kein Wasser hier allerdings haben wir ein paar sehr gute Raststätten."
Wir standen vor einem großen Loch im Boden. Ich trat einen Schritt näher und sah einen Mann im Sand graben. Das er abgemagert war sah man selbst durch den langen Mantel den er trug.
"Wir sind auf der Suche nach den Rebellen", sagte Vivi und trat ebenfalls einen Schritt vor. Ich zog die Kapuze meines Umhangs noch ein Stück tiefer ins Gesicht. Vielleicht war es nur meine Paranoia aber ich hatte das Gefühl, das Mondlicht würde meine weißen Haare zum leuchten bringen. Vivi und ich durften auf keinen Fall erkannt werden!
Der Mann hörte auf zu graben und sah wutentbrant zu uns.
"Was wollt ihr von denen!? Sie sind nicht mehr hier! Schaut euch die Stadt mal an! Es kommen keine Händler mehr durch deswegen haben sie ihr Lager nach Katorea verschoben!"
"Katorea? Vivi ist das weit weg?"
"Ruffy du Idiot!", zischte ich leise.
"Vivi?"
Fuck! Ich hatte gehofft, dass er es nicht gehört hätte! Der Mann trat einen Schritt auf uns zu.
"Vivi bist du das?"
Er trat noch einen Schritt nach vorne und zum ersten Mal konnte ich ihn richtig erkennen. Erschrocken riss ich die Hände vor meinen Mund. Vivi und ich kannten den Mann, allerdings hatte er beim letzten Zusammentreffen noch wohlgenährt und topfit ausgesehen. Der Mann der jetzt vor uns stand war bloß noch Haut und Knochen.
"Onkel Toto....?", hauchte ich und zog meine Kapuze runter. "Onkel Toto du bist es doch!"
"Yuriko, bist du das meine Liebe?"
"Onkel Toto!", rief jetzt auch Vivi entsetzt. "Was ist mit dir passiert!?"
"Mach dir um mich keine Sorgen Kindchen", winkte Toto ab. Tränen traten in seine Augen. "Ich habe nie das Vertrauen in euren Vater verloren! Die von den Rebellen sind alles Idioten!"
"Was machst du hier?", fragte ich und deutete auf die Schaufel in seiner Hand.
"Diese Oase. Ich habe sie noch nicht aufgegeben. Ich weiß, dass es unter den Bergen von Sand immer noch Wasser gibt", antwortete er und schaute ebenfalls auf die Schaufel. Sie sah schon reichlich abgenutzt aus. Obwohl Peru und ich oft über Yuba geflogen sind hatten wir Toto nie gesehen. Wenn er hier schon grub seit dem ersten schlimmen Sandsturm damals dann grub er schon mehrere Monate lang auf der Suche nach Wasser.
"Was wollt ihr von den Rebellen?", fragte Toto und stieg aus dem großen Loch.
"Wir hoffen sie überzeugen zu können die Rebellion zu stoppen", antwortete Vivi ernst.
"Dann ruht euch aus und bleibt heute Nacht hier. Ihr seid bestimmt erschöpft von der Reise."
Während die anderen sich auf den Weg zu einem der Gasthäuser machten blieben Ruffy und ich bei Toto der inzwischen wieder angefangen hatte zu graben.
"Maaaan warum kommt denn da kein Wasser? Ich verdurste gleich!", quängelte Ruffy nach einer Weile und sah sehnsüchtig in den Sand. "Ich versteh nicht wie man an einem solchen Ort leben kann. Das muss wirklich furchtbar sein..."
"Wir stoßen schon noch auf Wasser", erwiderte Toto hoffnungsvoll. "Yuba ist immer noch eine lebendige Oase. Ich habe die Quelle immer wieder ausgegraben. Die Oase ist sehr wichtig. Sie ist mir vom König persönlich anvertraut worden und ich werde ihn nicht enttäuschen!"
Ruffy sah Toto eine Weile an. In mir stieg eine tiefe Dankbarkeit und Anerkennung gegen über Toto auf. Viele hätten sich schon lange davon gemacht und die Oase im Stich gelassen doch er blieb hier und machte weiter.
"Wenn das so ist grab ich auch!", sagte Ruffy enthusiastisch und begab sich auch direkt an die Arbeit. Auch ich entschloss mich ihnen zu helfen. Still gingen wir unserer Arbeit nach. Ich war froh Toto irgendwie helfen zu können. Als Vivi und ich noch jünger waren haben wir viel Unsinn mit den Wüstenkids angestellt. Allerdings hatte es lange gedauert bis sie mich akzeptiert hatten. Ich erinnerte mich noch sehr gut an das Gespräch was Toto und ich damals geführt hatten....

Flashback

"Es ist schwer für dich oder Kindchen?"
Ich sah auf. Toto hatte sich neben mich gesetzt und sah nachdenklich hinauf in den Himmel. "Ich weiß, dass du dich wie ein Außenseiter fühlst und Corsa macht es bestimmt nicht besser."
"Ich weiß einfach nicht was ich hier mache", schluchzte ich und vergrub meinen Kopf zwischen meinen Knien. "Ich bin keine Prinzessin! Ich fühle mich wie ein Tier, dass im Palast eingesperrt ist. Ich verstehe nicht warum ich mich nicht erinnern kann! Und Peru will mir auch nichts verraten!"
"Willst du deswegen mit den anderen spielen?", fragte er seufzend. Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Wenn ich ihnen zusehe wünsche ich mir oft ein ganz normales Kind zu sein. Ich möchte mit ihnen zusammen spielen. Ich möchte Freunde haben und nicht wie eine Ausgestoßene behandelt werden. Corsa ist ehrlich und das schätze ich sehr an ihm", flüsterte ich. "Er behandelt mich weder wie eine Prinzessin noch wie ein Monster. Er behandelt mich wie ein normales Mädchen."
"Corsa ist ein Anführer musst du wissen Yuriko", sagte Toto langsam. "Du musst ihm Zeit geben dich kennen zu lernen damit er weiß, dass er dir vertrauen kann. Ich bin mir sicher er wird erkennen was für tolles Mädchen zu bist!"
Hoffnungsvoll sah ich zu ihm auf.
"Glaubst du wirklich?"
"Ich bin mir sicher!"

Flashback Ende

Er hatte Recht behalten. Mit Vivis Hilfe hatte Corsa sich mit mir getroffen und mich kennen gelernt und schon bald gehörte ich offiziell zu den Wüstenkids. Wäre Toto damals nicht gewesen hätte ich die Hoffnung aufgegeben und mich gänzlich von den anderen abgekapselt.
"Ist mit dem Jungen alles okay?", fragte Toto plötzlich und stoppte sein Tun. "Ich höre ihn gar nicht mehr."
Auch ich hörte auf zu graben und stieg aus dem Loch.
"So viel hat er gegraben!? Und das obwohl er erschöpft sein musste von der langen Reise!", sagte Toto überrascht. Lächelnd sah ich zu meinem schlafenden Bruder hinunter. Sein Loch war dreimal so tief geworden wie unsere.
"Ruffy ist schon erstaunlich. Er hängt sich wirklich rein", murmelte ich. "Komm mir bringen ihn zu den anderen."
Toto half mir Ruffy aus dem Loch zu ziehen. Ich hob ihn huckepack und ging zusammen mit Toto zum Gasthaus.
Dort angekommen legten wir ihn in eines der freien Betten und deckten ihn zu.
"Du brauchst auch etwas Schlaf Yuriko", ernst sah Toto mich an. Ich nickte und legte mich neben meinen Bruder.
"Versprich mir nicht zu lange zu machen. Auch du brauchst deinen Schlaf", sagte ich ebenso ernst. Wie erschöpft ich wirklich war merkte ich erst als mir die Augen zufielen noch während Toto den Raum verließ. Kurz danach holte der Schlaf mich ein.

Gol D. Yuriko Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt