VIII

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"Sam?"

"Guten Abend, Mom! Schön, dass du auch mal an dein Telefon gehst!", antwortete ich ein wenig süffisant, aber zum Glück ignorierte sie diesen Unterton.

"Wie geht's dir, Schatz? Hast du gestern gut gefeiert?"

"Gut gefeiert ist vielleicht der falsche Ausdruck. Gut unterhalten ist passender." Ich blieb vage und erwartete weitere Fragen von ihr.

"Mhm.." Mehr kam nicht, stattdessen hörte ich wieder das typische Geräusch einer Laptoptastatur. Ich schaute hilflos und genervt in meinem Zimmer umher und entdeckte Gregs große Augen. Ich schüttelte den Kopf und gestikulierte tippende Finger, um ihm klar zu machen, weswegen ich so verstimmt war. Mit einem wissenden schiefen Grinsen lehnte er sich beruhigt in seinem Stuhl zurück. Geduldig stemmte ich meine Faust in die Hüfte und wartete nichtssagend auf ein Lebenszeichen meiner Mutter. Sie schien so vertieft in ihre Recherche zu sein, dass sie alles um sich herum ausblendete, inklusive mir.

"Mom ich glaub du bist für meine Erzählungen heute eher weniger empfänglich", unterbrach ich das mittlerweile minutenlang andauernde Schweigen ihrerseits und verabschiedete mich mit einem "Ich versuch's morgen nochmal."

"Was treibt die bitte ständig an dem Ding?", stellte Greg die naheliegende Frage.

"Ich hab's dir doch schon gesagt, ich glaube, dass sie entweder auf Foren rumhängt, oder auf 'ner Datingseite 'nen neuen Mann sucht. Oder den besten Scheidungsanwalt des Landes für sich gewinnen will."

"Glaub ich nicht", widersprach mir Greg ohne mich dabei anzuschauen.

"Glaubst du nicht? Was glaubst du denn?"

"Das ist mir zu wenig Drama. Da steckt mehr dahinter. Ich glaube sie ist inkognito unterwegs."

"Inkognito? Meinst du die hat Pornoseiten für sich entdeckt?", fragte ich schockiert, denn das war zwar aufregender, als meine Theorien, aber eben auch absolut unsinnig.

"Nein, Mann! Spinnst du? Mit inkognito meine ich, dass sie unter falscher Flagge auf anderen Datingseiten unterwegs ist, wo sie eigentlich nichts zu suchen hätte", erklärte er leise und abgeklärt.

"Bring's doch bitte auf den Punkt, damit ich genau weiß, wovon wir hier sprechen."

"Ich red' von schwulen Datingseiten! Die ist da unterwegs und versucht, deinen Dad zu finden und vielleicht auch diesen Tom! Die will alle seine Leichen, die er im Keller hat, finden!" Endlich wurde er so klar und deutlich, dass auch ich verstanden hatte, was er meinte.

"...Das kann sein", gab ich kleinlaut zu "Das kann verdammt gut möglich sein!", wiederholte ich mich und nickte Greg zu. "Natürlich kann das möglich sein! Weswegen sonst bekommt man die von diesem Computer nicht mehr weg!"

"Okay, dann soll sie da noch ein wenig recherchieren. Versteh ich zwar nicht, was sie sich dadurch erhofft, aber ich muss nicht alles verstehen."

"Ich hab Hunger", wechselte Greg das Thema.

"Ich auch. Wollen wir uns hier was machen, oder lieber irgendwo Essen gehen?"

"Wir gönnen uns heute ein Essen auswärts, wir müssen hier die Gegend erkunden!", kündigte Greg wieder euphorisch an. "Du könntest doch Lou fragen, ob sie uns begleiten will?", schlug er ein wenig zu aufgesetzt beiläufig vor. Ich zog mein Handy schmunzelnd aus meiner Hosentasche und schrieb Lou.

"Die hat's dir angetan, was?"

"Ich find die süß. Außerdem kennt die sich hier besser aus als wir und wird daher auch wissen, wo man was Ordentliches zu essen bekommt", rechtfertigte er sich. Ich hatte nichts dagegen, mit Lou heute noch einmal auszugehen, denn sie hatte auch bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

THE BREAK OF COFFEEWhere stories live. Discover now