~❁~ chapter 3 ~❁~

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Jeden Tag wie ich nun zur Arbeit ging, hoffte ich, noch einmal auf diesen Jungen Mann zu treffen. Jeden Abend wartete ich. Es waren bereits drei Tage vergangen, doch hatte ich ihn nicht einmal wieder gesehen. Die Unwissenheit, je wieder in ein für mich erkennbares Gesicht blicken zu dürfen, tat ungelogen etwas weh in meinem Herzen. Ich verstand einfach nicht wie dies möglich war. Alle ärztlichen Tests haben noch nie eine Verbesserung meiner Krankheit und Sehschwäche aufgezeigt und eigentlich war dies praktisch unmöglich. Dennoch hatte ich sein Gesicht erkannt.
Mittlerweile schürte ich die Angst in mir, dass ich auch sein Gesicht nicht mehr erkennen würde, falls er doch wiederkäme, wenn er es nicht längst war. Das diese Ausnahme, an diesem Abend, ein Fehler des Schicksals war. Doch passierte so etwas? Gab es Fehler auf dem Weg des Schicksals? Weil selbst ein Fehler welcher in unserer vorherbestimmten Laufbahn passiert ist Teil unseres Schicksals und somit doch sicher nicht unbedingt ein Fehler...
Egal, wie ich versuchte es mir zurecht zu denken, ich kam zu keiner sinnvollen Erklärung. Es war einfach nicht möglich. Oder war es doch Einbildung? Habe ich mir ein Gesicht für eine mir völlig Fremde Person vorgestellt? WAS ZUR HÖLLE IST IN DIESEM NEUEN KAFFEE?!
Ich fing nach der zweiten Schlaflosen Nacht an, an mir selbst zu zweifeln . Also erzählte ich Binna davon, welche mir vorerst nicht ganz glauben wollte und meinte vielleicht war ich einfach müde gewesen und habe eventuell halluziniert. Mit einem Seufzen hatte ich genickt und das Thema schon so gut wie Aufgegeben, als an jenem Abend, besagter Mensch erneut unser kleines Café betrat. Es war kurz vor Schluss und doch fragte er mich mit dem selben müden Lächeln, wie das letzte mal, ob er vielleicht trotzdem hier bleiben und noch ein Stück Kuchen essen könnte. Ich wusste, eigentlich durfte ich dies nicht ohne die Chefin entscheiden und doch nickte ich.
Dankbar, verbeugte er sich leicht mit einem Lächeln auf den Lippen, während er mir mitteilte, was er gern zu sich nehmen würde. Ich ging seinem Wunsch nach und brachte ihm beides an den Tisch, wo er sich niedergelassen hatte. Ich zögerte, doch brachte ich es letztlich noch über das Herz ihn zu fragen, ob ich mich zu ihm setzen dürfte. Etwas überrascht sah mich der eigentlich komplett Fremde an, doch nickte er. Still saßen wir da und tranken jeder unseren Kaffee. Ich konnte nicht anders als hin und wieder in sein Gesicht zu blicken, viel zu fasziniert davon, was andere Menschen alltäglich bei jedem Menschen in der Lage wären zu sehen. Es war neu für mich Emotionen im Gesicht ablesen zu können, alles was ich kannte, war Menschen an ihrer Stimme zu erkennen und daran auch deren Emotionen abzuleiten. Bei meinen Kollegen, erkannte ich unter anderem zwar auch an der Kleidung mit wem ich es zu tun hatte, doch sprachen sie mich stets als erstes an um Missverständnisse zu vermeiden, welche, selbst wenn sie einmal vorkamen, mir niemals übel genommen wurden. Dafür agierten wir hier viel zu familiär.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als er tatsächlich versuchte eine Konversation zu beginnen, was mich mehr als glücklich machte.
"Euer Café ist wirklich schön und der Kaffee besonders gut."

𝘱𝘳𝘰𝘴𝘰𝘱𝘢𝘨𝘯𝘰𝘴𝘪𝘢 || 𝘩.𝘫𝘴 {𝘴𝘬𝘻}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt