24. Dezember

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„Okay es geht los", schreit Helen vom Spielfeldrand und innerhalb einer Sekunde entscheidet mein Vater den ersten Puck für sich, indem er mit dem Hockeyschläger schneller als Matty den Puck zu unserer Seite wegschiebt.

Mit rasender Geschwindigkeit rast er auf mich zu, und obwohl Riley, der auch bei uns im Team spielt, uns während der ganzen letzten Trainingseinheiten beigebracht hat, wie man den Puck richtig annimmt, flutscht er peinlicherweise unter meinem Schläger vorbei.

Der Vorsicht halber haben sich alle dafür entschieden einen Helm zu tragen, sowie all die andere Eishockeyausrüstung inklusive des Helmes mit dem Vollschutzgitter, die wir uns mühevoll übergezogen hatten. Zudem waren sich so ziemlich alle einig, dass wir ohne die richtigen Regeln spielen würden, weil es absolut keinen Sinn machte, diese an Rya zu erklären, die zwar die ältere der beiden Brodynmädels war, aber trotz dessen die Regeln kein bisschen verstand.

Rasant fliegen alle Spieler an mir vorbei, und ich versuche mit ihnen Schritt zu halten, obwohl ich absolut keine Ahnung mehr habe, wo genau dieser Puck jetzt ist.

Meine Augen fahren suchend über die Eisfläche, bis ich den Puck bei Matty erhasche, der direkt von meinem Vater getackelt wird und mit seiner ganzen Körperlänge auf dem Eis aufschlägt.

Erschreckenderweise finde ich diese Bewegung nicht einmal beängstigend, denn tatsächlich habe ich so etwas schon so oft gesehen, wenn mein Vater und oder Matty uns alle mit ins Eisstadion geschleppt hatten, dass ich gar nicht mehr überrascht war.

Gestern während des Trainings hatten wir uns sogar in einer Schlange aufgestellt, damit wir uns abwechselnd alle in den Schnee an der Seite, tackeln konnten.

Grinsend sehe ich auf Matty herab, der an mir vorbeischliddert und halte ihm dann aus Nettigkeit meinen dicken Handschuh hin, den er, nachdem er sich auf den Rücken gedreht hat, ergreift und sich umständlich von mir nach oben ziehen lässt, während alle anderen weiter an uns vorbei spielen.

Nach kurzer Zeit fallen die ersten Tore für die Brodyns, und ich habe schon fast das Gefühl, dass wir vielleicht aufgeben sollten, als Bayley den Puck, wahrscheinlich eher durch Zufall, ins Tor schiebt.

Jubelnd aufschreiend, trifft sich mein ganzes Team in der Mitte, wo wir uns gegenseitig mit dem Schläger auf den Helm hauen.

„Sehr gut", schreit Dad und seine Wangen sind ganz rosig vor lauter Freude darüber, dass wir das erste Tor gemacht haben.

„Paaaaause", schreit Isa von der Seite und ich atme tief auf, weil ich jetzt schon total durchgeschwitzt und kaputt bin.

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„Noch fünf Minuten", ruft meine Mutter mit den Händen zu einem Megafon über ihrem Mund geformt. Schnaufend bleibe ich stehen und beuge mich leicht nach vorne, um meine Hände auf meinen Knien abzustützen. Obwohl ich nicht wirklich unsportlich bin, ja sogar jeden Tag des Jahres bis jetzt, irgendeinen Sport gemacht habe, bin ich total aus der Puste und meine Lunge brennt, von dem ständigen hin- und herdüsen zwischen den Toren.

Inzwischen bin ich schon viel sicherer auf den Kufen, als noch zu Beginn des Spieles, weshalb ich mir einen Spaß daraus gemacht habe, Hovan, Bud und Matty abwechselnd vom Spielfeld zu tackeln. Jedenfalls habe ich es versucht, denn die drei sind so sicher auf dem Eis, dass es sich anfühlen muss, als würde sie ein Schneeball treffen, wenn ich mich gegen sie werfe. '

Das Eis spritzt mir ins Gesicht, als die Kufen zweier Schlittschuhe vor mir halten und ich richte mich mit zusammengekniffenen Augen auf.

„Ryker", sage ich leicht abfällig, weil wir schließlich Gegner in diesem Spiel sind.

Silent Sparkle - Adventskalender 2021Where stories live. Discover now