9. Dezember

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„Reichst du mir mal bitte den Salat?", fragt Helen und streckt ihre rechte Hand in meine Richtung.

Abwesend schaue ich sie an und nicke. Auffordernd sieht sie mich an und hebt ihre Augenbraue.

„Mach dir nichts draus", springt meine Mutter dazwischen und reicht Helen den Salatkopf, „das macht sie manchmal einfach."

„Was denn?", frage ich und sehe verwirrt in ihre beiden Gesichter.

Helen prustet los und hält sich den Salatkopf vor ihren Bauch. „Oh Alory. Ich wollte einfach nur den Salat haben und du ignorierst mich einfach."

„Oh", sage ich lahm und sehe wieder aus dem Fenster, wo fast alle Anderen vor dem halb mit Wasser gefüllten Eisplatz stehen. „Ja tut mir Leid."

„Alory", zischt meine Mutter und reißt ihre Augen ein bisschen weiter auf, als nötig gewesen wäre.

„Was denn?", zische ich zurück und wende meinen Blick nun vollends zu ihnen.

Sie hebt eine Augenbraue und verschränkt ihre Arme vor der Brust. „Kannst du uns bitte ein wenig zur Hand gehen? Für so viele Leute zu kochen, ist ja nicht mal eben gemacht."

„Und dann fragst du Al?", ruft mein Vater von der geöffneten Haustür her und schüttelt sich die Schneeflocken von den Schultern seiner dunkelgrünen Winterjacke. Hinter ihm kommt etwas Schnee ins Haus geflogen, schmilzt aber bei der ersten Berührung mit der warmen Luft des geheizten Raumes.

Empört blicke ich ihn an und werfe das Geschirrhandtuch, welches noch in meiner Hand liegt, nach ihm.

Lachend fängt er es auf und tritt sich selbst auf den hinteren Teil seiner Stiefel, um sich von diesen zu befreien. „Was denn? Du kannst halt nicht kochen. Warum solltest gerade du denen in der Küche helfen? Also von dem was Matty und Helen gestern erzählt haben, sollte wahrscheinlich Ryker lieber in der Küche helfen kommen."

„Was ist mit mir?"

„Wenn man vom Teufel spricht", murmele ich und versuche meine Sitzposition auf dem dunkelbraunen Barhocker zu verändern, damit sich mein Po nicht weiterhin so anfühlt, als würde er einschlafen.

Ryker schließt die Tür hinter sich und zieht sich in der gleichen Bewegung mit seinen dicken Handschuhen seine rote Mütze vom Kopf. Obwohl sie seine Ohren verdeckt hat sind diese und auch seine Wangen von der draußen herrschenden Kälte gerötet.

„Ich meinte nur gerade zu Al, dass du lieber in die Küche helfen gehen solltest als sie. Nachher fackelt sie die wieder ab."

Grinsend wirft Ryker mir einen Seitenblick zu. „Ja, an die Geschichte erinnere ich mich auch noch."

Tief atme ich durch die Nase ein, halte seinem Blick aber stand. Gerade will ich erwidern, dass wir das nicht erneut durchgehen müssen, als meine Mutter zwei Schneidebretter und Messer direkt vor mir auf die Theke knallt.

„Wenn ihr einfach beide helfen würdet, sind wir noch schneller fertig."

Widerwillig greife ich nach einem der beiden Schneidebretter und ziehe es zu mir, während Ryker, sehr zu meinem Leidwesen, sich direkt neben mir den Barhocker heranzieht und darauf Platz nimmt.

„Was?", kommentiert er meinen Blick, „komm damit klar, dass wir hier für die nächsten Wochen gemeinsam gefangen sind. Ich wollte das auch nicht."

Mit dem Schwung, welchen er beim Hinsetzen hatte, wirbelt auch sein After shave in meine Nase und obwohl ich es eigentlich unterdrücken will, atme ich etwas davon ein. Es riecht leicht nach Zimt und einer Art Holz und ich kann nicht ganz feststellen, ob es ein Glücksgriff oder ein Griff ins Klo war, sich diesen Duft zu kaufen. Jedenfalls riecht er nicht nach Moschus.

Silent Sparkle - Adventskalender 2021Where stories live. Discover now