5. Dezember

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Leise rieselt der glitzernde Schnee auf die Eisfläche und friert auf dieser sofort fest. Lange bleiben die dicken Flocken aber nicht dort liegen, denn die Massen an Eisläufern, die sich auf dem Eis herumtreiben und mit ihren geliehenen Schlittschuhen ihre Kreise ziehen, zerkratzen die glatte Fläche sofort wieder.

„Uff", stöhnt Sabrina, als sie mit Schwung an mir vorbeifährt und anstatt wie jeder andere normale Mensch, normal zu bremsen, mit voller Wucht gegen die Bande der Außenschlittschuhbahn kracht.

Lachend ziehe ich sie an ihrer Jacke zu mir. „Es ist mir schon fast unangenehm mit dir gesehen zu werden, wenn du hier so durch die Gegend gurkst."

„Ich gebe mir hier die größte Mühe", empört sie sich, „wir können halt nicht alle quasi auf Schlittschuhen aufgewachsen sein."

Ich hebe meine Hände. „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen."

„Passt doch auf", schreit eine schrille Stimme und eine etwas dicklichere Frau im Pelzmantel und mit einem Muff in einer Hand, kommt mit hoher Geschwindigkeit genau auf uns zugerast. Ihre großen Hände versuchen in der Luft nach einem unauffindbaren Halt zu greifen, und ihre blauen Augen sind so weit aufgerissen, dass es so aussieht, als würde sie eine Lupe direkt vor diese halten.

Sabrina und ich gehen auseinander und nur Sekunden später knallt die Dame, wie Sabrina, genau zwischen uns voll gegen die Bande. Ich halte mir eine Hand vor den Mund, um mir das Lachen zu verkneifen und sehe, wie sie sich in Zeitlupe nach vorne lehnt und dann fast über die Bande fällt.

Eine behandschuhte Hand greift in ihren Mantel und zieht sie wieder zurück auf die Eisbahn, wo sie dem Anschein nach wirklich nicht mehr sein will. Mein Blick folgt der Hand und landet direkt auf Riley, der wahrscheinlich von der nebenanliegenden Eisbahn, auf welcher die Ice Hockey Mannschaft trainiert, auf die öffentlich zugängliche, gesprungen ist, nur um dieser Frau zu helfen.

„Wow", sage ich und greife nach dem Arm der Dame, welche sich mit hochrotem Kopf wieder herumdreht.

„Nicht anfassen", raunzt sie, „das ist ein sehr teuerer Mantel."

Ich blinzele zwei Mal hintereinander und lasse sie dann los. Kein Wunder, dass sie so schnell unterwegs war. Wahrscheinlich hat ihr jemand mal einen kräftigen Schubser verpasst.

„Gar kein Problem", sage ich betont freundlich und sehe dann zu Riley, der mich genauso entgeistert anstarrt, wie Sabrina.

„Ja wir haben Ihnen sehr gerne geholfen", kommt es dann genauso falsch von ihm und stellt sich dann direkt vor mich, damit wir die Dame dabei beobachten können, wie sie sich wortlos an der Bande langhangelnd zum nächsten Ausgang aufmacht.

Sabrina rutscht näher an mich heran und lehnt ihre Ellenbogen hinter sich auf die Bande. „Was war denn mit der falsch? Da kommst du extra angedüst, bevor noch etwas schlimmeres passiert und dann bedankt die Olle sich nicht einmal."

Riley schnaubt hörbar durch die Nasenlöcher aus und verdreht seine blauen Augen. Er hat sogar noch seinen Hockeyschläger in der Hand, was ich erst jetzt bemerke. „Die war jetzt nicht wirklich dankbar."

„Egal, wir haben deine gute Tat mitbekommen. Hast du gut gemacht." Mit der geballten Faust haue ich gegen seine gepanzerte Schulter und entlocke ihm damit ein Lächeln.

Sabrina grinst und macht es mir nach. „Ja genau. Du hast sie gerettet."

Sofort richtet er sich wieder ein wenig mehr auf und stellt seinen Hockeyschläger auf dem Eis ab. „Ich hatte gerade sowieso nichts besseres zu tun. Der Coach hat mir ein paar Minuten Auszeit verschrieben", grinst er und zwinkert uns zu.

Silent Sparkle - Adventskalender 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt