Kapitel 8 - Murder People

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Es war für seinen Geschmack noch zu früh am Nachmittag, als der Befehl von seiner Meisterin ihn erreichte und er nur noch kurz eine Nachricht für Maria kritzeln und auf den Esstisch legen konnte, bevor er nach England reisen musste.

Das Wetter war entgegen der Erwartungen mal klar und unpraktischer Weise schien die Sonne sehr hell. In Rumänien war es bereits 15 Uhr gewesen, hier war es erst kurz nach Mittag und so erwartete er in Integras Büro auf ebenjene und den Butler, die nach dem Mittagessen wieder dorthin kamen und die Blonde war anscheinend in eine Schimpftirade über ihn vertieft, bis sie stoppte, als sie ihn sah. Wenn auch nur kurz. „Wo warst du so lange, Diener?"

Er blieb die Ruhe selbst und sah gleichgültig zu, wie sie einen Zigarillo anzündete und erst einmal tief inhalierte. Irgendwann würde sie das Zeug noch ins Grab befördern, wie einst ihren Vater, wenn sie damit nicht aufhörte. „In Rumänien bei meinem jüngsten Kind."

„Interessiert es dich eigentlich, dass ich dir immer noch nicht zustimme, dass es eine gute Idee war, eine Geistesgestörte zu verwandeln?"

Die Frage war rhetorisch, trotzdem antwortete er: „Wenn ich ehrlich sein darf, Meisterin, denke ich, dass es wenig von Bedeutung ist, was ein Mensch - verzeiht wenn ich meine Befugnisse überschreite - von Vampirangelegenheiten hält, um die er sich nicht kümmern muss." Sie schnaubte missbilligend und er rechnete schon mit einer Zurechtweisung oder Strafe, aber nachdem nichts kam, fuhr er fort: „Davon abgesehen, was meint Ihr mit geistesgestört?"

„Bitte? Sag jetzt nicht, dass du innerhalb von über anderthalb Monaten noch nicht herausgefunden hast, dass sie an einer psychischen Krankheit leidet? Mal davon abgesehen hast du doch sicherlich ihr seltsames Verhalten bemerkt?"

Würde er jetzt sagen, dass er von der Schizophrenie wusste, wäre vermutlich die Frage, warum er dass nicht schon gesagt hatte, als er es erfahren hatte - sprich gestern. Das war genug Zeit, um Berichte zu schreiben, zumindest nach Integras und Walters Meinung. Also antwortete er nicht direkt, sondern stellte sich weiter dumm. „Von welcher Krankheit sprechen wir? Post traumatische Belastungsstörung? Bipolarität? Oder was gibt es noch?"

„Schizophrenie."

Interessant... Wie hatten sie das herausgefunden? Genau diese Frage stellte er auch, wenn auch etwas höflicher.

„Nachdem du ihren echten Namen genannt hast und ebenso ihre Eltern und diesen Onkel, hatte Walter nur noch wenig Arbeit, bevor er auf ihre Akten stieß. Länger hatte es gedauert, eine Verfügung dafür zu bekommen und kopieren durfte er auch leider nichts."

Wieso hatte er überhaupt Zeit gebraucht, um Maria zu finden, wenn er doch Vladimir und Vladislav Kaskovsky gekannt hatte? Oder meinte er einfach örtlich? Vermutlich war es letzteres und zudem hätte er so gesagt, dass er doch mehr wusste, als er zugegeben hatte, also ließ er es bleiben. „Gut, und wie viel hat Hellsing jetzt an Daten über sie?"

Jetzt meldete sich zum ersten Mal Walter zu Wort, der ihn nicht einmal begrüßt hatte. Vielleicht aus Furcht, Integra zu missfallen. „Ihre Geburtsurkunde," - Das wusste er doch schon alles! - „die Namen ihrer Eltern und Verwandten," - Ebenso nichts Neues. - „der Grund des Todes ihrer Eltern," - Das war zugegebenermaßen etwas Neues. - „dass sie von ihrem Onkel misshandelt wurde-"

„Warte! Was hast du gesagt?!" Misshandelt? Das konnte nicht sein. Das was er von Maria über ihren Onkel erfahren hatte - sprich aus ihren Worten, aber vor allem Mimik und Gestik - deutete mehr darauf hin, dass sie ihn nahezu abgöttisch liebte und nicht ... dass er sie verprügelt hatte - oder was er sonst so getan hatte.

„Er hat sie geschlagen. Und häufig auch Krankenhausreif. Das wurde scheinbar nie hinterfragt, da er ja Nachfahre einer Fürstenfamilie war. Oder die DDR keine derartigen Menschenrechte hatte. Oder sich einfach niemand für ein neunjähriges Mädchen interessierte, dass wegen inneren Blutungen ins Koma gelegt werden musste. Oder eine Elfjährige, die sich zum zweiten Mal von einem Turm versucht hatte zu stürzen."

A King with a Broken CrownWhere stories live. Discover now