Kapitel 40 ✔️

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L U N A

Einen Moment lang herrschte Stille und alle starrten auf Harry, Ron, Ginny, Lockhart und mich, wir verdreckt, schleimbeschmiert und (in Harry's Fall) blutbespritzt dastanden.
Ginny!"
Es war Molly, die vor dem Karmin gesessen hatte.
Sie sprang auf, Arthur folgte ihr und beide stürzten sich auf ihre Tochter.
Harry und ich jedoch sahen in ihnen vorbei.
Professor Dumbledore stand am Kamin, mit strahlenden Augen und neben ihm saß Professor McGonagall, die sich an die Brust gegriffen hatte und zur Beruhigung tief durchatmete.
Fawkes flatterte an meinem Ohr vorbei und ließ sich auf Dumbledore's Schulter nieder und schon holte sich Molly auch Harry und mich in die Arme.
„Du hast sie gerettet! Du hast sie gerettet! Wie hast du das nur geschafft?"
„Das, glaube ich, würde wir alle gern erfahren.", sagte Professor McGonagall mit matter Stimme.
Molly ließ Harry und mich los, Harry zögerte einen Moment.
Ich gab ihm einen kleinen Stups.
Dann ging er hinüber zum Schreibtisch und legte den sprechenden Hut, das rubinbesetzte Schwert und das Überbleibsel von Riddle's Tagebuch darauf ab.
Und dann fing er an, ihnen alles zu erzählen.
Fast eine Viertelstunde lang sprach er in das gespannte Schweigen hinein: Er erzählte von der körperlosen Stimme und wie Mine schließlich begriffen hatte, dass er einen Basilisken in den Rohren gehört hatte; wie er, Ron und ich den Spinnen in den Wald gefolgt waren, wo Aragog uns sagte, wo das letzte Opfer des Basilisken gestorben war; wie er auf den Gedanken kam, dass die Maulende Myrte dieses Opfer gewesen war und dass der Eingang zur Kammer des Schreckens in ihrer Toilette sein könnte...
„Sehr gut.", half Professor McGonagall ein wenig nach, als er innehielt, „Sie haben also herausgefunden, wo der Eingang ist - und nebenher gut hundert Schulregeln in Stücke gehauen, könnte ich hinzufügen - aber wie um alles in der Welt sind sie da alle wieder lebend rausgekommen, Potter?"
Und so erzählte ihnen Harry mit inzwischen heiserer Stimme, dass Fawkes genau im richtigen Moment aufgetaucht sei und der sprechende Hut ihm das Schwert gegeben habe.
Doch dann versagte ihm die Stimme.
Er hatte es bisher vermieden, Riddle's Tagebuch zu erwähnen - oder Ginny.
Sie hatte den Kopf an Molly's Schulter gedrückt und Tränen liefen leise ihre Wangen hinunter.
Was, wenn man sie doch von der Schule weisen würde?, dachte ich panisch.
Riddle's Tagebuch funktionierte nicht mehr... wie konnten wir beweisen, dass er es war, der Ginny zu allem gezwungen hatte?
Harry sah zu Dumbledore, auch ich sah zu ihm.
In seinen halbmondförmigen Brillengläsern spiegelte sich der Schein des Kaminfeuers und er lächelte kaum merklich.
„Was mich am meisten interessiert.", sagte Dumbledore sanft, „ist die Frage, wie Lord Voldemort es geschafft hat, Ginny zu verzaubern, wo meine Kundschafter mir doch sagen, dass er sich gegenwärtig in den Wäldern Albaniens versteckt."
Erleichterung - warme, überwältigende, herrliche Erleichterung - durchflutete mich.
„W... was soll das heißen?", fragte Arthur verblüfft, „du-weißt-schon-wer? Hat Ginny ver-verzaubert? Aber Ginny ist nicht... Ginny war nicht... oder?"
„Es war sein Tagebuch.", sagte Harry rasch, nahm es hoch und zeigte es Dumbledore. „Riddle hat es geschrieben, als er sechzehn war..."
Dumbledore nahm das Tagebuch aus Harry's Hand und senkte neugierig seine lange Hakennase auf die verbrannte und durchweichten Seiten hinab.
„Brillant.", sagte er leise. „Natürlich war er der wohl brillanteste Schüler, den Hogwarts je gesehen hat."
Er wandte sich zu den Weasley's um, die völlig perplex aussahen.
„Sehr wenige wissen, dass Lord Voldemort einst Tom Riddle hieß. Ich selbst war sein Lehrer, vor fünfzig Jahren in Hogwarts. Er verschwand, nachdem er die Schule verlassen hatte... reiste in der Welt herum... versank tief in die dunklen Künste, hat sich mit den schlimmsten von uns zusammengetan, unterzog sich so vielen gefährlichen, magischen Verwandlungen, dass er, als er als Lord Voldemort wieder auftauchte, kaum wieder zu erkennen war. Kaum jemand hat Lord Voldemort mit dem klugen, hübschen Jungen in Verbindung gebracht, der einst hier Schulsprecher war."
„Aber Ginny", sagte Molly, „was hat unsere Ginny... mit ihm zu tun?"
„Sein T...Tagebuch!", schluchzte Ginny, „ich hab darin geschrieben und er hat das ganze Jahr über zurückgeschrieben -"
Ginny!", sagte Arthur verblüfft. „Hab ich dir denn gar nichts beigebracht? Was hab ich dir immer gesagt? Trau nie etwas, das selbst denken kann, wenn du nicht sehen kannst, wo es sein Hirn hat? Warum hast du das Tagebuch nicht mir oder deiner Mutter gezeigt? So ein Verdächtiger Gegenstand, natürlich steckte es voll schwarzer Magie -"
„Ich - h...hab es nicht Gewusel", schluchzte Ginny, „ich hab es in einem der Bücher gefunden, die Mum mir gegeben hat, ich d...dachte, jemand hätte es einfach dringelassen und es vergessen -"
„Miss Weasley sollte sofort hochgehen in den Krankenflügel.", unterbrach sie Dumbledore mit gebieterischer Stimme. „Das alles war eine schreckliche Qual für sie. Es gibt keine Bestrafung. Ältere und weisere Zauberer wurden bereits von Lord Voldemort hinters Licht geführt."
Er schritt hinüber zur Tür und öffnete sie.
„Bettruhe und vielleicht ein großer, dampfender Becher heißer Kakao, mich jedenfalls muntert das immer auf."
Freundlich zwinkernd sah er zu ihr hinab.
„Madame Pomfrey wird noch wach sein. Sie gibt gerade den Alraunensaft aus - ich wage zu behaupten, die Opfer des Basilisken werden jeden Moment aufwachen."
„Also wird Mine gesund!", sagte ich freudestrahlend.
„Niemand hat einen bleibende Schaden erlitten, Ginny.", sagte Dumbledore.
Molly begleitet Ginny hinaus und Arthur, anscheinend immer noch tief erschüttert, folgte ihnen.
„Wissen Sie, Minerva", sagte Professor Dumbledore nachdenklich zu Professor McGonagall, „ich glaube, all das verlangt nach einem guten Fest. Darf ich Sie bitten, die Küchen auf Trab zu bringen?"
„Gut.", sagte Professor McGonagall forsch und ging zur Tür. „Sie erledigen das mit Potter, Weasley und Black alleine, nicht wahr?"
„Gewiss.", sagte Dumbledore.
Sie ging hinaus und Harry, Ron und ich sahen Dumbledore unsicher an.
Was genau hatte Professor McGonagall gemeint mit erledigen?
Keinesfalls - keinesfalls - würde wir jetzt bestraft werden?
„Soweit ich mich erinnere, hab ich euch beiden gesagt, ich müsse euch von der Schule weisen, falls ihr noch einmal die Regeln brecht.", sagte Dumbledore.
Ron öffnete den Mund vor Entsetzen und ich sah Dumbledore geschockt an.
„Was allerdings heißt, dass selbst die Besten von uns manchmal die eigenen Worte wieder schlucken müssen.", fuhr Dumbledore lächelnd fort. „Sie drei werden besondere Auszeichnungen für Verdienste um die Schule bekommen und - überlegen wir mal - ja, ich denke, 200 Punkte pro Nase für Gryffindor erhalten."
Ron lief so hellrosa an wie Lockhart's Valentinsblumen und schloss den Mund.
Ich lächelte glücklich.
„Doch einer von uns scheint sich über seinen Anteil an diesem gefährlichen Abenteuer ganz und gar auszuweichen.", fügte Dumbledore hinzu. „Warum so bescheiden, Gilderoy?"
Mir fiel es siedend heiß wieder ein.
Lockhart hatte ich völlig vergessen.
Ich wandte mich um und sah ihn in einer Ecke stehen, immer noch verschwommen lächelnd.
Als Dumbledore ihn ansprach, wandte Lockhart den Kopf, um zu sehen, mit wem er redete.
„Professor Dumbledore", warf Ron ein, „es gab da unten in der Kammer des Schreckens einen Unfall. Professor Lockhart -"
„Bin ich ein Professor?", fragte Lockhart milde überrascht. „Meine Güte. Ich glaube, ich war ein hoffnungsloser Fall, oder?"
Ja, ja, das war er so was von. Hoffnungslos!
„Er hat einen Vergessenszauber versucht und der Zauberstab ist nach hinten losgegangen.", erklärte Ron leise zu Dumbledore gewandt.
„Der Arme.", sagte Dumbledore und schüttelte den Kopf, wobei sein langer silberner Schnauzbart erzitterte. „Aufgespießt auf ihrem eigenen Schwert, Gilderoy!"
„Schwert?", sagte Lockhart verständnislos. „Hab kein Schwert. Dieser Junge da hat eins", sagte er auf Harry deutend, „er wird es Ihnen leihen."
„Würdet ihr bitte auch Professor Lockhart in den Krankenflügel bringen?", sagte Dumbledore zu Ron und mir. „Ich möchte noch ein paar Worte mit Harry reden..."
Gemächlich ging Lockhart hinaus.
Mit einem neugierigen Blick zurück auf Dumbledore und Harry verließ Ron das Büro und ich schloss still die Tür.

Luna Black 2 - Harry PotterWhere stories live. Discover now