Kapitel 13 ✔️

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L U N A

Ich hatte Harry, Mine und Ron eingeholt.
Wir waren sieben Meter vor Hagrid's Hütte, als die Tür aufflog.
Doch es war nicht Hagrid, der herauskam.
Gilderoy Lockhart - ja, ich verschwende nicht meine Energie, um ihn fertig zu machen.
Ich glaube, niemand mag ihn, jetzt abgesehen von ein paar Mädchen - kam heraus geschritten, heute in einem hauchzart malvenfarben getönten Umhang.
„Schnell, da rüber.", zischte Harry und zerrte Ron hinter ein nahes Gebüsch.
Ich lief ihnen schnell hinterher und Mine folgte uns etwas widerstrebend.
„Es ist ganz einfach, wenn Sie wissen, was Sie zu tun haben.", sagte Lockhart mit lauter Stimme zu Hagrid. „Sie wissen, wo Sie mich finden, falls Sie Hilfe brauchen. Ich lass Ihnen mein Buch zukommen, es wundert mich, dass Sie es noch nicht haben. Ich signiere heute Abend eines und schick es rüber. Nun denn, auf Wiedersehen!"
Und er marschierte in Richtung Schloss davon.
Wir warteten bis Lockhart außer Sicht war, dann zog Harry Ron hinter dem Busch hervor und half ihm weiter zu Hagrid's Hütte, wo wir laut anklopften.
Hagrid öffnete auf der Stelle, allerdings recht missmutig dreinblickend.
Doch seine Miene hellte sich auf, als er sah, wen er vor sich hatte.
„Hab mich schon gefragt, wann ihr endlich kommt - rein mit euch - dachte, es wäre vielleicht schon wieder Professor Lockhart -"
Harry, Mine und ich halfen Ron über die Schwelle in die Hütte mit nur einem Raum, in dem in einer Ecke ein riesiges Bett stand und in der anderen ein munteres Feuer prasselte.
Wir ließen Ron in einen Sessel sinken und Harry erklärte rasch, was vorgefallen war.
Hagrid schien sich nicht sonderlich an Ron's Schneckenproblem zu stören.
„Besser raus, als rein.", sagte er gut gelaunt und stellte eine große Kupferwanne vor Ron auf. „Nur immer raus damit, Ron."
„Ich glaube, wir können nichts weiter tun außer abwarten, bis es aufhört.", sagte Mine bedrückt, während sich Ron über die Wanne beugte. „Schon wenn man in Form ist, ist das ein schwieriger Fluch, aber mit einem zerbrochenen
Zauberstab -"
Hagrid war emsig damit beschäftigt, uns Tee zu kochen.
Fang, sein Saurüde, sabberte über Harrys Umhang.
„Was wollte Lockhart eigentlich bei dir, Hagrid?", fragte Harry und kratzte Fang an den Ohren.
„Hat mich beraten, wie man Wassergeister aus einer Quelle rauskriegt.", brummte Hagrid, dabei räumte er einen halb gerupften Hahn vom geschrubbten Tisch und setzte den Teekessel auf. „Als ob ich das nicht selbst wüsste. Und hat groß angegeben mit einer Todesfee, die er gebannt hat. Wenn davon auch nur ein Wort wahr ist, futtere ich meinen Kessel auf."
Es sah Hagrid gar nicht ähnlich, einen Lehrer von Hogwarts zu kritisieren und ich sah, wie Harry ihn überrascht anblickte.
Mine jedoch sagte mit einer etwas höheren Stimme als sonst: „Ich glaub, du bist ein bisschen unfair. Professor Dumbledore war ja offensichtlich der Meinung, er sei der beste Mann für diese Aufgabe."
„Er war der einzige Mann für die Aufgabe.", erwiderte Hagrid und bot uns einen Teller mit Sirupbonbons an, während Ron keuchend in seine Wanne würgte. „Und das meine ich wörtlich. Wird langsam ziemlich schwierig, jemanden für diese Arbeit zu finden. Die Leute sind nicht besonders scharf drauf sich mit den dunklen Künsten rumzuschlagen. Allmählich glauben sie, es bringt Unglück. Seit einiger Zeit hält keiner mehr besonders lange durch. Aber erklärt mal", sagte Hagrid und nickte mit dem Kopf zu Ron hinüber, „wen wollte er eigentlich mit dem Fluch belegen?"
„Malfoy hat Hermine beschimpft - muss wirklich schlimm gewesen sein, denn alle sind ausgerastet -"
„Es war schlimm.", sagte Ron heiser und tauchte bleich und schwitzend über der Tischplatte auf. „Malfoy hat sie »Schlammblut« genannt, Hagrid."
Er würgte eine neue Welle von Schnecken herauf und tauchte wieder ab.
Hagrid war blanker Zorn ins Gesicht gestiegen.
„Das hat er nicht!", knurrte er Mine an.
„Hat er doch", versicherte sie, „aber ich weiß nicht, was es bedeutet. Natürlich hab ich mitgekriegt, dass es wirklich übel war -"
„Das ist so ziemlich das Gemeinste, was ihm einfallen konnte.", flüsterte ich zornig. „Schlammblut ist ein wirklich schlimmes Schimpfwort für jemanden, der aus einer Muggelfamilie stammt - du weiß ja, mit Eltern, die keine Zauberer sind. Es gibt ein paar Zauberer, wie Malfoy's Familie, die glauben, sie wären besser als alle andern, weil sie das sind, was Leute Reinblütig nennen. Ich bin zwar auch Reinblütig, aber ich werde dieses dreckige Wort niemals in den Mund nehmen, außer für diese Erklärung jetzt. Ich wurde anders erzogen."
Ron rülpste und eine einsame Schnecke flog ihm in die Hand, er warf sie in die Wanne und ich fuhr fort: „Wir anderen wissen ja, dass es überhaupt keinen Unterschied macht. Seht euch Neville Longbottom an - er ist Reinblütig und kann kaum einen Kessel richtig herum aufstellen, jetzt nichts gegen Neville."
„Und einen Zauber, den unsere Hermine nicht schafft, müssen sie erst noch erfinden.", sagte Hagrid stolz und Mine's Gesicht lief leuchtend magentarot an.
„Abscheulich, jemanden so zu nennen.", sagte Ron und wischte sich mit zitternder Hand die schweißnasse Stirn.„Schmutziges Blut, gewöhnliches Blut. Verrückt. Heute haben die meisten Zauberer ohnehin gemischtes Blut. Wenn wir keine Muggel geheiratet hätten, wären wir ausgestorben."
Wieder begann er zu würgen und tauchte ab.
„Tja, ich mach dir keinen Vorwurf, weil du ihn einen Fluch auf den Hals jagen wolltest.", sagte Hagrid laut, da noch mehr Schnecken geräuschvoll in die Wanne klatschten. „Aber vielleicht ist es ganz gut, dass dein Zauberstab nach hinten losgegangen ist. Ich vermute mal, dass Lucius Malfoy schnurstracks zur Schule marschiert wäre, wenn du seinen Sohn mit einem Fluch belegt hättest. Wenigstens bist du jetzt nicht in Schwierigkeiten."
Ich sah zu Harry und stellte fest, dass seine Zähne irgendwie verklebt waren.
„Harry", sagte Hagrid, als ob ihm plötzlich etwas eingefallen wäre, „mit dir muss ich noch ein Hühnchen rupfen. Wie ich höre, verteilst du Autogrammkarten. Wie kommt es, dass ich noch keine hab?"
Ich schmunzelte leicht und sah zu Harry.
Er war anscheinend wieder Wütend.
Er riss wütend die verklebten Zähne auseinander.
„Ich vergebe keine Autogrammkarten.", erklärte er aufgebracht. „Wenn Lockhart das immer noch behauptet -"
Doch dann sah er auch Hagrid lächeln.
„War nur'n Witz.", sagte er, klopfte Harry freundschaftlich auf den Rücken, so dass er mit dem Kinn auf den Tisch knallte.
„Ich wusste schon, dass es nicht stimmt. Hab Lockhart gesagt, dass du es nicht nötig hättest. Du bist ohnehin berühmter als er, auch wenn du keinen Finger rührst."
„Wette, das hat er gar nicht gern gehört.", kicherte ich und Harry rieb sich sein schmerzendes Kinn.
„Das kannst du wohl glauben.", versicherte Hagrid augenzwinkernd. „Und als ich ihm dann noch gesagt hab, dass ich kein Buch von ihm gelesen hätte, wollte er gehen. Sirupbonbon, Ron?", fügte er hinzu, als Ron wieder auftauchte.
„Nein, Danke.", sagte Ron matt. „Das riskier ich besser nicht."
„Kommt mal mit und seht euch an, was ich angepflanzt hab.", sagte Hagrid, als Harry, Mine und ich unseren letzten Schluck Tee getrunken hatten.
Auf dem kleinen Gemüsebeet hinter Hagrid's Haus wuchsen ein Dutzend der größten Kürbisse, die ich je gesehen hatte.
„Wachsen gut, oder?", sagte Hagrid glücklich. „Für das Halloween-Fest... bis dahin sollten sie groß genug sein."
„Womit hast du sie denn gedüngt?", fragte Harry.
Hagrid sah sich um, ob wir allein waren.
„Nun, ich hab ihnen - weißt du - ein wenig geholfen -"
Ich bemerkte Hagrid's geblümten rosa Schirm an der Rückwand der Hütte lehnen.
Schon früher hatte ich von Hagrid erfahren - als ich noch ganz klein war -, dass dieser Schirm nicht so harmlos war, wie er aussah.
Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich glaube, sein alter Schulzauberstab ist dort drin.
Hagrid dürfte eigentlich nicht zaubern.
Er war im dritten Schuljahr aus Hogwarts verstoßen worden, doch ich hatte nie herausgefunden, warum... fiel auch nur ein Wort darüber, dann räusperte sich Hagrid laut und wurde auf mysteriöse Weise taub, bis man das Thema wechselte.
„Ein Schwellzauber, nehme ich an?", fragte Mine, anscheinend hin und her gerissen zwischen Missbilligung und Vergnügen.
„Nun, da hast du wirklich ganze Arbeit geleistet."
„Das hat deine kleine Schwester auch gesagt.", meinte Hagrid zu Ron hinüber nickend. „Hab sie erst gestern getroffen."
Mit zuckendem Bart sah er aus den Augenwinkeln Harry an.
„Sagte, sie wolle sich nur mal die Ländereien anschauen, aber ich wette, sie hat gehofft, bei mir zufällig noch jemand anderen zu treffen."
Er zwinkerte Harry zu.
„Wenn du mich fragst, sie würde nicht Nein sagen zu einem Autogramm -"
„Ach, hör doch auf damit.", sage Harry.
Ron brach in röhrendes Gelächter aus und besprenkelte den Erdboden mit Schnecken.
„Pass auf!", dröhnte Hagrid und zog Ron von seinen wertvollen Kürbissen weg.
Es war jetzt bald Zeit zum Mittagessen und da ich seit dem Aufstehen nichts verspeist hatte, zog es mich in die Schule.
Wir verabschiedeten uns von Hagrid und gingen hoch zum Schloss.
Ron gluckste zwar noch ein paarmal, doch es kamen nur noch zwei winzige Schnecken zum Vorschein.
Kaum hatten wir die Eingangshalle betreten, als auch schon eine laute Stimme ertönte.
„Da sind Sie ja, Potter - Weasley."
Professor McGonagall schritt mit ernster Miene auf uns zu.
„Sie beide werden heute Abend ihre Strafarbeiten erledigen."
„Was müssen wir tun, Professor?", fragte Ron und versuchte anscheinen einen Rülpser zu unterdrücken.
„Sie polieren das Silber im Pokalzimmer zusammen mit Mr. Filch.", antwortete Professor McGonagall. „Und keine Zauberei, Weasley."
Ron schluckte.
Alle Schüler des Schlosses hassten Argus Filch, den Hausmeister.
„Und Sie, Potter, helfen Professor Lockhart dabei, seine Fanpost zu beantworten.", sagte Professor McGonagall.
„Oh n-, Professor, kann ich nicht auch ins Pokalzimmer?", fragte Harry verzweifelt.
„Auf keinen Fall.", erwiderte Professor McGonagall und zog die Augenbrauen hoch. „Professor Lockhart hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt. Pünktlich um acht, Sie beide."
Die drehte sich um, doch hielt nochmal inne.
„Ach und Ms. Black?"
„Ja, Professor?"
„Mr. Draco Malfoy besteht darauf, dass sie ihn Freitag eine Stunde Nachhilfe geben und Samstags eine halbe."
„Ja, Professor."
Völlig niedergeschlagen schlurften Harry und Ron in die große Halle und meine Laune war auch nicht gerade besser.
Mine hatte hinter den beiden ihre Schließlich habt ihr die Schulregeln gebrochen-Miene aufgesetzt.
Ich löffelte mir Tomatensuppe auf den Teller und fing an zu Essen.
Dadurch besserte sich meine Laune wieder ein bisschen.
„Filch wird mich die ganze Nacht dabehalten.", meinte Ron trübselig. „Keine Zauberei! In dem Zimmer müssen doch über hundert Pokale stehen. Im Putzen nach Muggelart bin ich gar nicht gut."
„Ich würd ja jederzeit tauschen.", sagte Harry mit hohler Stimme. „Bei den Dursley's hab ich 'ne Menge Übung bekommen. Aber Lockhart's Fanpost beantworten... der wird ein Alptraum sein..."
Der Samstagnachmittag schien rasch dahin zu schmelzen.
Seufzend machte ich mich auf den Weg zur Bibliothek.
Als ich die Bibliothek betrat, setzte ich mich an einen Tisch und wartete Draco.
Nach kurzer Zeit kam er und wir fingen an, doch ich bemerkte, dass er mir nicht richtig zuhörte.
„Draco, du konzentrierst dich nicht! Was ist los?", fragte ich ihn.
„Es tut mir leid, also... Ähm, für vorhin im Stadion. Tut mir leid, dass ich Granger beleidigt habe.", murmelte er.
Kann ich ihn verzeihen?
„Hör zu, Draco. Ich werde dir verzeihen, aber wenn du das noch einmal machst hast du keine Chance mehr. Und jetzt Pack zusammen, eine halbe Stunde ist vorbei.", sprach ich.
Als ich meine Tasche packte spürte ich plötzlich kurz Lippen auf meiner Wange.
Ich lief rot an und sah nur noch Draco's Haare, als er aus der Bibliothek verschwand.
Ich spielte mit meinen Haaren und ging zurück in meinen Schlafsaal.
Dort lag Mine im Bett und laß ein Buch.
„Hey! Und wie war es?", fragte sie.
„Ganz gut.", murmelte ich, holte meinen Zeichenblock heraus und fing an den Sonnenaufgang von heute Morgen zu malen.
Spät Abends war ich fertig und ich hängte das Bild an meine Wand, über mein Bett.
Ich fand es ist sehr schön geworden.
„Wow! Das ist wunderschön.", hörte ich Mine sagen.
Ich wurde wieder rot und bedankte mich.
„Gute Nach, Lu.", murmelte Mine und dann hörte ich sie ruhig atmen.
Ich kuschelte mich in mein Bett und sah meine Bettdecke an.
„Gute Nacht, Mine."
Dann schloss auch ich meine Augen und glitt in meine Traumwelt.
Ich träumte von hellgrauen Augen.

Luna Black 2 - Harry PotterWhere stories live. Discover now