Kapitel 28 ✔️

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L U N A

„Seid ihr okay?", hörte ich dann endlich Harrys Stimme aus der mittleren Kabine.
Obwohl, eher gesagt, Goyle's leise Raspelstimme drang aus der Kabine.
„Ja.", hörte ich Crabbe's tiefes Grunzen zu Harrys rechten.
Harry öffnete seine Tür und trat vor den zerbrochenen Spiegel.
Ich verkniff mir ein Kichern.
Ron's Tür ging auf.
Die beiden starrten sich an.
Ron sah blass und entsetzt aus, war aber sonst von Crabbe nicht zu unterscheiden, vom puddingförmigen Haarschnitt bis zu den langen Gorillaarmen.
„Das ist unglaublich.", sagte Ron.
Er trat vor den Spiegel und tippte sich gegen Crabbe's platte Nase.
Unglaublich."
„Wir sollten uns beeilen.", sagte Harry und lockerte sein Uhrband, das tief in Goyle's Handgelenk schnitt. „Wir müssen erst noch rauskriegen, wo der Gemeinschaftsraum der Slytherins ist. Hoffentlich finden wir jemanden, dem wir folgen können."
Ron, der Harry sprachlos angestarrt hatte, sagte: „Du ahnst nicht, wie seltsam es aussieht, Goyle denken zu sehen."
Er klopfte gegen Mine's Tür.
„Komm schon, wir müssen gehen -"
Eine schrille Stimme antwortete.
„Ich - ich glaube, ich geh doch nicht mit. Ihr könnt doch ohne mich gehen."
„Hermine, wir wissen, dass Millicent Bulstrode hässlich ist, es weiß doch keiner, dass du es bist -"
„Nein - im Ernst - ich geh lieber nicht mit - beeilt euch, ihr beiden, ihr vertrödelt die Zeit -"
Harry sah Ron verwirrt an.
Jetzt siehst du eher nach Goyle aus.", sagte Ron. „So guckt er immer, wenn ein Lehrer ihn was fragt."
„Hermine, alles in Ordnung mit dir?", rief Harry durch die Tür.
„Ja - mir geht's gut - los, geht schon -"
Harry sah auf die Uhr.
Von ihren wertvollen sechzig Minuten waren fünf schon verstricken.
„Geht schon. Ich kümmere mich um sie. Mine? Öffne bitte die Tür."
Mine schon den Riegel zur Seite und ich schlüpfte rein.
„Oh, Mine.", sagte ich und nahm sie in den Arm. „Das wird wieder."

E R Z Ä H L E R

Harry und Ron öffneten vorsichtig die Tür zum Gang, prüften, ob die Luft rein war, und machten sich auf den Weg.
„Schwing die Arme nicht so durch die Luft.", murmelte Harry Ron zu.
„Was?"
„Crabbe hält sie irgendwie steif..."
„So vielleicht?"
„Ja, schon besser..."
Sie stiegen die Marmortreppe hinunter.
Was sie jetzt unbedingt brauchten, war ein Slytherin, dem sie in seinen Gemeinschaftsraum folgen konnten.
Doch keiner war unterwegs.
„Hast du eine Idee?", murmelte Harry.
„Die Slytherins kommen zum Frühstück immer von dort.", sagte Ron und nickte zum Eingang der Kerker hinüber.
Kaum hatte er den Mund zugemacht, kam auch schon ein Mädchen mit langem Lockenhaar aus der Tür.
Ron hastete auf sie zu.
„Verzeihung", sagte er, „wir haben vergessen, wie wir in unseren Gemeinschaftsraum kommen."
„Wie bitte?", sagte das Mädchen steif. „Unseren Gemeinschaftsraum? Ich bin eine Ravenclaw."
Misstrauisch blickte sie über die Schulter und ging davon.
Harry und Ron rannten die steinernen Stufen hinunter in die Dunkelheit und ihre Tritte hallten besonders laut wider, denn es waren Crabbe's und Goyle's Füße, die auf die Steine krachten.
Sie hatten das Gefühl, es würde doch nicht so einfach werden, wie sie gehofft hatten.
Die labyrinthischen Gänge waren menschenleer.
Immer weiter drängen sie hinunter in die Tiefen unter der Schule und mit raschen Blicken auf ihre Uhren prüften sie, wie viel Zeit ihnen noch blieb.
Eine Viertelstunde war vergangen und schon kroch die Verzweiflung in ihnen hoch, da hörten sie plötzlich, wie sich vor ihnen etwas bewegte.
„Ha!", sagte Ron aufgeregt. „Da ist endlich einer von ihnen!"
Die Gestalt kam aus einem Nebenzimmer.
Sie rannten auf sie zu, doch das Herz sank ihnen in die Hosentasche.
Es war kein Slytherin, es war Percy.
„Was machst du denn hier?", fragte Ron überrascht.
Percy sah beleidigt aus.
„Das", sagte er steif, „geht dich nichts an. Du bist Crabbe, nicht wahr?"
„Wa... - oh ja.", sagte Ron.
„Nun - schleicht euch in den Schlafsaal.", sagte Percy streng. „Zur Zeit ist es keine gute Idee, in dunklen Gängen herumzustreunen."
„Das tust du gerade.", ermahnte ihn Ron.
„Ich", sagte Percy und richtete sich auf, „ich bin Vertrauensschüler. Mich greift niemand an."
Plötzlich ertönte eine Stimme hinter Harry und Ron.
Draco Malfoy stolzierte auf sie zu und zum ersten Mal in seinem Leben freute sich Harry ihn zu sehen.
„Da seid ihr ja.", raunzte er und sah sie an. „Habt ihr beiden die ganze Zeit in der Großen Halle rumgefuttert? Ich hab euch gesucht, ich muss euch was zeigen, da lacht ihr euch tot."
Malfoy warf Percy einen vernichtenden Blick zu.
„Und was machst du eigentlich hier unten, Weasley?", höhnte er.
Percy war außer sich.
„Etwas mehr Respekt vor einem Vertrauensschüler, bitte!", sagte er. „Deine Haltung gefällt mir nicht!"
Malfoy grinste hämisch und wies Harry und Ron mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen.
Harry hätte Percy beinahe ein entschuldigendes Wort zugerufen, fing sich jedoch gerade noch rechtzeitig.
Er und Ron eilten Malfoy nach.
„Dieser Peter Weasley -", sagte Malfoy, als sie in den nächsten Durchgang eingebogen waren.
„Percy.", korrigierte ihn Ron wie von selbst.
„Wie auch immer.", sagte Malfoy. „Ich seh ihn in letzter Zeit viel herumschleichen. Und ich wette, ich weiß, was er vorhat. Er glaubt, er könnte den Erben von Slytherin ganz alleine fassen."
Er gab ein kurzes, abfälliges Lachen von sich.
Harry und Ron tauschten aufgeregte Blicke.
Malfoy hielt vor einer nackten, feuchten Steinwand an.
„Wie war noch mal das neue Passwort?", fragte er Harry.
„Ähm -", sagte Harry.
„Ach ja - Reinblüter!", sagte Malfoy achtlos und eine in der Wand versteckte steinerne Tür glitt auf.
Malfoy schritt hindurch und Harry und Ron folgten ihm.
Der Gemeinschaftsraum der Slytherins war ein lang gezogenes unterirdisches Verlies mit rohen Steinwänden.
Grünliche Kugellampen hingen an Ketten von der Decke.
Ein Feuer prasselte unter einem kunstvoll gemeißelten Kaminsims vor ihnen und im Umkreis des Feuers erkannten sie die Silhouetten mehrer Slytherins, die in hohen Lehnstühlen saßen.
„Wartet hier.", sagte Malfoy zu Harry und Ron und deutete auf ein Paar freie Stühle, die etwas entfernt vom Kamin standen. „Ich geh und hol es - mein Vater hat es mir gerade geschickt -"
Neugierig, was Malfoy ihnen zeigen würde, setzen sich Harry und Ron auf die Stühle und taten ihr bestes, um den Eindruck zu erwecken, sie fühlten sich wie zu Hause.
Eine Minute später kehrte Malfoy mit einem Zeitungsausschnitt in der Hand zurück.
Er hielt ihn Ron unter die Nase.
„Ein Lacher für dich.", sagte er.
Harry sah, wie sich Ron's Augen vor Schreck weiteten.
Rasch las er den Zeitungsartikel durch, würgte ein sehr gezwungenes Lachen hervor und reichte ihn Harry.
Es war ein Ausschnitt aus dem Tagespropheten:

Luna Black 2 - Harry PotterWhere stories live. Discover now