Epilog pt. 1

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Haylee Grelles Sonnenlicht flutete durch das riesige, schwarz gestrichene Fenster des Schlafzimmers. Es war immer wieder neu für mich, aufzuwachen und mich zu wundern, wo ich war. Ich hatte früher nie irgendwo anders geschlafen als in meinem Bett. Meine Mutter hätte mich eigenhändig stranguliert, wenn sie etwas dergleichen mitbekommen hätte... Ich drehte mich zur Seite und sah in Jadens Gesicht, welches knapp vor meinen zwischen den schwarzen Kissen vergraben war. Er blinzelte schläfrig und murmelte etwas Unverständliches. Wie oft hatte ich mir vorgestellt, ich wäre genau hier? Wie oft hatte ich mir gewünscht, ich würde einfach einschlafen, und an Jades Seite aufwachen?

Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht wirklich, wie es passiert war... Eines Tages war ich, ohne groß nachzudenken mit ihm nach Hause gegangen und war nie von dort weggegangen. Wie hatten nie darüber gesprochen. Er war genauso entspannt, wie ich mich fühlte, wenn ich bei ihm war. Ich richtete mich auf und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, dann erhob ich mich. Aber Jaden packte mein Handgelenk und zog meinen Körper wieder eng zu sich. „Geh nicht", murmelte er mit seiner angenehmen Morgenstimme in mein Ohr. Ich grinste. „Und wieso sollte ich das?" Er legte den Kopf schief und lächelte wissend. Als würden ihm tausende Gründe einfallen, weshalb ich bei ihm bleiben sollte. Oder er stellte sich einfach nur die Dinge vor, die er jetzt tun wollte...  „Jay, ich muss wirklich...", er küsste mich verlangend. Mein Kopf schaltete ab. Seine weichen Lippen streiften über meine und hinterließen, als er sich von mir löste, ein unangenehmes Jucken. Das Verlangen nach seiner Haut auf meiner. Seinen Händen auf meinem Körper. Das kalte Metall seiner Ringe an meinen Beinen.

Der schwarze Stoff des Kleides, welches ich mir für den Abend in London hatte anfertigen lassen, saß perfekt. Der Rock floss seidig glänzend bis über meine Knöchel. Jaden trat hinter mich. So dicht, dass sein Atem meine Haut streifte. Ich musterte ihn im Spiegel, des vor mir stand. Das Glas war, wie es zu dieser Zeit eben war, etwas fleckig, als würde es von innen heraus rosten. „Du siehst wunderschön aus", hauchte er und ich lächelte. Ich hatte mich nie zuvor jemandem so verbunden gefühlt. Ich lehnte mich rücklinks an ihn und sog tief Luft in meine Lungen. Er legte schweigend seine Arme von hinten um mich und hielt mich fest. Nach einiger Zeit, in der wir einfach schweigend dagestanden hatten murmelte er in mein Haar. „Schau nur an, was aus uns geworden ist" Ich lachte leise zustimmend. „Hätte mir vor zwei Jahren jemand erzählt, wo ich heute wäre, hätte ich ihn für verrückt gehalten", ich drehte mich zu ihm um und sah in seine Augen, ein schiefes Grinsen in meinem Gesicht. „Du hast mich mit einem Messer bedroht. Du dachtest wirklich, du könntest mich damit umbringen", schmunzelte er und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Oh, das kann ich", ich hob eine Augenbraue und sah ihn herausfordernd an. „Konnte ich schon damals, aber es schien mir unwürdig, einen unbeholfenen, unbewaffneten Mann umzubringen" Er schnaubte. „Du hast keine Chance gegen mich", er grinste und ich sah ein teuflisches Glimmen in seinen Augen auflodern. Er drehte mich um und ich sah im Spiegel, wie sich seine große Hand von hinten um meine Kehle legte. „Das hattest du nie"

Warme Luft empfing mich beim Betreten des bereits gut gefüllten Raumes. Ein süßlicher Duft ging von den versammelten Damen aus und eine Wolke aus Zigarettenrauch hing über den Köpfen der Anwesenden. „Haylee!", Maddy fiel mir um den Hals. „Es tut so gut, dich endlich wieder zu sehen", sie hielt mich vor sich und musterte mich. „Du siehst so anders aus, viel erfüllter und glücklicher", stellte sie lächelnd fest. Sie schob mich zu einem runden Tisch, an dem neben ein paar anderer Damen auch Lady Danbury saß. In der Mitte des Tisches standen ein paar Flaschen hochwertigen Weins, ein paar Gläser und ein Stapel Karten. Eine jüngere Dame begann zu mischen. Ich hatte das Gefühl, Maddy sah, wie es mich in den Fingern juckte mitzuspielen. „Wir sind dabei!", rief sie, zog ein paar Scheinchen aus ihrer Tasche und knallte sie vor sich auf den Tisch. „Sag mal, hast du schon was getrunken? Ohne mich?", ich sah sie empört an. „Hups", sie grinste schief und krallte sich ihr nächstes Glas. Ich tat es ihr nach und schnappte mir ebenfalls ein Glas, schmiss mein ganzes Geld auf den Tisch und zog ein paar Karten zu mir.

Twisted Love (Bridgerton ff)Where stories live. Discover now