Kapitel 13

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Madelyn „Guten Morgen, Miss Basset", eine Angestellte von Lady Danbury kam in das große und hell eingerichtete Zimmer, das Lady Danbury seit Jahren für mich freihielt. Sie zog an einer cremefarbenen Kordel und die Vorhänge öffneten sich langsam. Grell erhellte die Sonne nun den Raum. Müde kniff ich die Augen zusammen und murmelte ein ziemlich leises: „Guten Morgen", ehe ich mich auf die andere Seite drehte und mein Gesicht wieder im Kissen vergrub. „Miss, wir müssen uns wirklich beeilen: Lady Danbury und ihr Bruder warten mit dem Frühstück auf sie", ich konnte den Blick der Angestellten förmlich auf mir spüren. „Dann sagen sie ihnen sie sollen ohne mich essen und das ich heute nicht vorhabe mich aus meinem Zimmer zu begeben", meine Stimme wurde durch das Kissen ziemlich erstickt, weshalb ich zuerst dachte sie hätte mich nicht verstanden, als sie nicht antwortete.

Leise räusperte sie sich: „Ich fürchte das geht nicht. Lady Danbury sagte sie würde sie heute den ganzen Tag brauchen." Genervt stöhnte ich auf, entschied mich dann aber doch dazu aufzustehen. Müde schlurfte ich ins Bad, um mich zu waschen. Nach ein paar Minuten hörte ich die Angestellte etwas wie: „Nicht mehr viel Zeit", murmeln. Als ich aus dem Bad kam, scheuchte sie mich direkt auf den mit goldenen Details verzierten Stuhl. Immer noch nicht wirklich wach sah ich in den Spiegel, der an dem Frisiertisch angebracht war. Die Zofe stellte sich leicht schräg hinter mich und öffnete meinen Dutt den ich mir über die Nacht gemacht hatte, da meine Haare mich in der Nacht extrem genervt hatten. Sie nahm eine der mit Gold verzierten Haarbürsten aus dem Schub und kämmte vorsichtig durch meine blonden Wellen. „Ich dachte an eine einfache Frisur, Miss Basset?", fragend sah sie mich im Spiegel an. Ich hob abwehrend die Hände: „Toben sie sich aus!"

Während die Zofe an meinen Haaren herum hantierte, sah ich gelangweilt aus dem Fenster. Vielleicht sollte ich heute ausreiten, das hatte ich seit meiner Ankunft in London nicht mehr getan und das Wetter sah wirklich vielversprechend aus. Außerdem konnte ich mich so vor einem Gespräch mit Simon drücken, der mit ziemlicher Sicherheit noch mit mir über den gestrigen Abend reden wollte. „Ich wäre fertig, Miss", die Zofe ließ meine Haare, die sie noch ein wenig gerichtet hatte, los und sah mich fragend durch den Spiegel an. Sie hatte ein paar vordere Strähnen meiner Haare genommen und sie mit einer mittelgroßen und relativ dunklen pastellrosafarbenen Schleife nach hinten gebunden hatte. Die eine Hälfte meiner Wellen hatte sie nach hinten gelegt und die andere fiel über meine Schulter bis zu meiner Brust. Zufrieden grinste ich: „Vielen Dank."
Die Zofe nickte leicht, dann zeigte sie mit einer leichten Handbewegung zu der Trennwand, die mein Zimmer von dem Ankleideraum trennte. Schnell stand ich auf und zog mich dahinter so weit um, wie ich es alleine konnte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nahm die Bedienstete die dünnen Schnüre meines cremefarbenen Korsetts. Wie jeden Tag stütze ich mich leicht an der Wand ab, während sie begann es zu schnüren.

„Madelyn?", ertönte die Stimme meines Bruders hinter der Trennwand. Genervt stöhnte ich auf: „Nein!" Man sollte meinen es ist offensichtlich, warum man hinter einer Trennwand stand. Simon schien das allerdings anders zu sehen, denn ohne zu zögern kam er näher zu uns. „Ich wollte mit dir über gestern Abend...", setzte er an, doch er wurde von dem geschockten Einatmen der Zofe unterbrochen. „Verzeihung, Euer Gnaden, aber ich denke nicht, dass sie hier sein sollten", murmelte sie leise. „Genau, Simon, du solltest gar nicht hier sein!", rief ich ihm etwas lauter hinterher, als ich hörte, dass er gerade auf dem Weg nach draußen war.

Nach ein paar weiteren Minuten war ich endlich fertig. Mit großen Schritten ging ich nach unten in das Esszimmer. Lady Danbury und mein Bruder saßen schon an der langen Tafel und starrten beide auf das Essen, dass bereits auf dem Tisch stand. Als sie meine Absätze auf dem glatten Boden hörten sahen sie ruckartig zu mir. „Tut mir wirklich leid, aber meine Frisur hat etwas länger gedauert", entschuldigte ich mich, ehe ich zu meinem Stuhl ging, der nah an Lady Danbury, die am Kopf der Tafel saß, herangeschoben war. Sofort kam einer der Angestellten und zog den Stuhl für mich zurück, woraufhin ich ein leises Danke murmelte. Simon saß mir gegenüber und sah mich nur wissend an: „Wer's glaubt." „Du weißt ja nicht, wie das ist! Du stehst morgens auf und siehst...", ich musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen, „so aus." „Ich fürchte ich muss dich enttäuschen, Schwester, aber auch die ganze Zeit, die du damit verbringst, dich fertig zu machen, scheint vergeudet zu sein, wenn du danach so aussiehst!", mit leicht verengten Augen sah er mich an. Ich wollte gerade etwas erwidern, wurde aber von Lady Danbury unterbrochen. „Kinder!", zischte sie mahnend.

Als sie das sagte, konnte ich mein Lachen nur schwer unterdrücken. So war es immer gewesen, Simon und ich zankten uns und Lady Danbury ermahnte uns mit ihrem legendären ‚Kinder'. „Ich glaube es ist schon eine Weile her, seit ich ein Kind war, Lady Danbury. Immerhin bin ich ein Duke!", ernst sah Simon zu ihr. Grinsend nahm ich mir einen großen Löffel Erdbeeren und lud ihn auf meinen Teller. „Oh, Euer Gnaden, ihr seid erst kein Kind mehr wenn ihr geheiratet habt", sie zeigte mit ihrer Gabel leicht in Simons Richtung. Amüsiert schob ich mir eine große Gabel voller Erdbeeren in den Mund. „Dann heirate ich eben morgen", sagte Simon trocken und ich konnte nicht mehr an mich halten und prustete los. Zweifelnd sah Lady Danbury zu meinem Bruder. Als sein Blick meinen traf, schüttelte ich immer noch grinsend den Kopf und flüsterte leise ein: „Vergiss es!" Langsam griff Simon nach meiner Hand und sah mir tief in die Augen: „Madelyn, ich kenne dich jetzt schon", er sah leicht nach oben, so als müsse er nachrechnen und ich zog zweifelnd die Augenbrauen nach oben, „dein ganzes Leben! Wir hatten unsere Höhen und Tiefen", leise fügte er hinzu, „hauptsächlich Tiefen, aber wir haben immer wieder zueinander zurückgefunden. Ich liebe dich und du bist die wichtigste Person in meinem Leben! Möchtest du mich heiraten?", erwartungsvoll sah er mir in die Augen. Gespielt berührt fasste ich mir an die Brust und wartete einen kurzen Moment. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Lady Danbury ihren Kopf in ihren Händen vergrub und ihn ungläubig schüttelte. „Nein", sagte ich trocken. „Ich wollte dich eh nicht heiraten, guck dich an", sagte Simon gespielt wütend. Ich beugte mich leicht über den Tisch, um ihm einen Schlag auf den Hinterkopf zu geben. Schmerzerfüllt verzog er sein Gesicht und ich grinste zufrieden und ließ mich wieder in meinen Sitz fallen. „Ich bin für dich die wichtigste Person in deinem Leben?", ich stütze meinen Kopf auf meinen Händen ab und grinste meinen Bruder an. Dieser murmelte ein: „Jetzt nicht mehr", ehe er sich wieder seinem Brötchen widmete.

„Madelyn, was ich dir eigentlich sagen wollte, bevor", Lady Danbury machte eine kurze Pause und sah zwischen meinem Bruder und mir hin und her, „ihr so abgeschweift seid, heute Nachmittag findet eine Teeparty für alle jungen Frauen, die an der Saison teilnehmen statt, bei der ich die Gastgeberin sein werde und sie sind herzlich eingeladen." „Aber ich bin nicht einmal Teilnehmerin der Saison, warum also...?", fragend sah ich sie an, während ich mir einen der Pancakes auf meinen Teller lud. „Sie leben zurzeit hier und das macht sie automatisch zu einer der Gastgeberinnen, außerdem können sie so gleich üben. Sollten sie jemals daran denken zu heiraten, wird ihr Alltag, die meiste Zeit so aussehen." „Wenn du nicht mit anderen Aktivitäten beschäftigt sein wirst", zweideutig grinsend nahm Simon einen Schluck aus seinem Glas. Ohne groß darüber nachzudenken, nahm ich eines der Brötchen aus dem Korb und warf es nach ihm.
„Kinder!"

Twisted Love (Bridgerton ff)Where stories live. Discover now