Kapitel 22

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Halyee Der nächste Morgen brach an und ich fühlte mich, als hätte ich die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich hatte mich unruhig im Bett hin und her gewälzt, meine Gedanken schweiften ununterbrochen zum Prinzen. Irgendwann hatte ich beschlossen einfach aufzustehen, da es nichts bringen würde, meinen Kopf weiter zu zermartern. Die kühle Morgenluft empfing mich, als ich die Bettdecke zur Seite schlug. Fröstelnd rieb ich mir über die Arme und ging zum offenstehenden Fenster. In nur wenigen Stunden würde ich den Prinzen wiedersehen. Auf der Hochzeit. Von Daphne und Simon. Ich seufzte tief. Ich streifte meinen Morgenmantel über und begann mich fertig zu machen.

Ich betrat den Saal, in dem sich bereits alle Gäste versammelt hatten. Wie immer erschien ich ganz in Schwarz gekleidet, aber heute trug ich ein Kleid, welches sich sichtlich von denen der Anderen unterschied. Es lag obenrum eng an und floss dann locker über meine Beine. Am Rock war nichts weiter besonders. Es war das Oberteil, welches mir die Blicke der anderen einfing. Am Kragen, der eng an meinem Hals anlag, waren filigran verschnörkelte Verzierungen aus glänzendem Silber eingearbeitet worden. Diese waren auch unter dem Kragen in einer Linie bis knapp über meinen Bauchnabel vorhanden. Zwei breite Bänder hingen von meinen bedeckten Schlüsselbeinen bis zur Mitte meiner Oberarme, wie heruntergerutschte Träger.

Sobald ich ein ähnliches Kleid bei der Schneiderin gesehen hatte, war mir klar gewesen, dass ich dieses Kleid haben musste.

Die Blicke der Männer, die ich von allen Seiten spüren konnte, ließen mich grinsen. Ich liebte den Effekt, den ich auf andere hatte. Ich steuerte geradewegs auf den Buffet-Tisch zu und flirtete einfach, weil ich es konnte mit Blicken mit den Männern, die sich ebenfalls dort aufhielten. Plötzlich spürte ich eine harte Brust an meinem Rücken und in meinem Nacken streifte mich warmer Atem. Ein bekannter Duft stieg mir in die Nase und ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass er es war, der da hinter mir stand.

„Sie sehen umwerfend aus, Miss Johnson", flüsterte Prinz Hathaway nahe an meinem Ohr und mir fuhr ein angenehmer Schauer das Rückgrat hinunter. Ich drehte mich zu ihm, um ihn anzusehen. Er war sehr dicht vor meinem Gesicht. Etwas zu nahe für meinen Geschmack. Er trug einen schwarzen Anzug, perfekt gekleidet für den Ball. An seinen Händen, die um meine Hüfte geschlungen waren, steckten die silbernen Ringe, ohne die ich ihn noch nie gesehen hatte, außer als ich sie ihm gestohlen hatte... „Etwas zu umwerfend, finden sie nicht?" Er starrte kurz in die Richtung der noch immer gaffenden Männer. „Sind sie etwa eifersüchtig?", ein triumphierendes Grinsen huschte über mein Gesicht. „Warum sollte ich eifersüchtig sein, wenn sie längst ganz allein mir gehören. Und ich Teile nicht, Kleine", Hathaway wandte sich langsam wieder zu mir und nagelte mich mit seinen Blicken fest. „Ich gehöre ihnen nicht. Ich gehöre niemandem", sagte ich etwas erzürnt über die Worte des Prinzen. Sein Griff wurde fester und ich konnte an seinen Augen erkennen, dass ihm meine Worte ganz und gar nicht gefielen. „Sie waren von Anfang an mein", seine raue Stimme war wieder nahe an meinem Ohr. Wie erstarrt stand ich da. Unfähig mich zu bewegen. Unfähig ihm zu widersprechen. Dann ließ er mich los und verschwand. Fassungslos sah ich ihm nach. In meinem Kopf herrschte ein einziges Chaos. Sollte ich wütend auf ihn sein? Denn das war ich. Allerdrings drängte sich da noch ein anderes Gefühl an die Oberfläche. Verlangen. Tiefstes, dunkelstes Verlangen. Ich wusste, dass es falsch war auf diese Weise für ihn zu empfinden, aber konnte mir einfach nicht helfen. Gerade schwangen die Torflügel auf und Maddy betrat den Saal. Die Gäste mussten angenommen haben es sei das Brautpaar, denn es legte sich eine angespannte Stille über die Wartenden.

Madelyn „Geht es dir gut?", nachdenklich sah ich zu Simon, der bereits vor dem Altar stand und alles andere als glücklich aussah. Wahrscheinlich würde es noch eine Weile dauern, bis Daphne bereit wäre. Gequält lächelte Simon. „Das sollten wir nochmal üben", ich grinste übertrieben, woraufhin auch mein Bruder lachen musste. „Geht doch", murmelte ich zufrieden. Schnell richtete ich noch einmal seinen Anzug, ehe ich ihm leicht auf die Schulter klopfte, um mich dann wieder hinzusetzen.

Twisted Love (Bridgerton ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt