15. Einsames Team

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Luminara poV

Der franzige Rock wirbelte in meinem Spiegelbild herum. Eine hauchdünne Strumpfhose schützte meine Beine vor der knappen Knielänge, so wie jene Boots mit violetten Detail meine Füße. Über meinen Schultern lag eine Bluse, Gothic und Musterverziert.
Alles schwarz.

Meine lackierten Fingernägel glitten am Stoff des Rocks nach unten, ehe ich meinen Zopf auf meine Schulter verschob und monoton meine gespiegelte Gestalt betrachtete.

Heute durfte ich völlig allein auf eine beschissene Party gehen, zu welcher mich dieser beschissene Bund Zwang, welchen ich mit diesem beschissen Slytherin eingegangen war.
„Von wegen Team." murrte ich verächtlich.

Dieser alte Mann wird sowieso zu nix mehr zu gebrauchen sein. Ich sollte Plan B, wenn nicht sogar Plan C sichern, damit Voldemort ungestört dem eigentlichen Ziel nachjagen kann.
Mich im Gegenzug jediglich mit Hausaufgaben zufrieden geben zu müssen, war der Mühe nicht wert.

Es machte mich wütend, so... wütend. Der Zorn brodelte in mir auf und fand Entlastung in meinen Fäusten. Angespannte Muskeln und Fingernägel in den Handflächen, verursachten den gewollten Schmerz, und mit einem ausholenden Schlag knisterte die obere Ecke des Spiegels in dutzende von Bruchstücken.

Meine Atmung hämmerte ohne Pause, während ich meine Faust zurück zog und dem Spiegel ein brüchiges Geräusch entzog. Warmes, rotes Blut floß meine Knöchel hinab und tropfte auf das Holz, ehe ich nach einem Handtuch hechtete.

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„Unduli, bitte!"
„NEIN."
Achtlos schlug ich zum elften Mal die Hand eines Typen weg, der mich zur Party begleiten wollte. Dass Voldemort diesmal nicht an meiner Seite stand, hatte sich schneller denje rumgesprochen. Nur weil mir eine Auszeit von diesem Soziopathen blieb, dachten sie alle, sie bräuchten keine Angst mehr vor mir haben? Dämlich.

Immernoch aufgebracht ging ich weiter den Flur entlang, der mich wohl oder übel in Richtung des Büros führen sollte.
„Oh Luminara, bitte, bitte geh mit mir!" kreischte ein Mädchen, das nicht weit entfernt vor Slughorns Büro schmiere gestanden hatte. Sie wollte mich schon in Beschlag nehmen, ehe ich sie anrempelte und weiter auf die sichtbare Tür hinsteuerte.

Ich würde mit niemanden auf diese Party gehen, weder mit einem Jungen noch mit einem Mädchen.
Ich hatte genug von ihm, von Tom.
Also wieso... mache ich das hier?

//

„Undu-"
„Zisch ab." motzte ich beiläufig zu dem dreißigsten Aufforderer an diesem Abend. Angespannt und gelangweilt zugleich, führte ich mein Glas Kürbissaft - von mir selbst versetzt mit Beruhigungstrank - an meine Lippen und ließ meine Augen weiter über jene Party gleiten, welche sich als Tanzfeier für Rentner entpuppte.

Überall Schüler der oberen Jahrgänge, gekleidet in feierliche Umhänge und aufwendig frisiert. Slughorn stach sich jedes Mitglied seines Clubs einzeln heraus, um eine Konversation in Gang zu setzen, die ihre Beziehung engern sollte. Nur bei mir ließ er dieses Gespräch aus, ein justes Zunicken hatte ihm genügt. Besser für ihn.

Meine Wenigkeit lehnte an der Wand, in erreichbarer Nähe zum Ess- und Getränketisch, was mich davon abhielt doch noch von dieser Feier zu stürmen. Mein Kopf dröhnte von der Musik und ich fasste mein Glas fester.

Wieso bin ich hier, wenn er nicht hier ist?
Wieso höre ich auf ihn, wenn er mir nicht zuhört?
Wieso hat er etwas von mir, wenn ich nix von ihm habe?

Wieso... bin ich gerade allein?

„Würdest du mit mir tanzen?"

Wieso... fragt er mich nicht?

»Melt by a Slytherin« - Tom Riddle x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt