"Ich bin dir sogar hinterher gelaufen."

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Gut gelaunt wartete ich am Bahnhof auf meinen Zug. Ich konnte nicht anders als zu grinsen. Ich überlegte, mich auf die Bank zu setzen, ließ es dann aber. Plötzlich tippte mich jemand an. Als ich mich verwundert umdrehte, stand der Mann aus dem Café vor mir. Ich blickte direkt in seine warmen braunen Augen. Ich konnte sein Parfum riechen und musste mich beherrschen, um "Ja?" Zu sagen während ich meine Kopfhörer aus meinen Ohren nahm. "Hi… ähm… die hier hast du im Café liegen lassen."  Er hielt mir meine Sonnenbrille hin. "Danke?" Sagte ich verwirrt und lächelte. "Ja. Bitte. Ich dachte du hättest sie bestimmt gerne wieder." Meinte er und ich nickte. "Übrigens: Starke Ansage an die Handy Mädels vorhin." fügte er etwas verloren hinzu und ich wurde rot. "Das sollte eigentlich nicht passieren aber ehrlich. Das war Mal nötig." Ich schaute auf den Boden. Warum redete der wirklich attraktive Mann denn so lange mit mir? Ich wusste nicht was ich sagen sollte. "Ich heiße Alvaro." Er hielt mir eine Hand hin. Irgendwie war die Situation komisch, ich hatte ihn mir anders vorgestellt, eben nicht so schüchtern. Aber ich mochte es, es war süß.

Moment mal. Alvaro… irgendwo hatte ich den Namen schonmal gehört. Ich griff nach seiner Hand. "Nora.". Ich wartete, aber er sagte nichts. "OK… also…" er wirkte wirklich unsicher. "Wohnst du in Berlin?" Fragte ich, um die Konversation am Laufen zu halten. "Ja, nicht weit von hier weg. Nur ein paar Minuten mit der Bahn. Und du?" "Ich auch. Berlin ist einfach super. Aber du wohnst nicht schon immer in Berlin oder? Ich tippe eher auf Spanien." Er schaute mich verwirrt an. "Ja, ähm… woher weißt du das?" "Ich weiß nicht, vielleicht ist es ein leichter Akzent oder du siehst einfach ein bisschen mehr nach Spanier aus, irgendwie fröhlicher und positiver als die Leute hier." Sagte ich. "Stimmt, da habe ich bis 2015 auch gelebt… Du kannst Menschen echt gut einschätzen." Stellte er fest. "Wenn die Menschen es zulassen und offen sind, ja." Ich grinste. Allein in seine Augen zu sehen verriet mir, dass er ein grundsätzlich positiver Mensch ist, der seine Probleme gerne versteckt und dann Zuhause manchmal daran zerbricht. Ich bin selber genau so. Aber irgendwie schien er auch Angst vor irgendetwas zu haben, er wirkte sehr unsicher und verheimlichte irgendetwas. "Und du? Woher kommst du?" "Ich lebe schon immer hier, bisher bin ich nur innerhalb von Berlin umgezogen." Antwortete ich und schaute auf die Uhr. Mein Zug sollte eigentlich in 10 Minuten kommen, aber ich wollte weiter mit Alvaro reden und herausfinden, was er versteckt und wer er so ist. Er schien sehr nett zu sein, ich fühlte die positive Ausstrahlung und war selber auch direkt viel besser drauf.

"Was machst du heute noch so?" Fragte er und ich ahnte, dass er irgendwas vor hatte. "Meine Bahn nach Hause kommt eigentlich in 10 Minuten, aber ich habe heute an sich nichts vor. Und was hast du so vor?" Fragte ich zurück. Er überlegte kurz. "Naja, erst hatte ich nichts vor, außer meinen Laptop aufzuräumen, aber gerade habe ich beschlossen, mit dir Kaffee trinken zu gehen." Ich war überrascht über seine Entschlossenheit. Wie konnte er erst so schüchtern sein und dann so direkt? Hä? Ich meine… ich habe nichts dagegen, aber… Hä? Da ich ihn wohl nur angestarrt hatte, zog er mich einfach am Arm mit sich. "Woher willst du wissen, ob ich das auch will?" Fragte ich. "Du willst, sonst wärst du schon längst stehen geblieben." Sagte er und wir begannen zu lachen. "Aber hattest du nicht eben schon Kaffee?" Fragte ich. Er schaute mich an. "Stimmt. Hast du mich beobachtet?" Das abzustreiten hatte keinen Sinn, also entschied ich mich für die Wahrheit. "Ja. Aaaber Ich beobachte immer alle Leute, weißt du?" "Schon gut, ich hab dich ja am Ende auch beobachtet und bin dir sogar hinterher gelaufen." Meinte er.

Wir beschlossen, einfach nur an der Spree entlang zu laufen, statt Kaffee zu trinken. Ich erfuhr, dass er 30 Jahre alt ist, gerne Musik macht und Mal in Tokio an einer deutschen Schule war. Deutsch kann er, weil sein Vater Deutscher ist, seine Mutter ist Spanierin. Er brachte mir bei, mich auf Spanisch vorzustellen und wir hatten echt viel zu lachen. Erst, als es 19 Uhr war bemerkten wir, wie weit wir schon gelaufen waren und gingen zum nächsten Bahnhof. Zurück beim Fernsehturm tauschten wir unsere Handynummern aus. Ich ärgerte mich irgendwie, dass ich nicht herausgefunden hatte, was er versteckt. Menschen vertrauen mir normalerweise schnell Sachen an. Aber er verschwieg irgendetwas, er wich vor allem Fragen zu seinem Beruf aus. Aber ich werde es schon noch herausfinden.

Wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung und gingen dann zu verschiedenen Bahnsteigen weiter. Ich war echt verwirrt. Der Mann war echt merkwürdig. Erst ist er super nett und rennt mir bis zum Bahnhof nach, dann ist er schüchtern und plötzlich der selbstbewussteste Mann den ich je getroffen habe. Sein Geheimnis werde ich schon noch herausfinden, zumindest setzte ich mir das in den Kopf. Ich glaube, ich werde ihn wiedersehen. Erstmal fuhr ich nach Hause und ging auf dem Weg noch kurz einkaufen. Ich kochte mir etwas zum Abendessen und setzte mich damit vor den Fernseher. Ich schaute einige Folgen meiner Lieblingsserie Scrubs und schlief vor dem Fernseher ein. Gut, dass ich im Moment Ferien habe. Noch 3 Wochen.

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