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you don't have to be, who they want you to be.

"Jetzt bist du erstmal unsichtbar. Für's Erste zumindest", brummte Prometheus, während er noch einmal seinen schweren, gepanzerten Stiefel auf den Kopf des sich windenden Robo-Tausendfüßler drückte, den er zuvor durch einen präzisen Schlag von Artemis Handgelenk abgetrennt hatte. Mit einem unangenehmen Knacken zerbrach der Schädel der Kreatur und ließ nur leuchtend-blaues Energon zurück, welches aus den Öffnungen trat. Mit großen Augen blickte sie noch auf das energetisch geladene Messer, das er wieder in einer Beintasche seiner schmutzfarbenen, taktischen Uniform verschwinden ließ. Kurz hatte sie wirklich gedacht, er würde ihr das Handgelenk abschneiden, aber egal was dieser seltsame Mann tat, er tat es mit bedacht und mehr als nur genau. 

"Wo sind wir hier?", fragte das weißblonde Mädchen vorsichtig, während sie ihrem Begleiter durch einen engen, dunklen Gang folgte, der winzig im Vergleich zum Rest dieser Welt war. Er war so klein, dass Prometheus gerade so stehen konnte, während der rote Jet, der die beiden bis vor den Eingang dieser Röhre brachte, sich vorerst einen anderen Weg suchen musste. Windblade, so war der Name des wunderschönen, weiblichen Transformer, die sie von der ersten Sekunde an, in der sie ihre Protoform vor Artemis angenommen hatte, beeindruckte. Dass die beiden anders waren als das, was sie von den Decepticons kennengelernt hatte, fiel ihr sofort auf. Doch wer waren die beiden wirklich? Fakt war, dass sie anscheinend gegen Fallen und seine Schergen standen. 

"Wir nennen diese Gänge Rattenwege. Ein labyrinthartiges Netz aus Röhren, das sich von der alten Hauptstadt bis in die äußersten Randgebiete zieht. Es war ursprünglich eine Schmugglerroute, über welche Minicons, also kleinere Transformer, Energonblöcke, Waffen und so weiter transportiert haben. In den letzten Jahren des Krieges versuchten wir Chosen Ones sie zu benutzen, um aus der Iacon zu fliehen und uns zu verstecken. Bleib am besten nah bei mir und fall nicht zurück. Hier kann man sich schnell verlaufen.", erklärte er, ohne sich auch nur einmal umzusehen oder nachzuschauen, ob Artemis ihm tatsächlich folgte. Doch sie hatte auch sicher kein Interesse daran, in diesem dunklen, feuchten Labyrinth verloren zu gehen. Etwas viel wichtigeres brannte ihr allerdings unter den Nägeln. "Bist du also auch ein Chosen One? Dasselbe, was ich bin?"

"Du solltest lieber fragen, ob wir noch Menschen sind.", murmelte Prometheus und hielt dann tatsächlich kurz an, um sich zu ihr umzuwenden. Seine blau-schimmernden Augen sahen direkt in die des jungen Mädchens, die eine Art von Traurigkeit, aber auch einen unendlich bittere Ernst, darin erkannte. Das erste Mal, dass sie Emotionen im narbenverzierten Gesicht des Veteranen erblickt hatte. "Was haben sie dir erzählt, Mädchen? Über deine Herkunft und das, was sie deine Bestimmung nennen?"

"Sie haben uns so viel erzählt und doch habe ich das Gefühl, dass nichts davon wirklich eine wahre Antwort war. Wir wurden in diese Welt geworfen mit nichts außer einem Namen, die sie uns gegeben haben.", gab Artemis ehrlich zu und musste dabei realisieren, wie unwissend sie sich tatsächlich fühlte. Jedes Wort und jede Erzählung aus den Mündern dieser Decepticon Monstern wirkte wie eine Lüge im Anblick dessen, was Cybertron war. Ein zerstörter Planet, in dem sie die Alleinherrscher waren. Aber machte sie das zu den Guten? Wie richtig konnte es sein, dass sie bisher nur zu Gehorsam und Brutalität gedrillt wurde? Sie fuhr jedoch fort, um Prometheus direkte Frage zu beantworten.

"Ich weiß nichts. Gar nichts. Woher ich komme? Von der Erde. Aber meine Vergangenheit? Sie sagten, dass sie uns hergeholt haben, weil wir angeblich die Spitze der menschlichen Rasse darstellen und eine Macht besitzen, die uns mit ihnen verbindet. Wir sollen an ihrer Seite kämpfen und für sie, aber was bedeutet das? Wofür sollte man noch auf diesem Planeten kämpfen?"

"Oh es gibt noch genug wofür es sich zu kämpfen lohnt, Kleine.", entgegnete Prometheus auf einmal und sah ihr dabei ruhig in die Augen. "Aber deine Unwissenheit ist ihre Strategie. Man kann eine Hülle deutlich besser formen, als einen Menschen mit einer Geschichte und einem Bewusstsein. So wollen sie sicher gehen, dass du niemals die Decepticon anzweifelst. Allen Anschein nach haben sie versagt. Deine Geschichte konnten sie ausradieren, aber nicht dein Bewusstsein und deine Gefühle." 

【𝘛𝘳𝘢𝘯𝘴𝘧𝘰𝘳𝘮𝘦𝘳𝘴】Legend of the Chosen OnesWhere stories live. Discover now