Kleiner Bruder(DWK)

343 8 2
                                    

Marlon pov.

Es ist schon Nachts als ich die Treppen zu Leons und meinem Zimmer hinauf steige. Papa ist über Nacht bei einem alten Bekannten und ich war bis grade eben noch bei Jule und Joschka. Papa hatte ihre Mutter gebeten „ein Auge auf uns zu haben". Als würden wir nen Aufpasser brauchen! Wir sind grad eh nur am Fußball spielen. Jetzt da wir den dicken Michi und seine unbesiegbaren Sieger auf nimmer Wiedersehen vom Platz gefegt haben!
Kurz vor unsrer Zimmertür bleibe ich stehen. War da grad nicht ein Geräusch? Verwirrt runzle ich die Stirn. Leon schläft doch eigentlich schon? Da schon wieder! Hört sich wie ein Schluchzen an.
Leise öffne ich die Tür. Auf seinem Bett sitzt Leon mit dem Rücken zu mir, die Hände auf den Knien abgestützt. Und er weint..
Ich hab Leon wirklich selten weinen sehen. Ich glaub das letzte Mal mit fünf als er sein damaliges Lieblingskuscheltier im Kindergarten vergessen hat. Schnell schließe ich leise die Tür und setzte mich neben meinem Bruder aufs Bett. Erschrocken zuckt dieser zusammen und wischt sich hastig über die Wangen. Es tut weh ihn so zu sehen. Vor allem da ich ja nicht weiß was ihn bedrückt.
„Was'n los, Leon?" Doch Leon schüttelt nur den Kopf. Kacke, verdammte!
„Ey, du kannst es mir ruhig sagen. Ich sag's doch auch nicht weiter. "
Wieder nur ein Kopfschütteln. Was kann denn bitte so schlimm sein, dass er es noch nicht mal seinem Bruder anvertrauen kann?
„Komm schon! Ich will dir helfen. Du bist mein verdammter kleiner Bruder also sag mir endlich was los ist!"
Zögernd dreht Leon den Kopf zu mir. Verflixt, der sieht so aus als hätte er schon seit Stunden geheult. Seine Augen sind total rot und verquollen. So verzweifelt hab ich Leon echt noch nie gesehen. Und wer immer dafür verantwortlich ist, wird büßen!
„Und?" Leon bricht den Augenkontakt ab und fixiert irgendein Punkt in unserem Zimmer.
„Du..du versprichst, dass du nicht lachst?" kommt es dann sehr leise von ihm sodass ich es kaum verstehen kann.
„Natürlich! Dafür leg ich meine beiden Beine ins Feuer. Und jetzt rück raus mit der Sprache." Hoffentlich sagt er jetzt auch was los ist. Zusammen finden wir vielleicht eine Lösung! Haben wir bis jetzt doch immer!
„Ich..Vanessa ist jetzt immer in der Mannschaft bei uns. Und sie spielt wirklich gut.."Als er anfängt zu reden laufen ihm schon wieder die Tränen die Wangen runter. Jetzt bin ich verwirrt. Ich seh das Problem nicht.
„Ja, und? Vanessa hat's echt drauf. Was ist daran denn so schlimm?"
Langsam fährt sich Leon nochmal über die Wangen und sucht wohl nach den richtigen Worten.
„Fabi...er mag sie. Sehr sogar." Verstehe, das beschäftigt Leon also.
„Und jetzt denkst du, weil ihr sie beide mögt dass dann eure Freundschaft darunter leidet?"
Vorsichtig schüttelt Leon den Kopf. Seine Augen sind glasig als er antwortet:„Nein,...ich...ich bin nicht in Nessi verliebt." Schluchzend legt Leon wieder den Kopf auf seine Knie. Nicht in Nessi verliebt...Nur was macht Leon dann so fertig? Es sei denn...Kacke, verdammte!
„Du bist in Fabi verliebt.."bringe ich geschockt hervor. Daraufhin schüttelt es Leon noch mehr. Normalerweise umarmen wir uns eher wenig, denn Leon ist ja schließlich die Pest aber jetzt rück ich näher und leg den Arm um meinen kleinen Bruder.
„Das...ist...falsch. Und..komisch. Ich bin komisch." Hör ich Leon zwischen ein paar Schluchzern flüstern. Ja, damit hab ich jetzt verflixt nochmal nicht gerechnet, aber Leon sollte sowas nicht denken. An dem ist nichts verkehrt!
„Quatsch! Hörst du? An dir ist nichts falsch. Und komisch bist du auch nicht,"antworte ich daher enthusiastisch. Leon schüttelt heftig den Kopf und schaut mich dann aus seinen geröteten Augen an.
„Doch, ich-"fängt er an, aber ich unterbreche ihn:„-Hörst du jetzt auf! Du bist okay so wie du bist! Und deine Freundschaft zu Fabi wird dadurch auch nicht kaputt gehen wenn er das mitbekommt. Das ist dein bester Freund und außerdem einer der nettesten und verständnisvollsten Kerle die ich kenne. Der wird dir nicht die Freundschaft kündigen und dich dann wie Luft behandeln. Glaub mir, Fabi ist nicht so. Der tut noch nicht mal ner Fliege was. Geschweige denn, seinem besten Freund!" Beruhigend ziehe ich Leon etwas näher zu mir. Papa sieht das bestimmt genau so wie ich.
Eine ganze Weile ist es ruhig zwischen uns. Außer dass Leon noch ein paar Tränen über die Wange laufen und mein Pullover nass machen.
„Meinst du echt?" fragt er mich leise.
„Klar, mein ich das! Und jetzt hör auf zu flennen. Das bekommen wir alles schon wieder hin. Du wirst schon sehen!" Hoffnungsvoll sieht Leon mich an.
Also füg ich mich hinzu:„Wie wärs denn wenn wir jetzt zusammen runtergehen und uns einen Film ansehen? Ich mach Popcorn. Wir müssen es schließlich auch ausnutzen, dass Papa mal nicht da ist!" Zögernd nickt Leon. Also stehen wir auf um runter zugehen.
An der Tür, ich will grad die Klinke runter drücken hör ich ein leises gemurmeltes „Danke". Ich grinse. Leon ist die Pest und wie! Aber wenn's drauf ankommt würd ich alles für ihn tun.

      ——————————————
Ja, also ich weiß es kommt keine Pairingromantik vor, aber diese Idee spuckte mir schon seit längerem im Kopf. Und die musste raus. Hoffentlich gefällt's. Eure Lilienorchester^^

Buch der OneShotsWhere stories live. Discover now