LXXVIII

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Wir saßen noch bis weit in die Nacht gemeinsam im Wohnzimmer und tranken zusammen. Ace vertrug erstaunlich viel. Er musste die gesamte Flasche geleert haben als er endlich anfing müde die Augen zu schließen. Seinen Kopf legte er in den Nacken, auf die Lehne der Couch. Eine Weile betrachtete ich sein schlafendes Gesicht bevor ich mich langsam von der Couch erhob. Das Weinglas das ich in der Hand hielt, war noch mit dem ersten Wein aus der neuen Flasche gefüllt. Die erste Flasche die ich getrunken hatte, hatte mein Körper bereits angefangen abzubauen, da es bereits gute fünfeinhalb Stunden her war als ich zuletzt getrunken hatte. Seitdem war ich damit beschäftigt gewesen Ace den Scotch nachzufüllen. 

Ein letztes mal bevor ich mich von ihm abwand strich ich ihm über die Wange. Stumm formte ich mit meinen Lippen die Worte Es tut mir leid. Ich griff nach den Papieren, die immer noch auf dem Tisch lagen und nahm sie an mich. Den Laptop nahm ich ebenfalls mit. Nun hatte ich alles was ich brauchte. Doch es viel mir so unglaublich schwer, gerade jetzt an meine Flucht zu denken. Trotzdem musste ich es tun. Schweren Herzens setzte ich mich mit den Materialien in die Küche. Mit einem Druck auf den Power Knopf fuhr ich den Laptop hoch. Sofort blitzte mir der Benutzername und das Feld für das Passwort entgegen. Nachdenklich betrachtete ich das Standbild. Welches Passwort würde Ace wohl verwenden? Mit zittrigen Händen tippte ich meinen Namen in das Feld und dann auf Enter. 

Falsches Passwort

Mist. Streng dich an, was könnte es noch sein? Nachdenklich fuhr ich mit der Hand durch meine Haare. Dabei viel mein Blick auf die Papiere. Ich schob den Laptop nach hinten und nahm mir die Papiere. Schnell überflog ich die Groben Details der Sitzung und kam direkt zu dem Punkt unter dem ihr Aufenthaltsort stand. Mir stockte der Atem. Sie waren nicht weit entfernt von unserem Hauptquartier. Mein Herz setzte aus. Das konnte nicht sein. Wussten sie es oder was es Zufall das sie gerade dort waren? Ich betete zu Gott das sie nicht wussten was sich wenige Kilometer von ihnen entfernt befand. Mit zittrigen Händen lass ich mir einige der Details durch, doch offenbar wusste auch Ace Rudel nicht das die Jäger dort lebten. Das war beruhigend. Des weiteren fand ich berichte und Namen zu diesen Wölfen. Wie sie eingeschätzt wurden und wie man beschloss gegen sie vorzugehen. Das dürfte hilfreich sein. Hastig stopfte ich die ganzen Papiere zusammengefaltet in meine Taschen. Diese würde ich noch brauchen. 

Nachdenklich starrte ich den Laptop an. ich musste unweigerlich an den Tag denken an dem ich Ace das erste mal begegnet war. Ich wusste noch wie Dean und ich über das Radio eine Sondersendung mitverfolgt hatten kurz bevor wie jagen waren. Es war der 06.März gewesen. Ich dachte nach, ein Versuch konnte nicht schaden. Also tippte ich das Datum unseres ersten Aufeinandertreffens ein. 

Falsches Passwort

Verärgert fluchte ich leise. Nachdenklich sah ich das blinkende Symbol an. Mir kam ein Gedanke, warum auch nicht. Zögerlich tippte ich meinen Namen und das Datum gemeinsam ein. Eine Sekunde hielt ich inne, bevor ich Enter drückte. Der Desktop erschien. Vor Freude hielt ich inne. Riss stumm die Arme zu einem Jubel nach oben und dankte Gott. Ace war doch leichter zu durschauen als er von sich aus annahm. Mein Blick viel auf den Hintergrund des Laptops. Um genau zu sein auf mich. Oder eine Zeichnung von mir. Für einen Moment fehlte mir die Luft. Mit dem Zeigefinger stupste ich meiner Zeichnung ins Gesicht. Was sagte man dazu, der Mann hatte wohl ein verborgenes Talent, denn ich musste zugeben die Zeichnung war überaus gut. Sie zeigte mein Gesicht von der Seite. Meine Haare hatte er offen gezeichnet, einige Strähnen wurden mir in mein lächelndes Gesicht geweht. So sah er mich also? In meinen Augen hatte er mich viel zu hübsch gezeichnet. So sah ich unmöglich aus. Und schon gar nicht konnte mein Gesicht zu friedlich und glücklich aussehen. 

Mühsam riss ich mich von dem Bild los und klickte auf Chrome. Dort ging ich auf Maps und  wählte meinen Standort aus, als Ziel die Koordinaten meines Clans. Zu Fuß dauerte es mehrere Wochen, mit dem Auto mehrere Tage. In der Küche fand ich einen Kuli und Papier. Schnell schrieb ich mir die Orte und Straßen auf, an denen ich vorbei kommen würde. Nun hatte ich alles beisammen. Außer einem Fahrzeug. Doch zu meinem Glück befanden sich davon reichlich hier. Zudem hatte Dean mir gezeigt wie man ein Auto im Notfall kurzschließen konnte. Es wurde Zeit dieses Wissen auszutesten und anzuwenden. Ich schloss das Fenster, nicht ohne Vorher meinen Suchverlauf zu löschen und suchte auf dem Desktop 'Notizen'. Diese klickte ich an und hinterließ Ace eine knappe Botschaft. Dann fuhr ich den Laptop herunter und brachte ihn wieder ins Wohnzimmer, auf den Couchtisch. Ace schlummerte immer noch zufrieden. Schweren Herzens wand ich mich ab und ging in den Flur wo ich mir meine Schuhe anzog und eine seiner Jacken schnappte. Sofort schlug mir sein unglaublicher Duft entgegen. Fast wäre ich schwach geworden, hätte meine Pläne wegen dieses Mannes aufgegeben, doch dann riss ich mich am Riemen. Ich hatte auch noch andere Verpflichtungen. Leise verließ ich das Haus und ließ den schlafenden Werwolf hinter mir. Auch wenn sich mein Herz dabei anfühlte als würde jemand es mit der Hand zusammen quetschen. 

Draußen fand ich ein silbernes Auto am Straßenrand geparkt. Darauf schlich ich zu. Niemand war in der Nähe. Keiner zu sehen. Zu meinem Glück hatte der Besitzer des Fahrzeuges nicht damit gerechnet jemals in seinem Leben bestohlen zu werden. Das Fenster war herunter gefahren und ermöglichte es mir so leicht die Tür zu öffnen. So setzte ich mich und machte mich an den Kabeln unterhalb des Lenkrades zu schaffen. Der Motor sprang zu meinem Glück leise an. Sofort drückte ich das Gaspedal langsam herunter und machte mich daran den Anweisungen auf meinen Handschriftlichen Zettel zu folgen. Die Häuser an denen ich vorbei fuhr blieben allesamt dunkel. Niemand schien mitzubekommen was ich tat. Vermutlich schliefen sie alle, was mich nicht wundern würde. Immerhin war es vier Uhr in der Nacht. 

So schaffte ich es unbemerkt das Dorf zu verlassen. Ich kam weit und niemand schien mir zu folgen. Erst jetzt konnte ich aufatmen und das Licht des Fahrzeuges einschalten. Mein Clan würde schon in wenigen Tagen gewarnt werden. Zudem hatte ich nützliche Informationen die ich an sie weiter geben konnte. Ich kante ihre Schwachstellen, ihren Aufenthaltsort. 

Im Sitz richtete ich mich auf und strafte die Schultern. Dabei verdrängte ich meine Gedanken die sich nur um eine Person drehten. Das würden lange schlaflose Tage und Nächte für mich werden. 

WolvesWhere stories live. Discover now