LII

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Der Tanz war schon längst vorüber.
Genau genommen war alles bereits vorüber. Das Fest war zum Ende gekommen. Nun saß ich hier, ein wenig müde aber dennoch seit einer Ewigkeit wieder zufrieden grinsend.
Lucian war schon vor einiger Zeit leise verschwunden. Die Stimmung war dementsprechend gelassen geblieben.
Ace stand entfernt von mir mit einigen Männern zusammen und unterhielt sich angespannt. Das war scheinbar typisch für ihn. Immerzu angespannt und auf der Hut. Ein wachsamer zukünftiger Alpha der über seine Schäfchen wacht. Ich muss zugeben das der Gedanke daran mich schmunzeln ließ. Mann könnte auch sagen das seit neustem einen leichten fable für Männer mit Beschützer Instinkt besaß. Oder für Dominate. Es schien als würden sich meine Neigungen allmählich anpassen. Auch wenn ich mir das unter keinen Umständen jetzt schon eingestehen wollte. Diese Erkenntnis konnte noch etwas warten. Aus meinem Verstohlenen Blick heraus, betrachtete ich ihn weiter. Er war groß. Besaß diese herrlichen Breiten Schultern die, wie auch sein Körper, muskulös waren. Dennoch war da nicht diese typisch Muskulöse Schrankhaltung, die bei den meisten Testosteron gesteuerten Typen vorzufinden ist, sondern eine Elegante Raubkatzen ähnliche Haltung. 

Nachdenklich kratzte ich mich am Kinn. So jemand konnte einfach keine Menschen ermorden. Er war viel zu bedacht darauf das niemand sein Rudel entdeckte. Seufzend starrte ich die kleine Gruppe an. Nein, also wirklich. Was dachte ich mir.
Gerade als ich mal wieder meine Meinung ändern wollte, blickte er mich direkt an. Intensiv. Ein Schauer lief mir blitzschnell über den Rücken. Ich wusste nicht einmal mehr was ich gerade gedacht hatte. Ein Blick....Ein Blick reichte aus, um meine Gedanken abstürzen zu lassen.
Schnell wich ich diesem Blick aus, der mir ein Feuer zwischen die Beine brannte und mein Herz pochen ließ wie nach einem 10 Kilometer lauf, bei dem mir jemand eine Pistole in den Rücken gedrückt hatte damit ich nicht langsamer laufen konnte. Es fühlte sich tatsächlich an wie ein Adrenalinstoß oder der Nervenkitzel kurz bevor man etwas unglaublich dummes tut. Wie z.B. Bungeejumping. Fast noch schlimmer als dieses Rasen in meinem Herzen, war das Zittern auf meiner Unterlippe, die sich tatsächlich nach seinen zu sehen schien. Ich fühlte mich unter seinem Blick, wie ein Fisch auf dem trockenen. Das veranlasste mich dazu etwas zu ruckartig vom Tisch aufzustehen. 
Ich brauchte dringend frische Luft. Noch während ich aufstand spürte ich wie mein Magen Saltos schlug,  drehten sich meine Gedanken im Kreis. Ein bisschen Sauerstoff würde mir helfen mich zu ordnen. Hier drinnen war es ja auch schon etwas stickig. Und diese Hitze! Am liebsten hätte ich mir wie eine irre Luft zugefächelt, doch ich befürchtete das dass Affig aussehen würde. 

"Wohin willst du?" Das Ace neben mir auftauchte, als ich raus gehen wollte, damit hatte ich gerechnet. "Ach nur ein bisschen frische Luft schnappen." Beiläufig wedelte ich mit den Armen. "Es ist ganz schön warm hier drinnen. Ich schwitze." Sehr gut. Das muss er ja auch unbedingt wissen. Erzähl ihm jetzt auch noch von den Wasserfällen unter deinen Armen, sobald er dir näher kommt! Tadelte ich mich selbst. 

"Achso." Kurz blickte er mich forschend an, entschied dann aber scheinbar das ich die Wahrheit sagte. "Ich begleite dich." 

"Damit habe ich jetzt gar nicht gerechnet." Ich verdrehte grinsend die Augen. Seine Gesprächspartner von zu vor beobachteten uns kurz, wendeten sich aber schnell ab als er einen Blick nach hinten warf.
Wir verließen die Halle und betraten endlich die frische Luft.
Fast gleichzeitig zogen wir den Duft des Sees und des Waldes um uns herum genießerisch ein.
Schmunzelnd warf ich ihm einen Seitenblick zu. Ace hatte seinen Kopf Richtung See geneigt. Sein Blick suchte den See ab. Eine Weile beobachtete ich ihn dabei, bis ich beschloss seiner krampfhaften sucherei ein Ende zu bereiten.

"Du weiß das du Nessi nicht hier finden wirst." Ich grinste ihn leicht an und blickte ebenfalls auf das ruhige Wasser des Sees. Wie die Wellen in sanften Abständen an den Steg prallten und so ein leises angenehmes Rauschen verursachten, welches bis hier oben zu hören war. Die kühle Brise die herüber geweht kam, trug den leicht salzigen Geruch des Sees mit sich. 
Für nur einen Moment erlaubte ich meinem Körper sich vollkommen zu entspannen und meiner Seele sich zu beruhigen. Ich schloss meine Augen um jeden meiner Sinne eine Pause zu geben.
Ich roch nur noch den See, spürte den Wind auf meiner Haut, der wie Streicheleinheiten um mich herum tanzte. Als er mir antwortete hatte ich das Gefühl seine Stimme hätte durch meine innere Ruhe an Intensität zugenommen. Die tiefe seiner Stimme kitzelte etwas in mir hervor von dem ich nicht einmal gewusst hatte.

WolvesWhere stories live. Discover now