Daria machte es sich Dayan gegenüber gemütlich und schenkte sich ein Glas des roten Saftes ein.

„Also D, rück raus. Was gibt es?"

Dayan nahm sein Glas und schwenkte es etwas nachdenklich hin und her. Für einen Moment wusste er nicht, ob er Daria fragen sollte oder nicht.

„Ria. Dein Spezialgebiet sind doch Flüche", begann Dayan und Daria runzelte die Stirn. In all den Jahren hatten sie und Dayan nicht über ihre Arbeit gesprochen. Was veranlasste ihn nun dazu?

„Es gibt jemanden, der vor einiger Zeit mit einem Fluch belegt wurde. Ich wollte deine Expertise diesbezüglich in Anspruch nehmen. Selbstverständlich nicht umsonst."

Daria schaut ihn überrascht an, dann boxte sie ihn gegen die Schulter.

„Hölle D! Als ob ich auch nur eine Unze von dir verlange! Ich und meine Schwestern verdanken dir unser Leben. Also raus damit, um was für einen Fluch handelt es sich?"

Dayan schaute auf sein Glas und fokussierte einen Kern, der im Saft schwamm. Er wusste nicht, ob es ein Fehler war und er es später bereuen würde. Doch es ging hier um seinen besten Freund. Auch wenn ein mulmiges Gefühl in ihn aufstieg, er schob seine Zweifel beiseite.

„Es geht um einen körperlichen Fluch. Der Dämon, wurde mit einem Fluch belegt, der andere Dämonen lockt. Sie verfallen in einen Rauschzustand und versuchen sich mit ihm zu vereinigen. Je näher man ihm kommt, desto stärker der Rausch. Es hängt auch mit der Dauer, die man in seiner Nähe verbringt, ab. Sollte er jemanden küssen, so bindet er sich für immer an diesen und die Rauschwirkung verliert sofort ihre Wirkung. Diese Bindung ist einseitig. Ich denke, das fasst es zusammen."

Daria hatte aufmerksam zugehört.

„Sind alle Dämonen davon betroffen?", fragte sie ihn.

„Nein, gebundene Dämonen sind immun und-", Dayan brach ab.

Daria wartete, wusste aber, dass er nicht fortfahren würde, also erwiderte sie: „Es ist also ein Fluch der üblen Art. Da du gesagt hast, dass es ein körperlicher Fluch ist, wurde er ihm wahrscheinlich auf den Körper gebrannt. Somit wirkt er auf körperlicher Ebene und auf seelischer Ebene. Es gibt nicht viele, die einen solchen Fluch aussprechen können."

Sie pausierte kurz.

„Ich gehe davon aus, du willst wissen, wie man ihn von dem Fluch befreit. Dafür muss ich wissen, wie lange er schon mit diesem lebt." Dayan überlegte kurz. „Mehrere Jahrhunderte. Genauer weiß ich das nicht."

Darias Gesicht verdunkelte sich. „D, wenn er schon so lange mit dem Fluch lebt, ist es fast unmöglich diesen zu lösen, denn er ist sehr wahrscheinlich bereits ein Teil seiner selbst." Es schmerzte sie, das sagen zu müssen und sie erkannte, dass es Dayan auch so erging. Sie hatte das Gefühl, dass es jedoch nicht das war, was er ihr eigentlich sagen wollte.

„Dayan, es gibt da noch etwas, oder? Wenn du nicht reden willst, passt das. Ich kann mir den Fluch auch genauer anschauen, vielleicht kann ich ja etwas machen", schlug Daria vor.

„Gut. Folgende Annahme: Es gibt einen Dämon, der nicht gebunden, aber immun ist. Dieser leidet an einem schrecklichen Gebrechen und hat Schmerzen, wenn er sich in die Nähe von anderen begibt. Die Nähe des verfluchten Dämons sorgt dafür, dass all die Schmerzen verschwinden. Natürlich kommen sich die beiden nahe, da der eine keine Schmerzen mehr hat und der andere endlich körperliche Nähe erfahren kann. Sie entwickeln Gefühle füreinander."

Daria nickte und ahnte schon, worauf es hinauslief, doch sie ließ ihren Freund ausreden.

„Wenn diese sich entscheiden, sich zu küssen und der Fluch sich entfaltet, sodass er an den gebrechlichen Dämon gebunden wird, was passiert dann mit ihnen?"

Daria schwenkte das Glas und schaute Dayan ernst ins Gesicht. „D, es gibt drei Szenarien, die eintreten können. Das erste ist, dass die Gefühle des Gebrechlichen auch nur ein Resultat des Fluchs sind und er das Interesse verliert, wobei das eher nicht der Fall ist, da dieser Rausch eher eine körperliche Reaktion ist, also nicht bis auf die Gefühlsebene reicht. Das zweite Szenario ist, dass der Bund vervollständigt wird und beide ihr Glück finden." Daria brach ab und kaute sich auf der Lippe.

Dayan schaute sie an. „Ria, was ist die dritte Möglichkeit?"

Sie seufzte. „Die dritte ist der Worst Case. Durch die Entfaltung des Fluches könnte der Effekt, der dem Gebrechlichen die Schmerzen nimmt, verschwinden und auch wenn sie beide Gefühle zueinander besitzen, können sie nicht zusammen sein", sagte sie mit einem traurigen Unterton.

Also kann es sein, dass Lyrics Immunstatus und Dämpfwirkung einfach verschwindet und Nix es nicht mehr in seiner Nähe aushält. Lyric würde aufgrund der Bindung immer Nix' Nähe suchen, könnte diesem jedoch nicht nahe sein. Das ist einfach nur grausam.

Dayan legte den Kopf in die Hände und stieß einen frustrierten Laut aus.

Daria fühlte für seinen Freund und streichelte beruhigend seine Schulter.

„Meiner Meinung sind Szenarien zwei und drei am wahrscheinlichsten, doch welches eintritt, kann ich nicht sagen. Das liegt in den Händen des Schicksals."

„Ria, was wenn sie den Bund schließen?" Er hatte Hoffnung, auch wenn diese klein war.

Darias Gesicht verdunkelte sich.

„Es könnte funktionieren, doch wenn es nicht seine gewünschte Wirkung hat, werden beide nach kurzer Zeit den Freitod wählen", sagte sie mit gedrückter Stimme.

Diese Antwort war genau das, wovor er sich am meisten fürchtete. Er fürchtete sich davor, Nix zu verlieren.

Dayan hatte bemerkt, dass in den letzten Jahren Nix' Lachen weniger geworden ist und auch seine Lieder sich verändert hatten. Er wusste, dass sein bester Freund auf den Abgrund zusteuerte und konnte nichts dagegen tun. Sie hatten so viel durchgestanden. Nix hatte mehr als genug gelitten und geopfert, er hatte auch ein Recht darauf, glücklich zu sein. Ich will ihn nicht verlieren. Ohne Nix hätte er niemals sein Herz gefunden und keine so wundervolle Tochter. Er hatte sein Glück gefunden und liebte es an der Seite seines besten Freundes zu stehen.

Frustriert schlug Dayan auf den Tisch und Daria zuckte erschrocken zusammen.

„Es tut mir leid, Ria. Ich wollte dich nicht erschrecken", sagte er zu der Dämonin.

„Keine Sorge, alles gut. Wie gesagt, ich kann mir den Fluch anschauen und vielleicht kann ich ja etwas machen", sagte sie aufmunternd. „Außerdem könntest du ja vielleicht Nix fragen, ob er irgendwelche Hinweise sehen kann", schlug sie vor und bereute es im nächsten Moment, als sie Dayans Gesicht sah.

Oh nein. Nein. Es ist Nix. Einer der beiden ist Nix. Oh Hölle. Warum muss es ausgerechnet Dayans bester Freund sein? Daria fühlte sich schrecklich, denn sie konnte nichts tun, außer zu schweigen.

Dayan erhob sich. „Sei mir nicht böse Ria, aber ich muss etwas darüber nachdenken. Ich bitte dich, das hier diskret zu behandeln", sagte Dayan, wobei er keinen Zweifel an ihrer Loyalität und Verschwiegenheit hatte.

Daria stand auf und nahm Dayan in den Arm. „Natürlich D. Du kannst immer auf mich zählen."

„Danke dir."

Dann verließen beide den Raum und kehrten nach Hause zurück.

Dayan grübelte noch lange nach, ob er es Nix sagen sollte, und kam zu dem Entschluss, dass er es ihm morgen sagen würde. Es wäre unfair ihm gegenüber, so etwas Elementares zu verschweigen.
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...drei Szenarien. Ewiges Glück vs. grausames Leid.

Was denkt ihr davon?

Wie wird Nix reagieren, wenn Dayan ihm davon berichtet?

Das war das letzte Kapitel der Lesenacht. Ich hoffe sie hat euch gefallen. Auch wenn sie noch nicht vorbei ist. In 5 min gibt es das Bonuskapitel. xXxJassoxXx hat das Rästel rechtzeitig gelöst.

Eure Mausegöttin

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Where stories live. Discover now