12: Gedanken

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Miso strahlte wie ein Honigkuchenpferd, während Jimin mit ihr über die Stadt flog.

Von hier oben wirkte alles so winzig, selbst die sonst so riesigen Wolkenkratzer sahen wie kleine Spielzeughäuser aus.

Mochi trug die beiden hoch über die Wolken und hinauf zum blassen, runden Vollmond, der ihre Gesichter in einen geisterhaften Schein tauchte.

Miso hatte sich immer schon gewünscht, den Mond aus nächster Nähe zu sehen und vielleicht sogar zu berühren.

Jeden Abend saß sie in ihrem Zimmer auf dem Fensterbrett und stellte sich vor, wie es dort oben wohl wäre.

Sie hatte sich Geschichten über den Mann im Mond ausgedacht und die ganzen anderen Planeten, die dort oben im luftleeren Raum schwebten und nur darauf warteten, entdeckt zu werden.

Sie hatte immer gedacht, dass das nie möglich sein würde, zumal der Mond zu weit entfernt war, um ihn überhaupt zu berühren.

Sie hatte es vor ihren Eltern und Cho geheim gehalten, denn sie wusste, dass diese Miso nur auslachen und für verrückt erklären würden.

Doch nun, nach all den Tagen voller Zweifel, hatte sich ihr Wunsch erfüllt.

Auch die junge Hexe hing ihren Gedanken nach, während er den funkelnden Nachthimmel betrachtete.

Noch vor einigen Monaten hatte Jimin gedacht, dass er niemals einen echten Menschen kennenlernen würde.

In der Welt der Manyeos wurden Menschen nämlich gefürchtet und verachtet, mehr noch als die Hexenjäger.

Es hieß, dass sie den Hexen damals grausame Dinge angetan und nie aus ihren Fehlern gelernt hatten.

So hatte es Jimin zumindest in der Schule immer wieder eingetrichtert bekommen.

Doch seine Sicht der Dinge war eine ganz andere als die von einigen seiner Mitschüler, die stets darauf beharrten, beim kleinsten Zusammentreffen mit diesen Monstern sie allesamt zu verfluchen oder zu vergiften.

Wie Jimin einst bei der Gerichtsverhandlung um Namjoon erwähnt hatte, hatte jeder noch so böse Mensch schließlich auch eine gute Seite.

Man musste nur daran glauben und bereit sein, sich zu ändern.

Als Jimin mit Miso im Schlepptau schließlich ins Wohnzimmer zurück kehrte, eine randvolle Schüssel knuspriges Popcorn in den Händen, musste sie ihm eine Sache versprechen.

"Du darfst niemanden etwas davon erzählen, was passiert ist!", wisperte Jimin, fuchtelte mit den Fingern vor ihrem Gesicht herum und lächelte.

"Sonst kriege ich große Probleme und dann muss ich dich womöglich doch verhexen - hab ich dein Wort?"

Miso nickte hastig und setzte sich auf die Couch neben Hoseok, der sich gleich eine Handvoll von dem Popcorn in seinen Mund stopfte und es ihn überhaupt nicht kümmerte, dass es wie aus dem Nichts erschienen war.

Jimin winkte ihr und wandte sich dem Fernseher zu, auf dem gerade der Abspann des mittlerweile schon sechsten Films der Harry Potter - Reihe lief.

Wie lange waren die beiden denn weg gewesen?

Jungkook war bereits eingeschlafen und schnarchte wie eine Kreissäge vor sich hin, Spucke rann ihm aus dem halb geöffneten Mund.

Er lag da wie ein kleines Baby...

Da kam Jimin eine Idee und er murmelte hinter vorgehaltener Hand einen kleinen Spruch, den er neulich in Taeyungs Zauberbuch entdeckt hatte.

Eine mattgrüne Blase senkte sich auf Jungkook herab und seine Schnarcher wurden zu einem hohen Fiepen, lange buschige Ohren wuchsen ihm aus den dunklen Haaren.

Nachdem die Verwandlung abgeschlossen war, widmete sich Jimin wieder dem Film und nickte nach einer Weile ebenfalls ein, sein Kopf sank auf Sugas Schulter.

Wenn Jungkook morgen erwachte, würde er sich nicht wieder erkennen...



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