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PoV. Nico
Ich saß auf dem Sofa von Samu und hielt meine Tochter im Arm. Sie weinte und ich hatte noch immer keine Ahnung, warum genau. "Hey, was ist los?" fragte ich leise und drückte ihr sachte einen Kuss auf den Scheitel. "Suvi hat gesagt...", schluchzte sie. "Dass ich Onkel Samu so dermaßen in den Arsch gekrochen wäre, dass er bald Miete hätte verlangen müssen." Ich seufzte einmal. Das konnte doch wirklich nicht sein! "Bist du ihr sauer?" fragte ich leise, um zu verstecken, wie wütend ich eigentlich gerade auf Suvi war. "Nein... wenn du dich mit einem anderen Mädchen so verhalten würdest, wäre ich auch sauer." murmelte sie und ich fing etwas an zu lächeln. "Ich hätte auch ehrlich nichts anderes von dir erwartet." - "Wie meinst du das?" fragte sie und sah mit feuchten Augen auf. "Es hätte dir nicht wirklich ähnlich gesehen, wenn du jetzt wütend auf sie wärst. Also wirklich nicht." gab ich zurück und sie ließ den Kopf wieder auf meine Brust sinken. "Was mache ich denn jetzt?" wimmerte sie wieder als plötzlich ein lautes Krachen erklang und Laila aufschrak. "Was war das?" fragte sie besorgt, doch ich konnte nur mit den Schultern zucken. Sie stand auf und sah mich bittend an. "Geh schon." lächelte ich und sofort sprang sie los. Doch ich konnte natürlich auch nicht tatenlos auf dem Sofa rum sitzen, daher folgte ich ihr nach oben. Dort stand Samu völlig bewegungslos in einem Zimmer, welches vermutlich das von Suvi war. Laila stand neben ihm, lehnte sich an seinen Arm und hielt seine Hand fest. Wenn ich mich nicht schon langsam daran gewöhnt hätte, dann wäre ich jetzt auch eifersüchtig. Daher konnte ich Suvi auch in gewisser Weise verstehen. Aber wo war sie eigentlich?

PoV. Samu
Ich stand da und bekam kaum mit, wie Laila nach meiner Hand griff und sich an mich lehnte. In meinem Kopf spuckte nur ein einziger Satz.
Suvi ist weg.
Nach einer Weile hatte ich mich wieder gefasst und sah Laila an. "Wir müssen sie finden." flüsterte sie und ich nickte. "Wo könnte sie denn sein?" fragte Nico in normaler Lautstärke, was aber in dieser Stille schon ziemlich laut war. Erschrocken fuhr ich herum. Entschuldigend sah er mich an. "Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken." Ich seufzte und nickte. "Maybe she's bei ihren Friends, in the Studio." überlegte ich und schnippte mit den Fingern. Höchstwahrscheinlich war sie bei den Jungs von Moonset, ihrer Band. Mit den Jungs kam ich ganz gut klar und hätte ich mit Sicherheit gewusst, dass Suvi dort war, dann wäre ich auch nicht so besorgt gewesen. "Worauf warten wir dann noch?" fragte Laila aufgebracht und riss an meinem Arm. Ich nickte zustimmend und bald darauf hatten Nico, Laila und ich Jacken und Schuhe an und stiegen ins Auto ein. Sofort fuhr ich los und achtete dabei auf keine der Ampeln die im Weg waren.
"Also Papa fährt schon manchmal rasant und nietet dabei mal eben so ein Motorrad um, aber das hier ist eine ganz andere Hausnummer..." sagte Laila, als ich mit 100 Sachen um eine Ecke bog und dann eine Vollbremsung hinlegte. "Sorry." murmelte ich abwesend und riss die Autotür auf. Tatsächlich brannte im Studio Licht. Also war irgendwer dort. Und wenn nicht Suvi, dann einer ihrer Jungs. Und die konnten mir mit Sicherheit auch sagen, wo Suvi war.
Mit festen Schritten stampfte ich auf die Türe zu und hämmerte dagegen. "Aufmachen, sofort!" rief ich aufgebracht und kurz darauf drehte ein Schlüssel sich im Schloss und die Tür ging auf. Vor mir stand Markku und sah mich mit einem nicht zu deutenden Gesichtsausdruck an. "Bitte?" fragte er ohne jegliche Emotion und es hatte fast den Anschein, als würde er durch mich hindurch blicken. "Wo ist Suvi?" fragte ich schnaubend. "Wer sind die beiden dort?" fragte Markku zurück und deutete zu Nico und Laila die im Auto sitzen geblieben waren. "Das ist doch völlig egal! Wo verdammt ist Suvi?!" brauste ich auf. Doch Markku zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er würde einen ganz beachtlichen Türsteher abgeben. "Wer sind die beiden?" fragte er erneut und frustriert hob ich die Arme, nur um sie dann wieder nach unten fallen zu lassen. "Es sind Nico und seine Tochter, Freunde von uns, okay?! Und jetzt sag mir wo Suvi ist!" Ohne eine Antwort zu geben, trat Markku beiseite und ich stürmte an ihm vorbei in den Flur. Durch eine Glastür konnte ich direkt in den Innenraum blicken, wo einige Instrumente, ein Tisch, zwei Stühle, ein Sessel und ein Sofa standen. Und auf dem Sofa saß Nick und auf seinem Schoß Suvi. Er hiel sie fest im Arm und wenn ich nicht ganz genau wüsste, dass ich ihm vertrauen konnte, dann hätte ich ihn hier und jetzt vor allen anderen zu Brei verarbeitet. Doch ich konnte mich nicht wirklich darauf konzentrieren, wie nah die beiden sich waren. Viel mehr war es die Tatsache, dass Suvi in Nicks Armen lag und nicht in meinen. Mit einem Schlag verstand ich alles was sie mir erzählt hatte. Von der Eifersucht wegen Laila bishin zu ihrer Enttäuschung über mich, ihren Vater. Einen Moment starrte ich noch durch die Glastür, dann riss ich sie auf.

PoV. Suvi
Noch immer eng an Nick gedrückt starrte ich an die Wand neben uns. Das viele weinen hatte mich doch sehr erschöpft und in meinem Kopf schwirrte alles. Ich spürte, wie Nick ab und zu behutsam - ja, fast schon liebevoll - über meinen Rücken strich und musste noch mehr Schluchzen. Es sollte Papa sein, bei dem ich so weinen konnte. Und nicht der Gitarrist meiner Band. Aber mehr bekam ich auch nicht mit. Ich hörte nicht einmal, als Papa völlig aufgebracht gegen die Türe hämmerte und dort von Markku abgefangen wurde. Auch ihre Diskussion bekam ich nicht mit. Erst als Papa die Glastüre, die den einzigen Raum hier vom Flur trennte, aufriss, wachte ich auf.
Verschlafen drehte ich meinen Kopf und blickte direkt zu meinem Vater, der mit einer Mischung aus Wut, Erleichterung und totaler Verzweiflung zu mir sah. Als ich die Situation realisierte, wandte ich mich wieder ab und erhob mich. "Danke, Nick." flüsterte ich und drückte ihm sacht einen Kuss auf die Wange. Er sah mich erst etwas verwirrt an, aber als ich mich umdrehen wollte um zu gehen, griff er nach meinem Handgelenk und hielt mich fest. "Pass auf dich auf, und wenn was ist, ruf an." sagte er ruhig und leise. Ich nickte, konnte mir noch ein kleines Lächeln abringen und verließ den Raum einfach wieder, ohne meinen Vater auch nur eines Blickes zu würdigen. Im Flur stand Markku und bewachte noch immer die Türe und ehe ich an ihm vorbei ging nahm ich ihn noch einmal in den Arm. "Danke, dass ihr gekommen seid." lächelte ich und Markku erwiderte die Umarmung. "Für dich doch immer, Kleines. Meld' dich einfach, wenn was ist." Ich nickte ihm dankbar zu, wischte mir eine weitere Träne aus dem Augenwinkel, verließ das Studio und ließ meinen Vater völlig verwirrt bei meinen Bandjungs zurück. 

(PAUSIERT) IHRE Töchter (SEINE Tochter special)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt