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PoV. Samu:
Ich verließ das Zimmer meiner Tochter, und blieb davor stehen. Ich hasste es, wenn sie mich “Vater” nannte. Ich war kein strenger Vater, der seine Kinder dazu zwang, ihn “sehr geehrter Herr Vater” zu rufen. Das war ich nicht, und ich wollte es auch nie sein. Was mich eigentlich am meisten an der Sache störte, war allerdings, dass Suvi das Gefühl hätte, dass Laila mich ihr wegnahm. Aber das stimmte doch gar nicht! Es war meine eigene Entscheidung gewesen, und dafür konnte Laila nichts. Schlagartig wurde mir bewusst, wie mies es sich für Suvi anfühlen musste; ihr Vater fliegt in ein anderes Land und meldet sich nicht ein einziges Mal. Dann kommt er zurück, und hat direkt eine ersatz-Tochter, die ihn dann auch noch zu allem Überfluss besuchen kam. Mit einem Mal, fühlte es sich falsch an, sie zu bestrafen. Unsicher, was ich jetzt tun sollte, lauschte ich. Plötzlich vernahm ich ein Schluchzen. Es brach mir das Herz zu wissen, dass Suvi weinte, weil ich mich falsch verhielt. Weil ich es nicht hinbekam, meine eigene Tochter so zu behandeln, wie sie es verdiente. Und doch öffnete ich die Türe nicht, und entschuldigte mich auch nicht. Ich atmete einmal auf, und auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte, ging ich nach unten zu Laila und Nico. Immerhin waren das meine Gäste. Und vielleicht würde Laila es hinbekommen, Suvis Bariere zu durchbrechen. Denn egal wie wütend sie auf mich war, fair war Suvi zu jeder Zeit. Darauf konnte ich mich verlassen.

PoV. Suvi:
Den ganzen Abend verbrachte ich auf meinem Zimmer, während die unten weiß Gott was alles machten. In der Zeit hatte ich nun schon dreimal meine Gitarre genommen, lustlos ein paar Saiten angeschlagen und das Instrument wieder weggelegt, nur um aufzustehen, zum Keyboard zu gehen, dort ein paar Melodien zu spielen und wieder aufzustehen. Ich wusste einfach nicht, wohin mit mir. Alles fühlte sich seltsam falsch an. Als die Uhr 18:00 schlug, klopfte es vorsichtig an der Türe. Genervt stand ich von meinem Bett auf und ging zur Türe. Ich öffnete sie und erblickte Laila. “Hi…” sagte sie schüchtern. Ich seufzte. Sie konnte nichts dafür, dass Papa sich so benahm. Also durfte sie darunter auch nicht leiden. “Hi. Komm doch rein.” sagte ich und bemühte mich, um einen freundlichen Ton. Ich öffnete die Türe ganz und ließ das etwas kleinere Mädchen eintreten. “Woah… das ist eine voll schöne Gitarre.” bestaunte sie eine meiner Lieblings Gitarren. “Ja, ich mag sie sehr gerne. Kannst du Gitarre spielen?”
“Nein… ich lerne nur Klavier. Vielleicht darf ich auch irgendwann Gitarre lernen, aber erst einmal soll ich mich auf Klavier konzentrieren.”
“Klavier spiele ich auch… Vielleicht kann ich dir ja irgendwann mal was auf der Gitarre zeigen.” Noch ehe ich es verhindern konnte, hatte der Vorschlag schon meine Lippen verlassen und ich verfluchte mich für meine voreiligen Vorschläge. “Das wäre nett.” lächelte Laila schüchtern und auch ich lächelte etwas. Vielleicht könnte ich eines Tages meine Eifersucht ein wenig zügeln und mich mit ihr anfreunden. Noch schien das allerdings Meilenweit entfernt. 

“Laila, Suvi! Essen!” rief Papa plötzlich. Es war inzwischen 19:00 Uhr. Eine Stunde lang hatten Laila und ich abwechselnd Klavier gespielt und irgendwann auch ein Duett - Klavier, Gitarre. Und ob ich es zugeben wollte oder nicht, Laila war wirklich nett. "Na komm. Wir sollten essen gehen." Sagte ich und erhob mich von meinem Platz auf dem Bett. Gemeinsam gingen wir nach unten und in fie Küche. Dort saßen bereits Nico und Papa und es duftete herrlich nach Spaghetti. "Onkel Samu, das riecht wunderbar!" Rief Laila aus und setzte sich auf den Stuhl zwischen Papa und Nico. Auf MEINEN Stuhl. Ich klappte den Mund auf, um ihr mitzuteilen, dass sie ihren Hintern von meinem Stuhl wegbewegen sollte, da warf Papa mir einen bösen Blick zu. Beleidigt machte ich den Mund wieder zu und setzte mich neben Nico. Das störte mich zwar nicht, aber dass Laila ungefragt auf meinem Stuhl saß, das störte mich. Doch etwas dagegen tun konnte ich nicht. Ich saß da und beobachtete wie Laila meinem Vater in den Arsch kroch. 

PoV. Laila.
Das gemeinsame Abendessen war ganz wunderbar. Samu hatte für jeden leckeres Lachs-Omelett gemacht und schmeckte genauso herrlich wie es roch. Als ich das sagte, fingen seine Augen etwas an zu Leuchten, und automatisch musste ich lächeln. Mit einer Handbewegung Forderte er mich auf, am Kopfende zwischen ihm und Papa Platz zu nehmen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und setzte mich auf den Stuhl. Als ich dann wieder zu Suvi sah, sah ich sie einen Todesblick ihrem Vater zuwerfen. Und ich sage euch, es war wirklich ein Todesblick. Doch Samu hielt ihm stand. Vermutlich macht sie das schon, seitdem sie ein kleines Kind ist… überlegte ich und nahm nachdenklich das Besteck in die Hand. "Und wie läuft es in School? How geht es Kim and Florian?" Fragte Samu und unwillkürlich fing ich wieder an zu grinsen. Samu hatte meine beiden besten Freunde letztes Jahr kennengelernt, als wir gemeinsam gegen meine Leibliche Mutter eine Art Krieg geführt hatten. Larissa Egel hatte Papa auf sein Sorgerecht verklagt, mich entführt und Onkel-Samu fast umgebracht. Aber am Ende hatten wir dann doch gesiegt. "Den geht es sehr gut und in der Schule läuft es auch ganz toll." - "Ob man es glaubt, oder nicht, aber meine Tochter kann Mathe." Sagte Papa so todernst dass es schon wieder lustig war. "Und sie ist sure your daughter?" Lachte Samu und auch Papa kicherte. Ich warf Suvi einen verstohlenen Blick zu. Sie stocherte lustlos in ihrem Essen herum und sah konzentriert auf ihren Teller. Plötzlich erhob sie sich, flüsterte: "Ich habe keinen Appetit." Drehte sich um und lief davon. Auch wenn sie es sehr gut versteckt hatte, aber ich hatte sie trotzdem gesehen. Die Tränen in ihren Augen.

(PAUSIERT) IHRE Töchter (SEINE Tochter special)Where stories live. Discover now