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PoV. Samu
Verwirrt sah ich meiner Tochter hinterher, wie sie aus dem Zimmer stürmte und fast lautlos die Treppe hoch rannte. Ich seufzte und sank tiefer in meinen Stuhl. Was hatte ich nun schon wieder angestellt? Ich starrte ins Leere und bemerkte daher nicht, Lailas besorgten Blick. Plötzlich sagte Nico: "Laila, geh du mal zu ihr. Aber gib ihr auch so ein bisschen Freiraum. Du weißt, was ich meine." Mit einem Kichern stand Laila auf und folgte Suvi nach oben. Nico wandte sich derzeit wieder mir zu. "Samu, ich glaube, wir geben euch beiden erst einmal etwas Zeit um dieses, was auch immer, zu klären. Ist nicht böse gemeint, aber Laila und ich sind nicht hier, um eure Familie zu zerstören." Sagte er. Ich hatte zwar etwas Probleme, ihn zu verstehen aber es reichte aus, um das Problem, welches er hatte, zu erkenne. Sofort saß ich wieder kerzengerade auf meinem Stuhl. "No." sagte ich und Nico hob zweifelnd die Augenbraue. "No, I'll talk to her right now." fuhr ich fort und stand einfach auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Vielleicht- nein, wahrscheinlich war es nicht die schlauste Idee, jetzt zu ihr zu gehen. Aber ich wollte weder, dass Laila mich für einen schlechten Vater hielt, noch dass meine Tochter das tat. Obwohl es dafür vermutlich schon zu spät war.

PoV. Suvi
"...Die ist ihm so in den Arsch gekrochen, er hätte bald Miete verlangen müssen!" sagte ich gerade. Ich telefonierte mit meinen besten Freunden und Bandkollegen Phil, Nick, Aare und Markku. "Das klingt gar nicht gut..." murmelte Phil, der Keyboarder. "Ist sie wirklich so schlimm?" fragte Aare, der Bassist. "Naja... sie ist eigentlich ganz nett. Glaube ich. Aber Papa ist wie so ein verliebter Teenager. Hat nur Augen für sie. Das tut halt schon scheiße weh..." gestand ich. "Ach maan." sagte Markku mitleidig und plötzlich hatte ich das Bedürfnis ihn zu umarmen. Doch daraus würde nichts... oder? "Jungs, ich komme vorbei. Treffen am Proberaum. Ich halt's hier nicht mehr aus." sagte ich und ehe jemand etwas fragen konnte, legte ich auch schon auf. Schnell waren Handy, Kopfhörer, Handschuhe und Winterjacke angezogen und auch meine Schneestiefel standen neben meiner Zimmertüre. Komplett fertig zum in den Schnee gehen, stand ich in meinem Zimmer und überlegte, wie ich aus dem Haus käme. Kurzentschlossen öffnete ich das Fenster, kletterte hinaus und sprang auf die Garage. So gut wie lautlos landete ich dort und rollte mich ab. Zufrieden erhob ich mich wieder und spähte durch das Fenster im Garten ins Wohnzimmer. Nico saß dort allein am Tisch und unwillkürlich fragte ich mich, wo Papa und Laila waren. Und was sie machten. Seine Gäste ließ Papa doch nie alleine. Doch ich hatte weder die Zeit noch den Nerv mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich sprang von der Garage herunter und landete in einer Schneewehe. Als ich mich dort heraus gekämpft hatte, zog ich meine Kopfhörer hervor, steckte sie mir in die Ohren und rannte los.
Der Proberaum war fußläufig zu erreichen und nach nur knapp zwanzig Minuten erreichte ich ihn. Da bereits Licht brannte, war mindestens schon einer der Jungs da. Vermutlich Nick. Er wohnte nur ein paar Straßen entfernt. Mit zitternden Fingern zog ich den Schlüssel hervor und wollte die Türe aufschließen, da ging sie auch schon auf. Vor mir stand tatsächlich Nick und als ich ihn sah, fiel ich ihm sofort in die Arme. Behutsam zog er mich herein und schloss die Türe wieder. Dann hob er mich vorsichtig hoch und trug mich zum Sofa, wo er sich hinsetzte und ich mich näher an ihn drückte. Ich weinte in seinen Pulli und er streichelte mir nur beruhigend über den Rücken. Genau das brauchte ich gerade; jemand der einfach nur da war und nicht redete. Als Aare und Markku eintrafen, lag ich noch immer in Nicks Armen und schluchzte vor mich hin. Ich schien wie in Trance, denn Geräusche nahm ich kaum war. Ich hörte, dass sie redeten, verstand auch was, aber es rauschte einfach durch meinen Kopf ohne dass ich eine Sekunde darüber nachdachte. "Wie lange weint sie jetzt schon?" vernahm ich Markkus Stimme. "Seit knapp fünfzehn Minuten. Wir müssen was machen. Jetzt hat sie ihren Vater gerade bekommen, und jetzt ist er schon wieder futsch." stellte Nick fest. Ich schluchzte noch einmal auf und er strich nur wie zur Bestätigung über meinen Rücken. "Und was willst du tun? Zu ihr nach Hause gehen und sagen: Hallo Herr Haber. Wir beklagen uns hier, dass sie ihre Tochter verletzen. Wenn sie das nicht unverzüglich unterlassen, dann klauen wir sie. Oder was?" fragte Aare. Nick schüttelte den Kopf. "Nein, um Himmels Willen. Aber Samu hat mich auf der Tour zu ihrem Aufpasser erklärt, und das nehme ich noch immer sehr ernst." - "Das merkt man..." murmelte Markku in Gedanken versunken. Und dort war ich auch gerade; In Gedanken versunken. Vielleicht trafen wir uns irgendwo dort unten ja...

Derzeit bei Samu zuhause.
PoV. Samu
Als ich die Treppe hoch gestürmt kam, sah ich Laila ängstlich vor der Türe hocken. Sie sah mich an und ich erkannte die Tränen in ihren Augen. Sofort nahm ich sie in den Arm und strich durch ihre Haare. "What happend, little Devil?" flüsterte ich und sie schluchzte auf. "Suvi öffnet die Türe nicht, sagt aber auch nichts." wimmerte sie und besorgt musterte ich die Türe, als könne mir das dunkle Holz antworten auf die tausenden Fragen in meinem Kopf geben. Das tat es leider nicht, also musste ich es mir selbst beantworten. Entweder war Suvi weggelaufen, aber das hätten wir doch mitbekommen müssen. Oder sie hatte... Nein! Daran wollte ich nicht denken! Sie hatte schon einmal versucht, sich umzubringen. Das durfte kein zweites Mal passieren. Behutsam trug ich Laila herunter und setzte sie aufs Sofa. Sofort war Nico da und sah mich besorgt und verwirrt an. "I don't know what happend. Suvi doesn't open the door and Laila is crying..." sagte ich leise und Nico setzte sich neben seine Tochter. "Geh und regle das mit Suvi." wies er mich an und ich stürmte nach oben. So gerne ich Laila auch hatte, aber Suvi war nun einmal meine Tochter. Vor der dunklen Holztür blieb ich wieder stehen und klopfte. Keine Antwort. "Suvi, bist du da drinnen?" fragte ich auf finnisch. Doch auch jetzt kam keine Antwort. Kurzentschlossen ging ich einen Schritt zurück und trat mit voller Wucht einige Zentimeter neben das Türschloss. Sofort sprang die Türe mit einem lauten Krachen aus dem Holzrahmen. Ich betrat das Zimmer und sah mich um. Suvi war nicht da. Nur das Fenster stand offen. Ich brauchte einen Moment, bis ich verstand, was das hieß. Sie war weggelaufen. 

(PAUSIERT) IHRE Töchter (SEINE Tochter special)Where stories live. Discover now