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Pov. Suvi
Verletzt beobachtete ich Papa dabei, wie er das schlanke Mädchen hochhob und durch die Luft wirbelte. Sie hatte die gleichen braunen Haare wie der Mann, der mit ihr aus dem Flughafen gekommen war. Nico Santos. Der Name sagte mir natürlich etwas und dank Spotify kannte ich auch einige Songs. Es war ohne Zweifel gute Musik. Sehr gute Musik. „Hi. I’m Laila.“ Sprach sie mich auf einmal an und hob ihre Hand. „Hi. Ich bin Suvi.“ Gab ich zurück und versuchte zu unterdrücken, wie sehr es mich verletzte. Vielleicht war es eine Ausnahme gewesen, dass Papa so nett zu mir war. Vielleicht fand er Laila eine bessere Tochter als mich. Vielleicht wollte er mich nicht mehr. „Du kannst deutsch?“ fragte sie verwundert und das entlockte mir ein kleines Lächeln. „Besser als mein Vater.“ Grinste ich leicht. „Ey, das habe ich gehört!“ beklagte Papa sich und sah beleidigt zu uns rüber. „Mein german is very gut!“ Laila fing an zu grinsen doch das ließ die Stiche in meinem Herzen nur noch stärker werden. Mein Lächeln verblasste und wurde wieder zu der kalten Mine wie sie vor Mam’s Tod gewesen war. Diese Art von mir mochte ich nicht. Aber vielleicht war es wieder an der Zeit sie herauszuholen.
Im Auto herrschte hinten eine peinliche Stille. Papa und Nico unterhielten sich auf Denglisch und Laila und ich saßen hinten und taten nichts. In meiner Tasche spürte ich meine Kopfhörer und es kostete mich sämtliche Willenskraft, diese nicht herauszuholen und Musik zu hören. Aber dann würde Papa mir vermutlich den Kopf abreißen. Und so sah ich einfach nur aus dem Fenster. Hoffentlich würde diese Fahrt schnell vorbei gehen.

Pov. Laila:
Während der Autofahrt saßen Suvi und ich hinten und Papa und Samu vorne. Die beiden Herren unterhielten sich angeregt während Suvi nur aus dem Fenster blickte und dem Schnee beim Fallen zusah. Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Ich konnte nicht sagen, ob sie sauer auf mich, ihren Vater oder sonst wen war. Auch ob sie überhaupt sauer war, konnte ich nicht sagen. Sie hatte ein erstaunlich gutes Pokerface. Nach einer Weile fasste ich mir ein Herz und sprach sie an. „Und, wie lebt es sich so in Finnland?“ etwas besseres fiel mir in dem Moment nicht ein. „Ganz gut. Im Winter ist es halt kalt.“ Kam die Antwort zurück, ohne dass sie mich ansah. „Stimmt. Wesentlich kälter als in Deutschland.“ Lachte ich etwas verlegen und Suvi nickte. Also gab ich es auf. Wenn sie sich nicht mit mir unterhalten wollte, dann würde ich sie auch zu nichts zwingen.
Nach einer, ehrlich gesagt ziemlich langweiligen Fahrt, hielten wir vor einem hübschen Haus und ich öffnete die Türe. Alle stiegen aus und Samu hob die Koffer aus dem Kofferraum, während Suvi schon einmal zur Haustür ging und diese aufschloss. Sie öffnete die Türe und forderte mich mit einer Handbewegung dazu auf, hinein zu gehen. Lächelnd nickte ich und trat ein. “Papa! Komm!” rief ich nach draußen und wenig später kam Papa fröhlich grinsend herein. “Danke, Suvi.” sagte er zu dem Mädchen. Sie nickte stumm und kam hinter uns herein, während Samu das Auto abschloss. Dann kam er herein und blickte zu seiner Tochter. “Sanalla sanoen, Suvi.” sagte er. Ich konnte zwar etwas finnisch, aber damit war ich dann auch etwas überfordert. Suvi seufzte und folgte ihrem Vater in eine Treppe nach oben. Verwirrt standen Papa und ich im Hausflur und sahen uns an. “Äh, geht schon einmal in… the livingroom. Wir kommen gleich.” rief Samu und streckte den Kopf den Treppenaufgang nach unten. Ich fing an zu grinsen und nickte. Papa öffnete eine Tür und wir betraten ein hübsch eingerichtetes Wohnzimmer. Was Samu und Suvi dort oben besprachen, interessierte mich schon etwas, aber ich würde nicht fragen.

PoV. Suvi:
“Auf ein Wort, Suvi.” forderte Papa mich auf finnisch auf und ging die Treppe hinauf. Genervt folgte ich ihm. Was hatte ich nun schon wieder verbrochen?
Er betrat neben mir mein Zimmer und schloss die Türe hinter sich. “Was hast du für ein Problem mit Laila und Nico?” fuhr er mich sofort an und ich funkelte zurück. “Mit Nico habe ich kein Problem.”
“Aber mit Laila. Und ich will wissen, warum.” 
“Hm, vielleicht weil sie mir meinen Vater wegnimmt?” zischte ich. “Sie nimmt mich dir doch nicht weg!” rief Papa aus und ich schüttelte den Kopf. “Natürlich nicht.” murmelte ich, ging zum Fenster und sah hinaus. “Nein, tut sie nicht. Und jetzt reiß dich gefälligst zusammen.”
“Jawohl, Vater!”
“Wenn du dich beruhigt hast, dann komm runter.”
“Jawohl, Vater.”
Kopfschüttelnd verließ Papa den Raum. Es brachte ihn immer auf die Palme wenn ich ihn “Vater” nannte. Er kam sich dann immer so streng vor, aber er wollte nicht streng sein. Und genau das war der Grund, warum ich ihn so nannte, wenn ich sauer war. Plötzlich kam mir ein Gedanke. Papa sagte, wenn ich mich beruhigt habe, soll ich runter gehen. Aber ich beruhige mich einfach nicht so schnell. Dann muss ich mich auch nicht mit irgendwem unterhalten. dachte ich und warf mich auf mein Bett. Den Kopf versenkte ich in meinem Kissen und weinte. Erst als ich mich ausgeweint hatte, hob ich den Blick wieder, drehte mich um und beobachtete das Poster von Unholy Ground, welches seit fünf Jahren an meiner Wand hing. Diesen Kampf, werde ich nicht verlieren. Kannst du vergessen!

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Hallo,
Ich wünsche euch einen fabelhaften 1. Mai und hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
Hab euch lieb,
Thi

(PAUSIERT) IHRE Töchter (SEINE Tochter special)Where stories live. Discover now